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Dieses Skript
stellt in etwa die gesamten Vorlesungsfolien der Vorlesung Sozialpsychologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf dar. Diese wiederum lehnt sich an das Lehrbuch Sozialpsychologie
von Elliot Aronson, Timothy Wilson und Robin M. Akert (Pearson Studium; Auflage: 6. Auflage. [12. Dezember 2008]) an.
Der modulare Aufbau wird durch die Einrückungen kenntlich gemacht.
Der Übersichtlichkeit halber sind die Fragen (Hyperlinks) bei ausgeklappten Texten in Rot dargestellt.
Bei den Fragen nach den zugehörigen Versuchen, die die Thesen belegen (sollen), ist das Wort Versuch
farbig hinterlegt, da diese wichtig sind und somit eher auffallen. Hier verbirgt sich als Antwort i.d.R. eine längere Aufzählung.
Der Internet Explorer stellt einige der hier verwendeten Sachen nicht dar − und ist deshalb nicht empfohlen. Getestet wurde der Inhalt mit Firefox, womit alles bestens funktioniert.
Stand: SS2012, Version 1.0, André W.

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Sozialpsychologie
- Die Sozialpsychologie ist definiert als die Wissenschaft, die untersucht, auf welche Art und Weise menschliches Denken, Fühlen und Verhalten von der realen oder vorgestellten Gegenwart anderer Menschen beeinflusst wird.
- Die Annahme, dass der Mensch auf eine bestimmte Art und Weise handelt, weil er eine bestimmte Art von Mensch ist, nicht wegen der Situation, in der er sich befindet.
- Wahl der Spielstrategie
- Kompetitiv
- Hohes Risiko, hoher Gewinn für Einzelperson
- Kooperativ
- Niedriges Risiko, niedriger Gewinn für beide Spieler
- Versuchspersonen: Persönlichkeitsmerkmal
- Name des Spiels
- Wall Street Spiel
- Gemeinschaftsspiel
- Ergebnis:
- Hieß das Spiel
Wall Street Spiel
reagierten 2/3 der Beteiligten konkurrenzorientiert
- Nur 1/3 der Beteiligten reagierte konkurrenzorientiert, wenn das Spiel
Gemeinschaftsspiel
hieß
- Interpretation:
- Vor allem das situative Merkmal (der Name des Spiels) wirkte sich auf das Verhalten der Spieler aus.
- Konstruktion sozialer Wirklichkeit
Das Axiom, dass die individuelle Wahrnehmung der Realität ein Konstruktionsprozess ist, der durch kognitive Prozesse (die Art und Weise, wie Informationen verarbeitet werden) und durch soziale Prozesse (Einfluss von anderen, die entweder tatsächlich anwesend sind oder imaginär
) geformt wird.
- Allgegenwärtigkeit sozialen Einflusses
Das Axiom, dass andere Menschen praktisch permanent die Gedanken, Gefühle und Verhalten beeinflussen, unabhängig davon, ob sie physisch anwesend sind oder nicht.
- dem Bedürfnis das eigene Selbstwertgefühl zu erhalten (hedonistischer Ansatz: der Mensch will immer glücklich sein)
und / oder
- dem Bedürfnis von sich selbst und der sozialen Umwelt ein möglichst genaues Bild zu entwerfen (der Ansatz der sozialen Kognition; rationalistischer Ansatz: es geht nicht darum glücklich zu sein, sondern weise zu sein)
- Die subjektive Deutung/Interpretation der Erscheinungen des sozialen Umfeldes.
- Die Bewertung des eigenen Selbst − das heißt das Ausmaß, in dem der Mensch sich selbst als gut, kompetent und anständig einschätzt.
- Wie Menschen über sich selbst und die soziale Welt denken; genauer gesagt, wie sie soziale Informationen auswählen, interpretieren, erinnern und nutzen, um Urteile zu fällen und Entscheidungen zu treffen.
- Die Sozialpsychologie ist definiert als die Wissenschaft, die untersucht, auf welche Art und Weise menschliches Denken, Fühlen und Verhalten von der realen oder vorgestellten Gegenwart anderer Menschen beeinflusst wird.
- Beschreibung
- Erklärung
- Vorhersage
von Verhalten und Erleben.
- Naturwissenschaftliche Methoden
- Methode: logische Urteilsbegründung
- Der Welt der Körper und der Welt des Geistes liegen eine vorgegebene Ordnung (der Vernunft) zugrunde.
- Methode: Beobachtung
- Es gibt keine vorgegebene Vernunftordnung. Nur die Erfahrung kann erklären, wie die Welt ist.
- Z. B. Beobachtung, Korrelative u. experimentelle Methoden
- Geisteswissenschaftliche Methoden
- Beobachtung von Alltagsphänomenen
- Unzufriedenheit mit bestehenden Theorien
- Widersprechende Forschungsergebnisse
- Bezug auf bestehende Theorien!
- Deskriptive Forschung
- Korrelative Forschung
- Experimentelle Forschung
Deskriptive Forschung
- Beschreibung
- Hypothesengenerierung
- Beobachtung (frei oder strukturiert)
- Interview (frei oder strukturiert)
- Dokumentenanalyse
- Beobachtungs- und Interviewdaten können grundsätzlich auch in korrelativen oder experimentellen Studien eingesetzt werden!
- Effektiv zur Hypothesengenerierung
- kostengünstig
- Bezug auf Stichprobe, nicht auf Population
- Keine Übertragung auf andere Situationen oder Personen möglich
Korrelative Forschung
- Eine Technik, bei der zwei oder mehr Variablen systematisch gemessen und die Beziehung zwischen ihnen (z. B. wie viel von einer der Variablen durch die andere vorhergesagt werden kann) bestimmt wird.
- −1 < r < +1
- Negative Korrelation: r < 0
- Positive Korrelation: r > 0
- Keine Korrelation: r = 0
- Kausale Richtung ist unklar. Man weiß nicht, welcher Faktor den anderen beeinflusst.
- Es könnte einen Einfluss einer Drittvariablen geben. Z. B. statt, dass A → B oder B → A, könnte auch gelten C → A & B
- Korrelation zwischen dem Fernsehkonsum gewalttätiger Sendungen (A) und der Aggressivität bei Kindern (B)
- A → B: gewalttätiges Fernsehen macht Kinder aggressiver
- B → A: aggressive Kinder schauen mehr gewalttätiges Fernsehen
- C → A & B: gewalttätiger Erziehungsstil der Eltern
- Geringerer Aufwand (Zeit und Geld) als im Experiment.
- Untersuchung von Phänomenen, die aus ethischen Gründen im Experiment schwer/nicht umzusetzen sind.
Experimentelle Forschung
- Aussagen über vorhandene Kausalitäten.
- Die unabhängige Variable wird durch den VL variiert.
- Abgesehen von der UV/den UVs werden alle VPs gleich behandelt.
- Vor ihr wird angenommen, dass sie einen verursachenden Effekt auf das Verhalten (und [damit] auf die AV) hat.
- Die abhängige Variable wird gemessen.
- Vor ihr wird angenommen, dass sie durch die unabhängige Variable beeinflusst wird.
- Der Forscher stellt sicher, dass alle Teilnehmer identisch behandelt werden, mit Ausnahme der unabhängigen Variablen.
- Die Versuchspersonen werden den verschiedenen Versuchsbedingungen auf Zufallsbasis zugeteilt.
- Begriff für die separaten Effekte jeder unabhängigen Variablen.
- Begriff für einen kombinierten Effekt von zwei (oder mehreren) unabhängigen Variablen.
- Vorab-Bedingung: Verärgerung durch eine Frau (Priming von aggressiven Tendenzen)
- Unabhängige Variable (UV): Art des Filmes (3 Stufen)
- Aggressive Pornographie
- Nicht-aggressive Pornographie
- Talkshow-Interview
- Abhängige Variable (AV)
- Stärke der Elektroschocks in einem fiktiven Lernexperiment
- Coverstory: Diskussion über Probleme bei Collegestudenten
- Wahrung der Anonymität
- Einzelkabinen
- Akustische Verbindung zwischen Teilnehmern
- Vorgetäuschter epileptischer Anfall
- Unabhängige Variable (UV)
- Anzahl der Diskutanten (Konfidenten des Versuchsleiters)
- Abhängige Variable (AV)
- Coverstory: Einführung zusätzlicher Prüfungen
- UV1: Argumente
- Schwache Argumente
- Starke Argumente
- UV2: Betroffenheit
- Niedrige Betroffenheit
- Hohe Betroffenheit
Statistik
- Nominalskala
- Ordinalskala
- Intervallskala
- Verhältnisskala
- Um zu wissen, welches statistisches Verfahren angewendet werden kann.
- Es gibt keine schlechten oder guten Skalen. Egal welches Skalenniveau, es kann alles berechnet werden. Man muss nur wissen was!
Fragen:
- Beim zwei- oder mehrfaktoriellen Design.
- Alle Methoden haben jeweils Vor- und Nachteile.
- Alle 3 Methoden sind neutral → kein gut, kein schlecht.
Statistik
Deskriptive Statistik
- Mit allen Daten:
- Beobachtungsdaten
- Korrelationsdaten
- Experimentellen Daten
- Mittelwert (MW; od. AM = arithmetisches Mittel)
- Varianz
- Standardabweichung
- Alle Werte zusammen zählen, dann durch die Anzahl der Daten teilen → mittl. Wert über alle Daten hinweg.
- Um (immer) positive Werte zu erhalten → sonst (wenn nicht quadriert) kommt man in der Summe auf Null.
- Standardabweichung = Wurzel(Varianz)
Inferenzstatistik
- Schätzung von Populationsparametern
- AM = Schätzwert für μ
- σ̂ = Schätzwert für σ
- Testen von Hypothesen
- H0: Es besteht kein Gruppen- (Treatment-) Unterschied
- H0: μ1 − μ2 = 0
- H1: Es besteht ein Gruppen- (Treatment-) Unterschied
- H1: μ1 − μ2 ≠ 0
- Da nicht die ganze Population untersucht wird.
- Können immer nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit gemacht werden.
- α-Fehler (Fehler 1. Art)
- Entscheidung für H1, obwohl die H0 gilt
- Es wird ein Zusammenhang gefunden, der nicht existiert =
falscher Alarm
- β-Fehler (Fehler 2. Art)
- Entscheidung für H0, obwohl die H1 gilt
- Es wird ein tatsächlich existierender Zusammenhang übersehen
- α-Fehler meistens 5%
- β-Fehler meistens 20%
- Immer wenn es darum geht etwas Schädliches/Gefährdung von Menschen od. Gesundheit zu vermeiden.
- Intervallskalenniveau
- Unabhängige Stichproben
- Normalverteilung
- Varianzenhomogenität
- Signifikanz ist empirisch abhängig von
- Ausmaß der Mittelwertsdifferenz
- Ausmaß der Varianz
- Signifikanz ist abhängig von der Versuchsplanung
- Freiheitsgrade: df = n1+n2−2 (Anzahl der Versuchspersonen)
- Wahl des α-Fehlers
Fragen
- Es gibt nicht DAS Kriterium (von 5% od. ähnlich).
- Es ist eine ethische Frage wo α- und β-Fehler anzusiedeln sind → die Konsequenzen sind entscheidend!
- Der Forscher ist selbst verantwortlich was er tut; was er mit der Statistik macht.
- Statistik ist nur Hilfsmittel → kann nicht die Verantwortung ersetzen!
Validität
- Validität (Gültigkeit) bezieht sich darauf, wie gerechtfertigt die Schlussfolgerungen sind, die aus den Forschungsbefunden gezogen werden.
- Das Ausmaß, in dem
nur
die unabhängige Variable die abhängige Variable beeinflusst.
- Kontrolle aller relevanten Störvariablen
- Zufallszuordnung der Probanden zu den Bedingungen
- Das Ausmaß, in dem die Ergebnisse einer Studie auf andere Situationen und andere Personen übertragbar sind.
- Situation
- Psychologischer Realismus (VPs nehmen die Versuchsbedingungen ernst)
- Coverstory (nur realistisches Verhalten der VPs, wenn der Zweck der Studie nicht erkannt wird)
- Person
- Teilnehmer müssen auf Zufallsbasis aus der Population gewählt werden (und wenn z. B. nur Studierende untersucht → dann auch nur auf Studierende übertragbar)
- Beides wichtig und meistens geht das eine auf Kosten des anderen. Alle Störvariablen ausschließen → dann nicht mehr lebensnah; und umgekehrt: wenn sehr lebensnah → dann auch (zu) viele Störvariablen.
- Wenn man eine Hypothese über etwas Neues testet (was noch nicht überprüft wurde), eher die interne Validität höher gewichten, da ja erstmal ein Effekt gefunden werden soll. Würde man gleich im Feld testen, würde man wohl eher weniger einen Effekt finden.
- Intern vs. extern: weder gut noch schlecht → hängt von Fragestellung/Forschungsstand ab.
- Konstruktvalidität
- Operationalisierung von UV und AV
- Konfundierung von Variablen
- Z. B. Person oder Geschlecht des VL
- Soziale Erwünschtheit
- Nichtreaktive Messung (z. B. durch Coverstory)
- Postexperimentelle Befragung
- Versuchsleitereffekte
Techniken der Datenerhebung
- Beobachtungsmaße
- Selbstbeurteilungsmaße
- Implizite Messinstrumente
Beobachtungsmaße
- Operationale Definition von Verhaltenseinheiten (z. B. was sind Indikatoren für
Hilfeverhalten
?)
- Segmentierung des Verhaltensstromes (in einzelne Zeiteinheiten)
- Teilnehmende Beobachtung (VL ist [verdeckter] Teil der Gruppe)
- Nicht teilnehmende Beobachtung
- Problem: Reaktivität (der Messvorgang verändert das zu messende)
- Selbstbeobachtung
- Freie Beobachtung
- Keine quantitative Verhaltensbeschreibung
- Hypothesengenerierend
- Entwicklung operationaler Verhaltenseinheiten
- Systematische Beobachtung
- Zeitstichprobe
- Bei hochfrequenten Verhaltenseinheiten
- Ereignisstichprobe
- Bei niedrigfrequenten Verhaltenseinheiten
- Zentrale Tendenz (Tendenz eher neutral bewerten)
- Fehler der Milde oder Großzügigkeit
- Implizite Persönlichkeitstheorie (aufgrund eines Merkmals eines Menschen auf andere Menschen schließen; z. B. körperl. Attr. wird mit Intelligenz assoziiert)
- Kriterienverschiebung (je länger beob. desto spezifischer die beobachteten Kriterien; mit Erfahrung wird dann anders bewertet)
- Stichprobenfehler (Ort, Zeit)
- Vorteile
- Anwendung unter geringen finanziellen Ressourcen
- Anwendung im Feld
- Hypothesengenerierung
- Nachteile
- Keine Erfassung intrapsychischer Prozesse (Wahrnehmung, Emotion, Kognition)
- Riskant: Beobachtungsfehler
Selbstbeurteilungsmaße
- Interview
- Freies Interview (frei, aber hypothesengeleitet; eher zu Beginn des Forschungsprozesses)
- Halbstrukturiertes Interview (Fragen sind vorgegeben)
- Strukturiertes Interview (ganz an den Wortlaut der Fragestellung halten; größte interne Validität)
- Fragebögen
- Selbstbeurteilungs-Skalen (z. B. Erfassen von emotionalen Zuständen)
- Unipolar vs. Bipolar
- Distinkt vs. Analog
- In erster Linie eine Zeitfrage → Fragebögen weitaus schneller (in kurzer Zeit viele Antworten zu erhalten)
- Bei Fragebögen eher soz. Erwünschtheit und eher Demotivation
- Interview: eher an subjektiv relevante Daten kommen; höhere ext. Validität
- Vorteile
- Erfassung intrapsychischer Prozesse
- Schneller, preiswerter und einfacher durchführbar als Beobachtungen
- Probleme
- Soziale Erwünschtheit
- Mögliche Lösungen
- Anonymität
- Keine
richtigen
oder falschen
Antworten
- Versuchsteilnehmer als Forschungspartner
- Introspektionsfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
Implizite Messinstrumente
- Nichtreaktive Messinstrumente
- Reaktionslatenzen
- Priming-Techniken
- Emotional priming: woman as prime and target
- primes (10 msec); mask (10 msec); target (50 msec)
- fearful; happy; angry
Ethik
- Einverständniserklärung
- Täuschung / Debriefing
- Freiwilligkeit der Teilnahme
- Möglichkeit von jederzeitigem Zurückziehen der Teilnahme, ohne Nachteile zu haben
Wie der Mensch soziale Informationen
- auswählt, interpretiert,
- abspeichert und abruft
- und zur Urteilsbildung und Entscheidungsfindung weiterverwendet.
Automatisches Denken
- unbewusst
- unwillkürlich (nicht intentional)
- nicht zielgerichtet [im Ggs. zum kontrollierten Denken → zielgerichtet]
- ohne Anstrengung (ohne hohe energetische Kosten) [heißt, viele automatische Prozesse können parallel ablaufen]
Schemata
- Schemata = kognitive Strukturen um Wissen in Themenbereiche oder Kategorien bezüglich der sozialen Welt zu organisieren.
- Andere Menschen
- Soziale Gruppen (Stereotype)
- Verhaltensepisoden unter spezifischen Randbedingungen (Skripte)
Funktionen
- Je mehrdeutiger und zweifelhafter eine Information ist, desto eher werden Schemata herangezogen, um die Wahrnehmungslücken zu füllen.
- Um Verhalten (angepasst) einsetzen zu können; schnelle Entscheidungen treffen, wenn (zu) wenig Zeit ist.
- Um unsere Umwelt zu ordnen, ihr einen Sinn zu geben und um unsere Wissenslücken zu schließen.
- Jede Situation/jedes Verhalten müsste in jeder Sekunde bewusst neu überdacht/völlig neu analysiert werden → ständig und immer wieder. Dies wäre kognitiv nicht zu erreichen; jeder Mensch wäre damit überfordert und würde im Wahn landen. Der Mensch wäre nicht denk- und handlungsfähig; nicht überlebensfähig. Nur mit Schemata ist es möglich auf Situationen und Personen(gruppen) angemessen zu reagieren.
Schema-konsistente Erinnerungsrekonstruktion
- Wird bevorzugt gespeichert und erinnert.
- Wird bevorzugt ignoriert und vergessen.
- So, dass sie eine Konsistenz mit dem vorhandenen Schema aufweisen.
- Sozialpsychologie nimmt an, dass Menschen nicht in der Lage sind, Ereignisse so zu erinnern, wie sie stattgefunden haben.
- 1. Versuchssitzung: Lesen einer Geschichte
- Geschichte über Barbara und Jack: zwei Gruppen = Jeweils gleiche Geschichte, jedoch unterschiedliches Ende:
- Heiratsantrag
- Vergewaltigung
- 2. Versuchssitzung (nach 2 Wochen): Erinnerungstest (es werden Sätze wiedergegeben, die tlw. vorhanden waren und tlw. neu sind)
- Schema: Heiratsantrag
- Jack wollte, dass Barbara seine Eltern kennenlernt
- Jack überreichte Barbara ein Dutzend Rosen
- Schema: Vergewaltigung
- Jack trank sehr gerne Alkohol
- Frauen waren nicht so begeistert von Jack
- Ergebnisse:
- Bedingung Heiratsantrag: Mehr falsch erinnerte Details zum Thema
Heiratsantrag
als zum Thema Vergewaltigung
- Bedingung Vergewaltigung: Mehr falsch erinnerte Details zum Thema
Vergewaltigung
als zum Thema Heiratsantrag
- Dass wir nicht erinnern was war, sondern was zum Schema passt.
Zugänglichkeit und Priming
- Welches Schema in einer bestimmten Situation zur Anwendung gebracht wird, ist von der Zugänglichkeit und vom Priming abhängig.
- Das Ausmaß, zu dem Schemata und Konzepte gedanklich greifbar sind und daher aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Urteilsbildung über die soziale Welt Verwendung finden.
- Intensive Erlebnisse in der Vergangenheit (chronische Zugänglichkeit)
- Erlebnisse in der jüngeren Vergangenheit
- Aktuelle Erlebnisse (Priming)
- Ein Prozess, bei dem gerade Erlebtes die Verfügbarkeit eines Schemas, einer Persönlichkeitseigenschaft oder eines Konzeptes verstärkt.
Priming durch Wortlisten: Coverstory: VPs wurde gesagt, dass sie 2 unabhängige Tests absolvieren sollten:
- 1. Test: Farben identifizieren und Wörterliste auswendig lernen
- negativ: waghalsig, eingebildet
- positiv: abenteuerlustig, selbstsicher
- 2. Test: Lese- und Verständnisfähigkeit
- Geschichte über Donald lesen und dann seine Persönlichkeit beurteilen. Die Geschichte war so formuliert, dass sie zweideutige Informationen über Donald zusammenfasst.
- Ergebnisse:
- Wurden im ersten Test negative Wörter eingeprägt, wurde Donald von ≈ 10% der VPs positiv bewertet.
- Wurden im ersten Test positive Wörter eingeprägt, wurde Donald von ≈ 70% der VPs positiv bewertet.
- Interpretation:
- je nachdem welche Geschichte zuvor gelesen wurde, wurde die (potenziell positive) Bewertung von Donald enorm beeinflusst
- Voraussetzung: zweideutig; es kommen Schemata zu Anwendung, die zuvor geprimet wurden
Priming von Stereotypen. VPs (Studie mit Frauen) wurde gesagt, es seien 3 unabhängige Tests. Es geht um Priming = aktuelle Aktivierung von Schemata = hier Stereotyp
Frauen
.
- Aufgabe
- 1. Mathe-Test
- 2. Leseverständnis
- 3. Mathe-Test
- Text zum Leseverständnis: 4 unabhängige Bedingungen: G, E, ND, S
- (G) Geschlechtsunterschiede im Mathematikverständnis sind genetisch bedingt
- (E) Geschlechtsunterschiede im Mathematikverständnis sind erfahrungsbedingt
- (ND) Es gibt keine Geschlechtsunterschiede im Mathematikverständnis
- (S) Allgemeine Stereotypen über Männer und Frauen
- Ergebnisse:
- In den Bedingungen (S) und (G) (Aktivierung vom Schema = Stereotyp
Frauen
) gingen die Mathematikleistungen rapide herunter.
- Interpretation:
- Priming beeinflusst auch die Wahrnehmung von sich selbst.
- Präsentation (emotionaler) Wörter oder Bilder unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.
- Wenn Informationen subliminal (nur unbewusst) wahrgenommen/verarbeitet werden, können Entscheidungen (über Personen/sich selbst...) und Wahrnehmung durch Priming-Prozesse beeinflusst werden.
- Priming ist ein automatischer/unbewusster Prozess.
Perseveranzeffekt
- Dauerhaftigkeit von Schemata
- Ein Beharren auf Annahmen bezüglich der eigenen Person sowie auch der sozialen Welt, auch nachdem die realen Grundlagen dieser Annahmen widerlegt worden sind.
- 1. Versuchsteil
- Coverstory: VPs sollten reale von fiktiven Suizid-Briefen unterscheiden
- 2 Bedingungen: Erfolgsfeedback vs. Misserfolgsfeedback
- Messung der physiologischen Reaktion
- 2. Versuchsteil
- Erklärung über zufälliges Feedback: Den VPs wurde gesagt, dass das erhaltene Feedback (positiv vs. negativ) nur zufällig war
- 3. Versuchsteil
- Einschätzung der eigenen Fähigkeiten
- Ergebnisse:
- Die Selbsteinschätzung über richtig beantwortete Aufgaben im Test war bei den VPs mit Erfolgsfeedback deutlich größer als bei denen mit Misserfolgsfeedback.
- Auch bei der Einschätzung, wie gut die VPs bei einem weiteren Versuch der Unterscheidungsaufgabe wären, haben die VPs mit Erfolgsfeedback eine deutlich größere korrekte Anzahl der Aufgaben vorausgesagt, als diejenigen mit Misserfolgsfeedback.
- Interpretation:
- Auch nachdem die VPs erfahren hatten, dass das Feedback unbegründet war, hatten sie diese Beispiele noch im Kopf, und so dachten sie weiterhin, dass sie dieser Aufgabe besonders gut oder besonders schlecht gewachsen waren.
Sich selbst erfüllende Prophezeiungen/self-fulfilling prophecy
- 1. Man hat eine bestimmte Erwartung von einer anderen Person und ihrem Verhalten, die
- 2. wiederum das eigene Verhalten gegenüber dieser Person beeinflusst, die
- 3. sich daraufhin mit den ursprünglich gehegten Erwartungen konsistent verhält und so dafür sorgt, dass diese Erwartungen zur Realität werden
- 1. ich erwarte, dass eine andere Person unfreundlich ist und werde mich auch so mit ihr in Kontakt begeben
- 2. ich werde unfreundlich zu ihr sein, woraufhin sie
- 3. entsprechend unfreundlich zurück reagiert = die Erwartung wurde erfüllt
Rosenthal & Jacobson (1968)
Pygmalioneffekt
:
- Design der Studie
- Grundschule (1.-6. Klasse): Durchführung von Intelligenztests. Bezeichnung der Tests als Test, die zukünftige Entwicklung von Kindern vorhersagen können.
- 20% der Kinder werden per Zufall ausgewählt (Experimentalgruppe; EG). Rückmeldung an die Lehrer, bei diesen Kindern sei mit einem außergewöhnlichen, intellektuellen Wachstum zu rechnen.
- Acht Monate später erneuter Intelligenztest.
- Hauptergebnisse
- Der IQ-Zuwachs in der Experimentalgruppe (EG) war signifikant höher als in der Kontrollgruppe (KG).
- Der stärkste Zuwachs wurde bei den Kindern in den ersten beiden Klassen beobachtet: einen Zuwachs von 20 IQ-Punkten und mehr zeigten 19% der KG, aber 47% der EG.
- Interpretation:
- Lehrer haben eine Erwartung; verhalten sich anders: geben schwierigere Aufgaben = größere Herausforderungen; besser zum Lernen; bessere Förderung = Interaktionen mit den Lehrern; geben mehr positives Feedback = Erfolgsfeedback; Gegenüber (Schüler) verhalten sich erwartungsgemäß; Selbstwert wird steigen; mit höherem Selbstwert (+ höhere internale Kontrollüberzeugung) schafft man höhere Leistung
- Die Schüler sind nicht intelligenter; sind nur anders behandelt worden
Urteilsheuristiken
- Mentale Abkürzungen, die Menschen zur schnellen und effizienten Urteilsbildung (Entscheidung) verwenden.
- Unsicheren Informationen
- Zu vielen konkurrierenden Schemata
- Wenn keine Schemata vorhanden sind
- Verfügbarkeitsheuristik
- Repräsentativitätsheuristik
Verfügbarkeitsheuristik
- Eine Faustregel, nach der ein Urteil darauf basiert, wie leicht ein bestimmter Gedächtnisinhalt abrufbar ist.
- Diagnose bei Ärzten
- Häufigkeit von spektakulären Todesereignissen wird überschätzt (Presseberichte)
- Bewertung der eigenen Selbstsicherheit
- 1. Versuchsteil (4 unabhängige Gruppen). VPs sollen jeweils 6 vs. 12 Bsp. für selbstsicheres vs. selbstunsicheres Verhalten erinnern. [VLs gehen davon aus, dass 6 Beispiele leicht zu erinnern sind, 12 dagegen schwer.]
- Erinnerung an selbstsicheres Verhaltens (2 Untergruppen)
- Erinnerung an selbstunsicheres Verhalten
- 2. Versuchsteil
- Einschätzung der eigenen Selbstsicherheit
- Ergebnisse:
- VPs, die selbstsicheres Verhalten erinnern sollten
- VPs, die 6 Beispiele erinnern sollten, schätzten sich als selbstsicherer ein als VPs, die 12 Beispiele erinnern sollten
- VPs, die selbstunsicheres Verhalten erinnern sollten
- VPs, die 6 Beispiele erinnern sollten, schätzten sich weniger selbstsicher ein als VPs, die 12 Beispiele erinnern sollten
- Interpretation:
- Erinnerung an selbstsicheres Verhalten: 6 Beispiele sind leicht(er) zu erinnern. Da es ihnen leicht eingefallen ist, denken die VPs selbstsicher zu sein. 12 Beispiele sind schon deutlich schwerer zu erinnern, beim 7. bis 8. muss man viel überlegen. Die VPs denken dann eher nicht so selbstsicher zu sein.
- Umgekehrt genauso (Erinnerung an selbstunsicheres Verhalten): 6 Beispiele werden relativ leicht erinnert. Es erfolgt ein Abruf (Verfügbarkeit) als selbstunsicher. Da 12 Beispiele schwerer erinnert werden können, liegt hier die Verfügbarkeit darauf, selbstsicherer zu sein.
- → Verfügbarkeit spielt also selbst bei so etwas wie Selbsteinschätzung eine Rolle.
Repräsentativitätsheuristik
- Mentale Abkürzung, bei der etwas danach klassifiziert wird, wie ähnlich es einem Prototyp ist.
- Gemäß der Repräsentativitätsheuristik wird die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person (Objekt, Ereignis) einer bestimmten Kategorie angehört nach der Ähnlichkeit beurteilt, die die Person mit der Kategorie aufweist (unabhängig von der Basisrate der Kategorie).
- Beschreibung der Interessen: Modellflugzeuge, Schach, Computer
- Frage nach Beruf: Lehrer oder Physiker?
- Da die Beschreibung am besten auf den Physiker passt (repräsentativ für Physiker ist), wird das die häufigste Antwort sein. Da es aber sehr viel mehr Lehrer gibt, ist die Wahrscheinlichkeit also größer, dass es ein Lehrer ist.
- 6 Münzwurfe ergeben: ZZZZZZ
- Frage: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für K beim nächsten Wurf?
- Oft wird erwartet, da Menschen eine Zufallsreihenfolge im Kopf haben, dass als nächstes K kommt. Die Wahrscheinlichkeit ist immer noch .5. Die Unabhängigkeit der Ereignisse wird außer Acht gelassen!
Bedeutung unbewusster Prozesse
- 12 Informationen über jede von vier Wohnungen (sehr viele Informationen in sehr kurzer Zeit)
- Präsentationsdauer jeweils 4 s
- AV: Wahl der vorteilhaftesten Wohnung
- UV:
- Unmittelbare Entscheidung [erste Gruppe:
Intuition
]
- Drei Minuten bewusstes Nachdenken [zweite Gruppe: längeres nachdenken und abwägen]
- Drei Minuten unbewusstes Nachdenken (Rechen-Distraktoraufgabe) [dritte Gruppe: konnte nur unbewusst darüber nachdenken]
- Ergebnisse:
- Am besten schnitten die VPs der Gruppe
unbewusstes Nachdenken
ab.
- Interpretation:
- Da die VPs aus dieser Gruppe nicht bewusst über die Wohnungen hatten nachdenken können, musste etwas anderes abgelaufen sein und zur besten Entscheidung geführt haben.
- Automatisches unbewusstes Denken hat einen weitaus größeren Einfluss, als man bisher meinte und diese Form des Denkens kann zu guten Entscheidungen führen.
Kontrollierte Denkprozesse
- bewusst
- zielgerichtet
- freiwillig/willentlich
- unter Aufwand von Anstrengung [ein bis maximal 2 kontrollierte Denkprozesse können gleichzeitig ablaufen]
- wenn Situation unvorhersehbar
- wenn subjektiv bedeutsam
Kontrafaktisches Denken
- Es werden ein oder mehrere Aspekte der Vergangenheit in Gedanken verändert, als ein Versuch sich vorzustellen,
was gewesen wäre, wenn...
.
- Die emotionalen Reaktionen des Menschen auf eine Situation.
- Je einfacher ein Resultat mental ungeschehen zu machen ist. Und dann wird kontrafaktisches Denken eingeleitet.
- Plötzlicher Tod eines geliebten Menschen
- Z. B. wenn man eine Sekunde vorher gebremst hätte, wäre dies nicht passiert = wäre leicht zu ändern gewesen. Verändert besonders die emotionale Reaktion.
- Anders wenn der Mensch schon lange krank war und der Tod eine Erlösung war = lässt man Gedanken schnell wieder los.
- Silbermedaillengewinner
- Bronzemedaillengewinner sind glücklicher als Silbermedaillengewinner.
- Silbermedaillengewinner denken: hätte ich doch nur (...), dann hätte ich den ersten Platz.
- Bronzemedaillengewinner denken: super, eine Medaille, ersten Platz hätte ich sowie so nicht geschafft.
Kontrollierte Unterdrückung von Gedanken
- Beim Unterdrücken von Gedanken wird versucht, die Gedanken an etwas zu vermeiden, was man lieber vergessen würde.
- Selbstwertbedrohliche Information abzuwehren.
Durch die Interaktion zweier Prozesse:
- Monitor
- Der automatische Teil des Systems.
- Sucht nach Hinweisen darauf, dass der zu verdrängende Gedanke gleich ins Bewusstsein vordringen wird (Suche nach unerwünschten Gedankeninhalten).
- Nach der Identifizierung des ungewollten Gedankens kommt der kontrolliertere Teil des Systems ins Spiel.
- Operator
- Kontrollierte Informationsverarbeitung.
- Der Versuch sich abzulenken, indem man sich ein anderes Thema sucht (Ablenkung der Aufmerksamkeit).
- Schwächung des Operators bei Müdigkeit/Ablenkung
- Vorgabe: Keine sexistischen Antworten bei Satzvervollständigung (mit der Vorgabe wurde hingewiesen: man könnte auch sexistische Antworten geben)
- UV: lange vs. kurze Antwortzeit
- Ergebnisse:
- Keine sexistischen Antworten zu geben hat bei langer Antwortzeit geklappt
- Bei kurzen Antwortzeiten hingegen nicht, dort wurden mehr sexistische Antworten gegeben, als bei der Basisrate
- Interpretation:
- Bei langer Antwortzeit konnte der Operator eingreifen und die Informationsverarbeitung lenken und somit sexistische Antworten vermeiden.
- Bei kurzen Antwortzeiten konnte der Operator nicht greifen und automatische Informationsverarbeitung setzte ein.
Nonverbales Verhalten
um
- Emotionen zu kodieren oder auszudrücken,
- Einstellungen mitzuteilen,
- Persönlichkeitseigenschaften zu kommunizieren,
- den verbalen Ausdruck zu erleichtern und zu regulieren.
- Mimik
- Gestik
- Körperhaltung und -bewegung
- Tonfall
- Berührung
- Blickkontakt
- Chemische Signale
Mimischer Ausdruck
Charles Darwin
Um als Art optimal überleben zu können.
- Ekel = Vermeidung Verdorbenes zu sich zu nehmen. Wird von anderen gesehen = Art kann besser überleben.
- Wut
- Angst
- Überraschung
- Ekel
- Freude
- Traurigkeit
- Interkulturelle Universalität
- Schnelle Adaption an phylogenetisch bedeutsame Ereignisse
- Kommunikative Funktion
- Isolierter Volksstamm in Neuguinea kann Mimik von Amerikanern passenden Geschichten zuordnen
- Amerikaner erkennen die Mimik der Stammesangehörigen
- Ärger-Gesichter werden in einer Menschenmenge schneller gefunden als andere Emotionsausdrücke.
- [Wut und Angst werden am schnellsten prozessiert, da am ehesten bedrohlich für das eigene Überleben.]
- Tiere (z. B. Angst vor Spinnen, Schlangen)
- Menschen (Angst vor Menschen = soziale Phobie)
- Natur-Ereignisse (z. B. Höhenangst [bedeutsam; Ereignis, wo Menschen sich schützen sollen])
Förderung des Überlebens und der Zeugungsfähigkeit durch effektive Stimulusbewertung und Handlungsvorbereitung
- Duchenne-Lächeln = vollständiges Lachen
- Der Augenringmuskel steht nicht unter bewusster Kontrolle. Es wird nur mit dem Mund gelächelt.
- Erkennen von Affektmischungen
- Kognitive Kontrolle von Mimik
- Kulturspezifische Darstellungsregeln
- Wütende Abscheu: Wut (Augen) + Abscheu (Mund)
- Freudige Überraschung: Überraschung (Augen) + Freude (Mund)
- Bilder von Verletzungen, biographische Information über Abgebildete
- Instruktion:
- EG: Gefühle nicht zeigen
- KG: Einfach nur anschauen
- Ergebnisse (EG):
- Erinnerung an biographische Information sinkt
- Höhere Blutdruckwerte
- Interpretation:
- Dass die Erinnerung beim Unterdrücken von Gefühlen sinkt, kann man biologisch erklären: Amygdala und Co. (adrenerges System; Hippocampus) fallen bei emotionsloser Verarbeitung weg. Aus dem Alltag bekannt und auch wissenschaftlich untermauert.
- Westliche Kultur: Männer dürfen nicht weinen
- Japan: Frauen dürfen nicht ungehemmt lächeln
Kommunikation über andere Kanäle
- Blickkontakt
- Interpersoneller Raum und Berührung
- Gestik
Viele nonverbale Kommunikationskanäle sind stark kulturabhängig.
Emotionen sind nicht kulturabhängig.
Kommunikation ohne nonverbale Signale
- Aufgabe: VPs sollen einen Bericht zu einem Thema erstellen und eine bestimmte Emotion vermitteln
- Sarkasmus, Traurigkeit, Wut, Ernsthaftigkeit
- UV: Kommunikationswege
- Email
- Telefon
- Persönliches Gespräch
- AV: Identifikation der übermittelten Emotion durch Freunde und Fremde
- Ergebnisse:
- Kein Unterschied zwischen Freunden und Fremden
- Die antizipierte Genauigkeit des Nachrichtensenders lag deutlich über der tatsächlichen Genauigkeit des Nachrichtenempfängers = insgesamt wurde vom Empfänger tatsächlich sehr viel weniger verstanden, als was der Sender denkt vermitteln zu können.
- E-Mail lag deutlich unter Telefon und persönlichem Gespräch, die in etwa gleich waren.
Geschlechtsunterschiede
Frauen enkodieren und dekodieren nonverbale Signale besser als Männer.
- Soziale Rollen-Theorie
- Unterschiedliche Rollenerwartung durch die Gesellschaft
- Entwicklung unterschiedlicher Fähigkeiten
- Frauen bilden ein Rollenbild aus,
- üben dies über längere Zeit
- und verhalten sich entsprechend.
- Z. B. Sensibilität, Kommunikationsfähigkeit
- Auch mittels self-fulfilling prophecy zu erklären:
- Wenn von den Frauen erwartet wird, dass sie gefühlvoller sind...
- Versus bei Männern das Gegenteil.
Implizite Persönlichkeitstheorien
Eine Art von Schema, das Verwendung findet, um verschiedene Persönlichkeitseigenschaften zu
gruppieren.
Stark miteinander assoziierte Persönlichkeitseigenschaften:
- freundlich + großzügig
- hilfreich + aufrichtig
- attraktiv + warmherzig
Als Eigenschaft/Vorteil besser die Zukunft vorherzusehen, unter Anwendung dieser Gruppierungen und Schemata.
Ginge auch mit self-fulfilling prophecy zu erklären: Die Annahme wird dementsprechend vervollständigt: Man denkt, dass jemand Attraktiveres auch warmherzig ist und geht entsprechend (warmherzig) auf diesen zu...
Von Kultur und Sprache.
- 2 unterschiedliche Persönlichkeitstheorien die kulturabhängig sind (Chinesen haben kein Schema für Künstlerpersönlichkeit. Dafür gibt es in China eine shi-gú-Persönlichkeit.)
- Westliche Kultur: Künstlerpersönlichkeit: kreativ, temperamentvoll, unkonventionell
- Östliche Kultur (China): shi-gú: weltlich gesinnt, Familien-orientiert, soziale Kompetenz, reserviert
- Zwei Geschichten
- Shi gú-Persönlichkeit
- Künstler
- Drei Gruppen
- Geschichte: englisch // Leser: englisch
- Geschichte: englisch // Leser: zweisprachig
- Geschichte: chinesisch // Leser: zweisprachig
- Aufgabe
- Eindrücke über die Charaktere der Geschichte aufschreiben
- Ergebnisse:
- Es wurde untersucht, ob die VPs Charakterzüge nannten, die nicht in der Geschichte vorkamen, aber dem künstlerischen od. shi gú-Typ entsprachen.
- Englischsprachige Muttersprachler, die die Geschichte auf Englisch lasen, stimmten mit ihren Angaben weitaus mehr mit dem Künstlertyp überein, als mit dem shi-gú-Typ.
- Die Zweisprachigen, die die Geschichte auf Englisch lasen, hatten eine Vorstellung, die mit dem Künstlertyp konsistent war, aber nicht mit dem shi-gú-Typ, weil das Englische ein bequemes Etikett für den Künstlertyp liefert.
- Umgekehrt bei den die Zweisprachigen, die die Geschichten auf Chinesisch lasen. Ihr Eindruck von der shi-gú-Person stimmte stärker mit diesem Schema überein als ihr Eindruck vom Künstlertyp, weil das Chinesische ein fertiges Konzept (eine implizite Persönlichkeitstheorie) für diese Art Mensch bereitstellt.
- Interpretation:
- Die Aktivierung von impliziten Persönlichkeitstheorien ist abhängig von Kultur und Sprache.
Attributionstheorien
Eine Beschreibung, wie sich Menschen die Gründe für ihr eigenes Verhalten und das anderer Menschen erklären
.
Attributionstheorie nach Heider
Der Mensch als naiver Wissenschaftler
versucht das Verhalten anderer Menschen zu verstehen und zu erklären [mit der Intention sich besser in der sozialen Welt zurechtzufinden].
- Es gibt 4 mögliche Ursachenzuschreibungen:
- internal ↔ external und diese jeweils stabil ↔ variabel
- internal = persönlichkeitsbezogene Faktoren
- external = situationsbezogene Faktoren
- stabil = dauerhaft
- variabel = temporär
Man möchte einen gemütlichen Abend in einem Restaurant verbringen, jedoch ist die Kellnerin äußerst unfreundlich. Wahrscheinlich wird man versuchen das Verhalten der Kellnerin (bewusst oder unbewusst) zu attribuieren.
- Möglich wäre: dieses Verhalten internal (liegt an ihr) vs. external (liegt an äußeren Umständen) zu attribuieren sowie stabil (sie ist immer so) vs. variabel (sie ist nur heute so).
- internal + stabil: die Kellnerin ist eine blöde Kuh (sie ist so, also ist sie auch immer so)
- internal + variabel: die Kellnerin hat wohl ihre Tage (es liegt an der Person, ist aber nicht dauerhaft)
- external + stabil: die Kellnerin hat schlechte Arbeitsbedingungen; ist wenig motiviert länger da zu arbeiten; verhält sich so ggü. allen Kunden (nicht innerhalb der Kellnerin, aber stabil)
- external + variabel: Kellnerin hat sich heute mit ihrem Freund gestritten (private Probleme); hat (nur) heute schlechte Laune und zeigt dies nach außen; ist sonst aber freundlich (nicht innerhalb der Kellnerin, und auch nicht stabil)
Attributionstheorie nach Kelley
Der Mensch berücksichtigt drei verschiedene Arten von Informationen, um zu einer internen oder externen Attribution zu gelangen.
- Konsistenzinformationen: Informationen über die zeitliche Konsistenz mit dem ein Verhalten Y auf einen Reiz X folgt.
- Distinktheitsinformationen: Informationen über das Ausmaß, mit dem das Verhalten einer Person auf einen Reiz X spezifisch ist oder eine übliche Reaktion auf eine Vielzahl von Reizen.
- Konsensusinformationen: Informationen über das Ausmaß, mit dem andere Personen auf einen Reiz X ebenfalls mit dem Verhalten Y reagieren.
- Konsistenz: ist die Kellnerin immer unfreundlich oder nur bei diesem Gast. Über die Zeit hinweg konsistent.
- Distinktheit: Reagiert die Kellnerin auf alle Gäste oder nur auf diesen Gast. Über die Situation hinweg konsistent.
- Konsensus: Ist das in diesem Restaurant ggf. so angebracht = Kontext dieses Restaurants. Nur diese Kellnerin od. alle Kellnerinnen in diesem Kontext = typisches Kellnerinnenverhalten.
- Internale Attribution: Konsensus und Distinktheit der Handlung sind niedrig, Konsistenz ist hoch.
- Externale Attribution: Konsensus, Distinktheit und Konsistenz sind (alle) hoch.
- Wenn die Konsistenz niedrig ist (Konsensus sowie Distinktheit hoch od. niedrig), weder klar internal noch klar external. Deshalb in solchen Fällen als eine besondere Art externaler od. situationsbedingter Attribution angenommen.
- Internale Attribution (persönlichkeitsbezogene Faktoren)
- niedriger Konsensus: nur diese Kellnerin ist unfreundlich
- niedrige Distinktheit: die Kellnerin ist zu allen Gästen unfreundlich
- hohe Konsistenz: Kellnerin ist immer unfreundlich
- Externale Attribution (situationsbezogene Faktoren)
- hoher Konsensus: Unfreundlichkeit ist in dieser Kneipe angebracht; alle Kellnerinnen sind unfreundlich
- hohe Distinktheit: die Kellnerin nur zu diesem Gast unfreundlich
- hohe Konsistenz: Kellnerin ist immer unfreundlich
Korrespondenzverzerrung
Annahme, dass der Mensch auf eine bestimmte Art und Weise handelt, weil er eine bestimmte Art von Mensch ist nicht wegen der Situation in der er sich befindet.
- Die Tendenz das Verhalten anderer Menschen vorwiegend anhand internaler dispositionaler Faktoren zu erklären und somit den Einfluss dieser persönlichkeitsbedingten Faktoren zu überschätzen.
- UV: Lesen eines Essay über Castro, das pro od. contra Castro war
- Inhaltliche Position des Autors vorgeschrieben
- Inhaltliche Position des Autors freiwillig
- AV: Einschätzung der Einstellung (pro od. contra) des Autors
- Ergebnisse:
- In der Bedingung, bei der Autor keine Wahl hatte, haben die VPs bei einem Essay pro Castro die Einstellung des Autors weit mehr pro Castro eingeschätzt, als bei einem Essay das contra Castro geschrieben war.
- Interpretation:
- VPs haben Autor internal attribuiert.
- Sie haben die Information, dass die Position des Essays vollständig external bedingt war (also die Autoren keine Wahl hatten), außer Acht gelassen.
- Begrenztheit der zur Verfügung stehenden Information
- Oftmals besteht nur Information zum Konsensus
- Informationen über situationsbedingte Ursachen (Distinktheit, Konsistenz) sind oft nicht verfügbar und schwierig zu interpretieren
- Perzeptuelle Salienz
- Aufmerksamkeit gilt der Person und nicht der Situation
- Durchführung eines Gespräches, um sich kennenzulernen
- Akteure sind scheinbar Probanden, wirken aber als Versuchsleiter-Konfidenten
- Gespräch ist standardisiert
- Aufgabe der Probanden
- Ausmaß der Gesprächsführung beurteilen
- UV: Blickrichtung
- Akteur A zugewandt
- Akteur A und B zugewandt
- Akteur B zugewandt
- Ergebnisse:
- Diejenigen, die Akteur A gesehen haben/zugewandt waren, haben A als verantwortlich eingestuft
- Diejenigen, die A und B zugewandt waren, haben die Gesprächsführung als neutral eingestuft.
- Diejenigen, die Akteur B gesehen haben/zugewandt waren, haben B als verantwortlich eingestuft.
- Interpretation:
- Von demjenigen, der im Aufmerksamkeitsfokus ist (
perzeptuell salient
ist), wird angenommen, dass er für das Gespräch verantwortlich ist.
- 1. Schritt: internale Attribution: schnell, spontan, automatisch
- internale Attribution und damit auch fundamentaler Attributionsfehler = eher unterbewusst
U. U. folgt:
- 2. Schritt: externale Attribution (situative Anpassung): Anstrengung, Aufmerksamkeit
- externale Attribution = ist bewusst
Akteur-Beobachter-Divergenz
- Die Akteur-Beobachter-Divergenz versteht sich als Einschränkung des fundamentalen Attributionsfehlers:
- Die Tendenz, das Verhalten anderer Menschen in seinen Ursachen als dispositional zu betrachten aber bei der Erklärung eigenen Verhaltens, sich mehr auf situative Faktoren zu konzentrieren.
- Freie Unterhaltung zwischen zwei Akteuren
- Wird aus unterschiedlichen Blickrichtungen beobachtet
- Wird aus unterschiedlichen Blickrichtungen gefilmt
- Aufgabe der Probanden
- Ausmaß des dispositionalen (internalen) Anteils des Verhaltens der Akteure
- UV: Blickrichtung
- Beobachter A sieht Akteur A
- Beobachter B sieht Akteur B
- Kamera A sieht Akteur A
- Kamera B sieht Akteur B
- Ergebnisse:
- Der Akteur, der von den Beobachtern (direkt oder auf Video) gesehen wird, wird als mehr dispositional eingestuft.
- Sieht der Akteur sich selbst anschließend auf Video, stuft er sich selbst weitaus höher dispositional ein.
- Interpretation:
- Sehr schöner Nachweis für perzeptuelle Salienz: Was im Aufmerksamkeitsfokus ist, wird als Begründung für das Verhalten herangezogen.
- Perzeptuelle Salienz
- Begrenztheit der zur Verfügung stehenden Informationen:
- Der Akteur hat mehr Informationen zu Konsistenz und Distinktheit [der Akteur weiß genau, ich verhalte mich immer so oder sonst nie so; und schätzt sich damit selbst in einer Situation anders ein]
- Der Beobachter hat meist nur Konsensus-Informationen [der Beobachter hat nicht diese Informationen wie der Akteur; hat nur Konsensusinformation]
Selbstwertstützende Attribution
- Erfolge werden auf internale, Misserfolge auf externale Faktoren zurückgeführt.
- Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühles
- Selbstdarstellung bei anderen
- Erfolge = internale Faktoren: die gute Klausurnote ist durch meine Intelligenz bedingt und weil ich so viel gelernt habe.
- Misserfolge = externale Faktoren: die schlechte Klausurnote kommt durch die unverständlichen Fragen und weil ich nicht so viel zum lernen gekommen bin, weil ich nebenbei noch arbeiten muss.
Defensive Attributionen helfen dem Menschen bei der Vermeidung von Gefühlen der Verletzbarkeit und der Endlichkeit des eigenen Lebens.
- Unrealistischer Optimismus, bei dem davon ausgegangen wird, dass Gutes einem selbst häufiger widerfährt als anderen Menschen und dass umgekehrt schlimme Dinge häufiger anderen Menschen zustoßen als einem selbst.
- Der Glaube an eine gerechte Welt, bei dem die Annahme besteht, dass Schlechtes nur schlechten Menschen passiert und Gutes hingegen nur guten Menschen.
- Beurteilung der Wahrscheinlichkeit des Eintreffens von negativen Lebensereignissen bei Studenten
- VPs sollten bestimmtes Eintreffen allgemein beurteilen vs. bei sich selbst.
- Menschen denken grundsätzlich, dass ihnen das selbst nicht passiert.
- In der Population hingegen werden Ereignisse recht realistisch eingeschätzt.
- Misshandelte Ehefrauen: Risiko-Einschätzung
- Misshandelte Frauen kommen häufig zurück.
- Sie denken, dass dies künftig nicht mehr passiert.
- → Menschen schätzen ihre sozialen Fähigkeiten im Allgemeinen höher ein, als sie es tatsächlich sind.
- → Depressive schätzen ihre Fähigkeiten realistischer ein.
- → Die rosarote Brille (das Überschätzen) wird benötigt um halbwegs glücklich durchs Leben zu kommen und um nicht depressiv zu werden.
- Blaming the victim [= ein Vorgehen, bei dem versucht wird die Schuld einer Straftat beim Opfer zu sehen]
Opfer sind verantwortlich dafür
/Warum gehen sie auch nachts allein...
- Opfer von Verbrechen (Vergewaltigung), Unfallopfer
- Bei einem Unfall:
warum fährt er auch nachts und zu schnell; hätte er mal ordentlich fahren sollen, dann wäre das nicht passiert
- → Ziel: vor sich selbst die Möglichkeit nicht bewusst zu reflektieren, dass dies jedem (also auch sich selbst) passieren kann.
- → Oder zu glauben, dass z. B. Vergewaltigung nur unter bestimmten Umständen passiert und da ich nicht in diese Umstände komme, mir so etwas nicht geschehen kann.
- → Abweisung von Gedanken an den Tod und von Gedanken an eigene Unzulänglichkeiten: macht auch Sinn; um sich selbst besser zu fühlen
Attribution und enge Beziehungen
- Partnerverhalten ist positiv:
- Attribution: Internal, stabil, global
- Partnerverhalten ist negativ:
- Attribution: External, variabel, spezifisch
- Partnerverhalten ist positiv:
- Ich hatte heute Nikolausgeschenke im Schuh: mein Partner ist so (internal); immer (stabil); und überall (global)
- Partnerverhalten ist negativ:
- Keine Nikolausgeschenke im Schuh: mein Partner hat es sicher zeitlich nicht geschafft (external); sonst schenkt er häufig (variabel)
- Partnerverhalten ist positiv:
- Attribution: External, variabel, spezifisch
- Partnerverhalten ist negativ:
- Attribution: Internal, stabil, global
- Partnerverhalten ist positiv:
- Nikolausgeschenke im Schuh: external, variabel, spezifisch = hat ihm wohl jemand den Tipp gegeben Geschenke zu kaufen
- Partnerverhalten ist negativ:
- Keine Nikolausgeschenke im Schuh = internal, stabil, global = er schenkt nie Geschenke
Wesen des Selbst
Selbstkonzept = der Inhalt unseres Selbst – unsere Wahrnehmung unserer Gedanken, Überzeugungen und Persönlichkeitseigenschaften = Selbst als Objekt der Erkenntnis
Selbstaufmerksamkeit = der Akt des Über-sich-selbst-Nachdenkens = Selbst als erkennendes Subjekt
- Selbsterkennung im Spiegel: Das Individuum bekommt einen Farbtupfer ins Gesicht, wird vor einen Spiegel gesetzt und es wird geschaut, ob das Individuum versucht den Farbtupfer zu entfernen.
- Schimpansen, Orang Utans, Delfine
- Kinder im Alter von zwei Jahren
Funktionen des Selbst
- eine strukturierende Funktion (die als Schema fungiert, welches beeinflusst, was wir wahrnehmen, denken und erinnern),
- Wir sehen uns als Schema (strukturiert) → um nicht immer ständig alles neu bewerten/analysieren zu müssen
- eine emotionale Funktion (die bestimmt, wie wir uns fühlen durch eine Einschätzung unseres tatsächlichen Selbst in Vergleich mit unserem Ideal-Selbst oder unserem Soll-Selbst) und
- Ideal-Selbst: was wir uns idealerweise von uns selbst vorstellen können (ist bei jedem anders)
- Soll-Selbst: das, was signifikante andere von uns erwarten = Personen, die wichtig/relevant für uns selbst sind (z. B. Eltern, eine Gruppe der man zugehört)
- Z. B. ich möchte meine Füße hochlegen und während des Fernsehens die Ohren sauber machen = Ideal-Selbst
- Meine Eltern wollen etwas anderes = Soll-Selbst
- Wenn man feststellt, dass das Selbst nicht mit Ideal-Selbst od. Soll-Selbst übereinstimmt, kommt es zu Emotionen
- bei Ideal-Selbst: ich will vor einer Menge singen und kann es nicht → kommt zu Angst, Wut od. ähnl.
- bei Ideal-Selbst: wenn ich als Leiter den Normen einer Gruppe nicht entspreche, werde ich ggf. abgesetzt → erzeugt ggf. Angst
- eine ausführende Funktion (die dazu dient, Verhalten zu regulieren und voraus langfristig zu planen in Hinblick auf unsere Zukunft).
- Wer bin ich, was will ich, wie plane ich meine Zukunft?
- Um die Zukunft langfristig bewusst kontrolliert planen zu können.
- → typische Prüfungsfrage: was ist der Sinn der Selbstwahrnehmung, der Attribution, des Selbst → immer so der Einstieg!
Selbstsicht und Selbstdefinition
Selbstdefinition auf der Basis von zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Meine Freude ist abhängig von der Freude der Menschen in meiner Umgebung [abhängig von signifikanten Anderen]
- Es ist mir wichtig, die Entscheidungen der Gruppe zu respektieren
- Wenn mein Bruder oder meine Schwester versagt, fühle ich mich verantwortlich
Selbstdefinition unabhängig von zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Meine persönliche, von anderen Menschen unabhängige Identität ist mir sehr wichtig
- Fähig zu sein, für mich selbst zu sorgen, ist mir ein ganz elementares Anliegen
- Frauen: relationale Interdependenz
- Männer: kollektive Interdependenz
- Frauen: relationale Ereignisse sehr wichtig = Ereignisse, wo sie in Relation zu anderen Menschen standen: z. B. Hochzeit, Tod eines nahen Menschen, Geburt eines Kindes
- Männer: kollektive Ereignisse wichtig = in Zusammenhang mit größeren Gruppen: z. B. (Fußball-)Vereine
- Aufgabe: Beschreiben Sie ein wichtiges emotionales Ereignis aus Ihrem Leben [was mit anderen Menschen zu tun hat]
- Ergebnisse:
- Weibliche VPs haben sehr viel mehr relationale Ereignisse genannt
- Männliche VPs haben sehr viel mehr kollektive Ereignisse genannt
- Interpretation:
- Nach Geschlechtern unterschiedliche Ereignisse → um sich dann darüber selbst zu definieren
Strategien zur Selbsterkenntnis
- durch Introspektion (über sich selbst nachdenken)
- durch Beobachtungen unseres eigenen Verhaltens (Selbstbeobachtung des Verhaltens)
- durch soziale Interaktion (Beobachtung anderer Menschen)
Introspektion
Die Betrachtung, Beschreibung und Analyse des eigenen Erlebens und Verhaltens durch nach innen gerichtete Beobachtung.
Selbstaufmerksamkeit
- Ist die Aufmerksamkeit auf das Selbst gerichtet, wird das Verhalten gemäß innerer Normen und Werte beurteilt und mit diesen verglichen.
- Das tatsächliche Selbst wird mit dem Ideal-Selbst abgeglichen.
- Wie bin ich, und wie möchte ich sein?
- Wissen um Beobachtung durch andere Menschen [dann besonders]
- Im Spiegel beobachten
- Die eigene Stimme hören
- u.a.
- Diskrepanz zwischen Verhalten und inneren Normen (Ideal Selbst) wird deutlicher
- Gefühl von Unruhe und Ärger/Niedergeschlagenheit
- Selbstaufmerksamkeit wird oft als aversiv erlebt und daher vermieden
Beurteilung von Gefühlszuständen
telling more than we can know
− Sie erzählen mehr, als sie wissen können. Da die Gründe nicht bewusst sind, erzählen sie irgendwas.
- Sie greifen sie eher auf (kulturabhängige) Kausaltheorien zurück
- Z. B.: Hat man eine Fernbeziehung, die nicht funktioniert:
Aus den Augen aus dem Sinn
- Eine Fernbeziehung, die funktioniert:
Die Liebe wächst mit der Entfernung
- → Damit kann man alles erklären.
- → Menschen sagen das, was greifbar ist.
- Dokumentarfilm für VPs
- Lärmbedingung (Kreissäge)
- Ruhebedingung
- Bewertung des Films
- Kein Gruppenunterschied − beide Gruppen haben den Film gleich bewertet
- Kein Einfluss des Lärms auf Bewertung des Films
- Einfluss des Lärmes auf Bewertung?
- Lärm wird als ursächlich für Bewertung angesehen
- Einfluss des Lärms auf die Erklärung der Gefühle
- Interpretation:
- VPs haben das Ereignis zur Erklärung der Gefühle genommen, was gerade distinkt = verfügbar war → Lärm
- Offenbar hat der Lärm sie aber nicht beeinflusst, sie haben ja gleich bewertet wie die andere Gruppe (Ruhe)
Konsequenzen aus der introspektiven Suche nach Erklärungen
- Über
plausible
Gründe
- Über das, was greifbar/verfügbar ist
- Auf Begründung basierende Einstellungsänderung.
- Z. B. fragt man Menschen, warum sie mit einem anderen Menschen zusammen sind, nennen sie, was plausibel erscheint. Z. B. gleiche Hobbys.
- Wirklich weiß man das i.d.R. gar nicht.
- Sollen sie diese Gründe reflektieren, merken sie oft, dass die Begründungen gar nicht so zutreffen (haben z. B. kaum gleiche Hobbys).
- Gefühle bleiben bestehen
- Begründungsbasierte Verhaltensänderung kann später bereut werden
- Einstellungen, die Menschen ausdrücken, nachdem sie ihre Gründe analysiert hatten, sagen zukünftiges Verhalten nicht gut vorher
Selbstbeobachtung des Verhaltens
Selbstwahrnehmungstheorie
Die Selbstwahrnehmungstheorie besagt, dass wir uns selbst durch Beobachtung unseres eigenen Verhaltens kennenlernen, genau so, wie ein Außenstehender dies auch tun würde.
wenn
- unsere Einstellungen und Gefühle nicht genau definierbar oder uneindeutig sind und
- es keinen externalen Grund für unser Verhalten zu geben scheint.
- Man befindet sich in einer guten Stimmung und schaltet das Radio ein, wo gerade klassische Musik läuft (und man hat sich zuvor nicht mit Klassik beschäftigt)
- Dann wird man nach Klassikrichtung gefragt
- man hat keine Einstellung (zuvor) darüber
- nur die (gute) Stimmung, und man hat es selbst gemacht → dann wird man die klassische Musik als gut bewerten
- → Dinge müssen also nicht genau definierbar od. uneindeutig sein und man muss sich internal dafür entschieden haben → dann Selbstwahrnehmungstheorie
- → Also nicht was Hobbys od. ähnliches angeht
Intrinsische vs. extrinsische Motivation
Der Wunsch etwas zu tun, weil es uns Spaß macht oder weil wir es interessant finden, nicht aus Gründen des äußeren Drucks oder der Belohnung.
Premack-Verstärker: Nicht weil wir etwas erreichen wollen, sondern weil die Handlung selbst Spaß macht.
Der Wunsch etwas zu tun, weil ein äußerer Druck besteht oder eine Belohnung winkt, und nicht, weil es uns Spaß macht oder wir es interessant finden.
Wir bekommen etwas für die Handlung und würden sie nicht ausführen, wenn wir nichts dafür bekommen würden.
Selbstwahrnehmung extrinsischer Motivation wirkt sich negativ auf intrinsische Motivation aus.
Bei der Ursachenzuschreibung für eigenes Verhalten werden extrinsische Gründe überbewertet und intrinsische Gründe unterschätzt.
- Kinder aus der 4. und 5. Klasse
- Neue Mathematikspiele (Spiele, mit denen die Kinder tatsächlich gern spielen)
- 1. Phase: Grundrate = Anfangsphase (keine Belohnungen)
- 2. Phase: Belohnungsprogramm (Token)
- 3. Phase: Grundrate = Follow-up-Phase (keine Belohnungen)
- Ergebnisse:
- In der 1. Phase ist die Spieldauer auf einem hohen Niveau und nimmt leicht zu.
- In der 2. Belohnungsphase nimmt die Spieldauer noch etwas zu.
- Als anschließend keine Belohnung mehr gegeben wurde, nahm die Spieldauer enorm ab: Auf ein geringeres Niveau als in der 1. Phase.
- Interpretation:
- Externe Verstärker sind distinkt, klar, salient (Kinder bekommen Token: Urkunde, lächeln).
- Intrinsische Motivation aus Anfangsphase ist diffus = wenig salient.
- Die Kinder lernen in der Belohnungsphase, dass ihr Verhalten von äußeren Gründen abhängt.
- Das Ausmaß, in dem das Verhalten auf intrinsische Motivation zurückzuführen ist, wird durch Belohnung vernachlässigt.
- Effekt der Überrechtfertigung ist größer,
- wenn die intrinsische Motivation ursprünglich relativ groß war
- bei aufgabenabhängigen Anreizen, welche unabhängig von der gezeigten Leistung vergeben werden
- Effekt der Überrechtfertigung ist kleiner,
- wenn die intrinsische Motivation ursprünglich relativ klein war
- bei leistungsabhängigen Anreizen, die mit der Leistung steigen
Bewertung des emotionalen Zustandes
Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion
- Der Mensch nimmt einen physiologischen Zustand wahr
- und versucht daraufhin diesen zu erklären.
- Ist der Grund für die Erregung bewusst, wird dieser als Erklärung genommen.
- Kann man sich den Grund für die Erregung nicht erklären, wird er salienten externen Ereignissen zugeschrieben (und dabei kann es zur Fehlattribution kommen).
- Schachter und Singer (1962)
- Coverstory: Wahrnehmungsexperiment
- Testung der Wirkung eines
Vitaminpräparates
auf das Sehvermögen
- UV1: Adrenalin vs. Placebo (Kochsalzlösung; KG)
- UV2: Information über die Wirkung des
Vitaminpräparates
- Eine Gruppe bekommt richtige Information (Beschreibung der Wirkung des
Vitaminpräparates
= was der Wirkung des tatsächlich verabreichten Adrenalins entspricht)
- Andere Gruppe bekommt falsche Information, die nicht durch Verabreichung von Adrenalin entstehen können
- UV3: Emotionaler Kontext während VPs Fragebögen ausfüllen sollen und warten sollen, bis das
Vitamin
wirkt
- Ärgerbedingung: Eine
VP
(Konfident des VL) fängt an sich enorm aufzuregen
- Euphoriebedingung: Konfident des VL hat enorm gute Laue und macht Späße
- AV: Beschreibung des Gefühls
- Ergebnisse:
- Emotionaler Zustand der VP wird nicht durch das Verhaltensmodell des Konfidenten beeinflusst (Emotionen der VPs sind unabhängig vom emotionalen Kontext)
- VPs mit Placebo (ohne Information über physiologische Reaktion)
- VPs mit Adrenalininjektion und richtiger Information über physiologische Reaktion
- Emotionaler Zustand der VP ahmt das Verhaltensmodell des Konfidenten nach (emotionaler Zustand der VPs hat sich angepasst)
- VPs mit Adrenalininjektion ohne Information über physiologische Reaktion
- VPs mit Adrenalininjektion und falscher Information über physiologische Reaktion
- Interpretation:
- Die korrekt informierten VPs und die Kontrollgruppe waren nicht anfällig für die Stimmungsmanipulation des Konfidenten, da sie ihre physiologische Erregung korrekt attribuieren konnten und auf die Injektion zurückführen konnten.
- Die inkorrekt und die gar nicht informierten VPs erklärten die aus der Adrenalininjektion resultierende physiologische Erregung abhängig davon, ob der Konfident im Raum verärgert oder albern war. VPs spüren eine Erregung, wissen aber nicht wo sie herkommt → dann wird sie salienten externen Ereignissen zugeschrieben.
- → Immer wenn man sich seinen emotionalen Zustand nicht erklären kann.
- → Und wenn ein anderer distinkter Kontext zur Verfügung steht, der als Erklärung heran gezogen werden kann.
Fehlattribution der Erregung
- Attraktive Frau kommt auf männliche Spaziergänger zu
- Sie bittet darum einen Fragebogen zur Auswirkung von Natur auf Kreativität auszufüllen.
- Sie gibt dem Mann unter einem Vorwand ihre Telefonnummer.
- UV:
- 1. auf einer Hängebrücke
- 2. nach Überquerung der Brücke auf einer Parkbank
- AV: Prozentsatz der Männer, welche die Frau anriefen
- Ergebnisse:
- Nach Überquerung der Brücke und einer Ruhephase: ~30% der Männer rufen die Frau an.
- Während sie sich auf der Brücke befanden: ~65% der Männer rufen die Frau an.
- Interpretation:
- Bei den Männern auf der Brücke war eine Erregung vorhanden + haben distinkten Hinweisreiz → rufen eher die Frau an = sind
verliebt
.
- Bei den anderen war nach der Ruhepause keine Erregung (mehr) vorhanden + distinkter Hinweisreiz → rufen eher nicht an.
Beobachtung anderer Menschen
Die
Theorie des sozialen Vergleichs legt dar, dass wir uns selbst mit anderen Menschen vergleichen, wenn bezüglich unseres eigenen Selbst kein objektiver Maßstab existiert, an dem man sich orientieren könnte (Leon Festinger [1954]).
Verhält/erlebt man sich in einer bestimmten Art und Weise und weiß nicht, ob es seinem Ideal-Selbst entspricht oder was die Normen sind, dann definiert man sich über Andere.
Der Vergleich mit Menschen, die einem selbst ähnlich sind.
Aufwärtsgerichteter Vergleich ist ein Vergleich mit Menschen, die uns in dem relevanten Attribut überlegen sind.
Diese Art der Vergleichsprozesse helfen bei der Definition dessen, was das Beste ist, das möglich ist und das man erreichen möchte.
Abwärtsgerichteter Vergleich ist ein Vergleich mit Menschen, die schlechter abschneiden als wir selbst.
Dies führt dazu, dass wir uns mit unseren momentanen Gegebenheiten besser abfinden können (selbstwertschützend).
Impression Management
Ein Prozess, bei dem bewusst oder unbewusst eine der Situation angepasste Selbstpräsentation zusammengestellt wird, die dazu dient, einen bestimmten Eindruck zu erwecken, der zu unseren Zielen und Bedürfnissen in einer sozialen Situation passt.
- Ingratiation (= sich einschmeicheln, beliebt machen)
- Self-handicapping
- Misserfolge
vorbereiten
→ Externale Attributionsmöglichkeit für Misserfolg
- Bsp.: Lernt man nicht für eine Prüfung (sondern macht etwas anderes „Wichtiges“) und schreibt dann eine schlechte Prüfung → wird eher external attribuiert:
Wenn ich gelernt hätte, hätte ich eine gute Prüfung geschrieben
- Hingegen: Hat man viel für eine Prüfung gelernt und schreibt dann eine schlechte Prüfung → wird eher internal attribuiert.
- Die Tendenz, die eigenen Handlungen zu rechtfertigen, um das Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten.
- Das Bedürfnis ein stabiles, positives Selbstkonzept zu erhalten ist eine der bedeutendsten Determinanten menschlichen Verhaltens.
Kognitive Dissonanz
Gemäß der Theorie der kognitiven Dissonanz erleben Menschen Unbehagen (Dissonanz; unangenehmer Erregungszustand) immer dann, wenn Handlungen oder Kognitionen nicht mit ihrem Selbstkonzept übereinstimmen.
Die kognitive Dissonanz ist am stärksten, wenn Menschen sich auf eine Weise verhalten, welche ihr positives Selbstbild bedroht.
Kognitive Dissonanz erzeugt eine Motivation, die entstandene Dissonanz zu reduzieren.
- Änderung des Verhaltens (Angleichung an die Kognition)
- Rechtfertigung des Verhaltens durch Änderung der Kognition
- Rechtfertigung des Verhaltens durch das Hinzufügen neuer Kognition
Ein mittlerer bis hoher Selbstwert: Bei geringem Selbstwert funktioniert Kognitive Dissonanz nicht.
Leon Festinger (1957)
Entstehung von Kognitiver Dissonanz
- Entscheidungen: Nach einer Entscheidungsfindung.
- Rechtfertigung von Anstrengung: Wenn Menschen bereit sind, große Mühe auf sich zu nehmen, um irgendetwas Langweiliges oder Beschwerliches zu erzielen.
- Unzureichende Rechtfertigung: Wenn Menschen den eigenen Einstellungen widersprechende Handlungen mit einer unzureichenden Strafe oder einer unzureichenden Belohnung begehen.
Entstehung von Kognitiver Dissonanz durch Entscheidungen
Dissonanz, die nach einer Entscheidungsfindung entsteht, und die typischerweise in einer Höherbewertung der Attraktivität der gewählten Alternative und einer Abwertung der abgelehnten Alternative besteht.
Nachentscheidungsdissonanz → wohl häufigster Fall der Dissonanzentstehung und -reduktion.
Dissonanz tritt besonders nach wichtigen Entscheidungen auf, weil der Gedanke Ich wählte Alternative X
unvereinbar ist mit dem Gedanken Es wäre mir mit der Alternative Y ein ganzes Stück besser gegangen
.
- VPs (Frauen) sollen die Attraktivität und Erwünschtheit verschiedener Haushaltsgeräte einschätzen
- Belohnung: Eines von zwei als gleichwertig eingeschätzten Produkten (freie Wahl)
- Nachbefragung 20 min nach Entscheidung:
- Gewähltes Produkt steigt in der Attraktivität
- Nicht gewähltes Produkt sinkt in der Attraktivität
Je dauerhafter und unwiderruflicher eine Entscheidung, desto größer das Bedürfnis zur Dissonanzreduktion.
- Pferdewetten (Knox & Inkster [1968])
- Einschätzung der Gewinnchance eines Pferdes
- Vor der Wette kleiner/nach der Wette größer → es hat eine (unwiderrufliche) Entscheidung stattgefunden → die kognitive Dissonanz wird größer
- Auswahl einer von zwei Fotografien (Gilbert & Ebert [2002])
- Mit / ohne Möglichkeit zum Umtauschen
- Beliebtheit der gewählten Fotografie steigt, wenn keine nachträgliche Möglichkeit zum Tauschen besteht
- Wenn die Möglichkeit zum Tausch vorhanden war, wurde die Fotografie nicht als so positiv bewertet → da keine kognitive Dissonanz entstand
- Wenn keine Möglichkeit zum Tauschen vorhanden war → waren die Entscheidenden im Nachhinein glücklicher
Nach Entscheidungen entsteht die Illusion von Unwiderruflichkeit.
Lowballing-Technik
als Verkaufsstrategie
- Es wird jemandem etwas zum Kauf angeboten, was teuer ist (z. B. ein Auto).
- Nachdem der Käufer sich entschieden hat,
bemerkt
der Verkäufer, dass es sich um ein Versehen handelte und der Preis doch (etwas) teuer ist.
- Die meisten Käufer werden bei der Entscheidung bleiben.
- Der End-Preis darf jedoch nur
unwesentlich
über dem Normalpreis angegeben werden.
- Begründung:
- Innere Verpflichtung gegenüber dem Vertragspartner.
- Antizipation (Vorwegnahme) der Freude durch den Kauf: Man freut sich ja etwas zu kaufen und nun doch nicht zu kaufen → würde man als einen Verlust wahrnehmen).
- Wahrgenommene Unwiderruflichkeit, wenn man sich einmal festgelegt hat.
Dissonanzreduktion nach Entscheidungen kann persönliche Werte beeinflussen.
- Schummeln in der Grundschule
- Einstellungen vor Prüfung vergleichbar (
eigentlich sollte man nicht schummeln, das ist unmoralisch
)
- Kompetitive Prüfung (Preise für Beste)
- Illusion, dass Schummeln nicht entdeckt wird (Prüfer verlässt den Raum)
- Einstellung nach Prüfung ist Verhalten angepasst:
- Einige werden schummeln, andere nicht
- Diejenigen, die geschummelt haben, passen (um kognitive Dissonanz zu reduzieren) ihre Meinung an: z. B.
schummeln ist gar nicht so schlimm
- Diejenigen, die nicht geschummelt haben, werden ggf. noch mehr dagegen sein
Entstehung von Kognitiver Dissonanz durch Rechtfertigung von Anstrengung
Dissonanz entsteht zweitens dann, wenn Menschen bereit sind, große Mühe auf sich zu nehmen, um irgendetwas Langweiliges oder Beschwerliches zu erzielen.
Das Bestreben von Menschen, Dinge positiver zu bewerten, die sie sich hart erarbeitet haben.
- Coverstory: Teilnahme an regelmäßiger Gruppendiskussion zur
Psychologie der Sexualität
- Auswahlverfahren:
- Extrem anstrengend und unangenehm
- Mäßig unangenehm
- Kein Auswahlverfahren
- Beurteilung einer prototypischen Diskussion
- Langweilig, nichtssagend, aber hochtrabend (standardisierte Diskussion)
- Ergebnisse:
- (Nur) die VPs mit der harten Aufnahmebedingung haben die Diskussionsgruppe positiv bewertet.
- Interpretation:
- Da die VPs sehr viel dafür tun mussten, um in die Diskussion aufgenommen zu werden, entstand Dissonanz und damit eine Rechtfertigung dieser Anstrengung = positivere Bewertung der Diskussion.
Entstehung von Kognitiver Dissonanz durch Unzureichende Rechtfertigung
Eine Begründung oder Erklärung für dissonantes Verhalten, welche außerhalb des Individuums liegt (z. B. um eine hohe Belohnung zu bekommen oder eine ernste Strafe zu vermeiden).
Dissonanz entsteht drittens dann, wenn Menschen den eigenen Einstellungen widersprechende Handlungen mit einer unzureichenden Strafe oder einer unzureichenden Belohnung begehen.
Wenn Menschen bei geringer externer Rechtfertigung zum Beispiel etwas entgegen ihrer Einstellung sagen (Eintreten für etwas, das der eigenen Einstellung entgegensteht = einstellungskonträre Argumentation), finden sie interne Rechtfertigungen für ihr Verhalten und reduzieren die Dissonanz, durch Änderung der eigenen Auffassung oder des eigenen Verhaltens.
- Dissonanzreduktion nach einer Lüge (Festinger & Carlsmith [1959])
- Langweiliges Experiment: Kugeln ständig vom Tablett nehmen und immer und immer wieder neu sortieren
- VL bittet der nächsten VP zu erzählen, dass das Experiment Spaß gemacht hätte
- Belohnung für die Lüge (UV): 1 oder 20$
- Ergebnisse:
- 20$ Gruppe:
- Experiment war langweilig
- Habe gesagt es macht Spaß
- Habe 20$ dafür bekommen
- Keine Dissonanz (VPs hatten eine externe Rechtfertigung für ihr Verhalten = 20$)
- Finde das Experiment immer noch langweilig
- Experiment
- 1$ Gruppe:
- Experiment war langweilig
- Habe gesagt es macht Spaß
- Habe lediglich 1$ dafür bekommen (keine externe Rechtfertigung)
- Dissonanz
- Finde das Experiment nicht mehr langweilig
- Experiment
- Interpretation:
- → Wenn Menschen etwas sagen, was nicht ihrer Einstellung entspricht (nur bei schwacher Einstellung) und verhalten sich konträr zu der Einstellung, werden sie ihre Einstellung hinterher anpassen = wenn kein externer Grund vorliegt (1 $ Gruppe hatte ja keinen externen Grund aufgrund des geringen Betrages).
- → Menschen können nicht damit leben, vor anderen etwas zu vertreten, was nicht ihrem Selbstkonzept entspricht.
Möglichkeit zum Abbau von Vorurteilen.
- Studentenproteste gegen den Krieg in Vietnam
- Studenten sollten eine Stellungnahme für das Einschreiten von Polizisten verfassen
- Belohnung für die Stellungnahme (in unterschiedlicher Höhe: 0.50, 1, 5, 10$)
- Je geringer die Belohnung desto positiver die Einstellung der Polizei gegenüber
- Interpretation:
- Erhielten die Studis eine starke externe Rechtfertigung für das Verfassen des Aufsatzes (mehr Geld), mussten sie sich ihre Aussagen nicht selbst glaubhaft machen.
- Bekamen die Studis wenig Geld, entstand Dissonanz und das Bedürfnis die eigene Einstellung der im Aufsatz vertretenen Auffassung anzugleichen.
Unzureichende Rechtfertigung: Unzureichende Bestrafung
- Kinder sollen die Attraktivität von Spielzeugen einschätzen
- Verbot mit dem als hoch attraktiv bewerteten Spielzeug zu spielen
- 2 Gruppen: Hohe vs. Niedrige Bestrafungsandrohung
- Exposition ohne Versuchsleiter
- Alle Kinder befolgen die Anweisung
- Neueinschätzung des Spielzeuges
- Niedrige Bestrafung: reduzierte Attraktivität
- Hohe Bestrafung: erhöhte Attraktivität
- Interpretation:
- Die Kinder mit einer niedrigen Strafandrohung hatten keine nennenswerte externe Rechtfertigung. Um ihre kognitive Dissonanz aufgrund des einstellungskonträren Verhaltens (nicht mit dem attraktiven Spielzeug zu spielen) zu reduzieren, brauchten sie eine interne Rechtfertigung: Z. B.:
Eigentlich finde ich das Spielzeug ja gar nicht so toll (...)
.
- Die Kinder, die eine harte Strafe angedroht bekamen, verfügten über eine hinreichende externe Rechtfertigung für ihre Zurückhaltung und somit lag auch kein Grund vor ihre Einstellung zu verändern.
- Nachuntersuchung (Freedman [1965]): Beständigkeit des Effektes
- Erlaubnis mit dem Spielzeug zu spielen (keine Strafandrohung mehr)
- Ergebnisse:
- Kinder mit zuvor milder Strafandrohung spielen sehr viel weniger mit dem Spielzeug.
- Interpretation:
- Die milde Strafandrohung wirkte sich deshalb so nachhaltig aus, weil sie die Kinder motivierte sich selbst zu suggerieren, dass dieses Spielzeug unattraktiv sei.
- → Bei der Kindererziehung eher mit milden als mit harten Strafen arbeiten.
- → Experiment sagt: Einstellungsänderung bei milden Strafen / keine Einstellungsänderung bei harten Strafen; im Ggt.: wird (ggf.) erst recht ausgeführt.
Unzureichende Rechtfertigung: Unzureichende Belohnung
- Armeereservisten werden gebeten Grashüpfer zu essen (Zimbardo et al. [1965])
- Bitte eines beliebten, angenehmen Offiziers
- Hohe externe Rechtfertigung
- Keine Vorliebe für Grashüpfer
- Bitte eines strengen, unangenehmen Offiziers
- Geringe externe Rechtfertigung
- Vorliebe für Grashüpfer
- Interpretation:
- Die Reservisten mit der Bitte des beliebten, angenehmen Offiziers konnten ihr Verhalten (extern) rechtfertigen.
- Die Reservisten mit der Bitte eines strengen, unangenehmen Offiziers konnten ihr Verhalten hinterher nicht rechtfertigen: Sie mochten diesen ja nicht. Diese haben eine Vorliebe entwickelt: Interne Einstellungsänderung für Rechtfertigung des Verhaltens.
- → Auch hier zuvor eine sehr schwache Einstellung: Kaum jemand macht sich Gedanken, ob er Grashüpfer mag od. nicht.
- Große Belohnung od. harte Bestrafung → Externe Rechtfertigung (ich tue od. denke etwas, weil man mich dazu zwingt) → Vorübergehende Änderung.
- Kleine Belohnung od. milde Bestrafung → Interne Rechtfertigung (ich tue od. denke etwas, weil ich mir suggerieren konnte, dass es richtig ist) → Dauerhafte Änderung (auch zum Abbau von Vorurteilen).
Nachwirkungen von guten und schlechten Taten
Derjenige, welcher Dir einmal eine Freundlichkeit erwiesen hat, wird eher bereit sein, Dir eine weitere zu erweisen als der, dem Du selber einmal gefällig warst.
Wir lieben Menschen nicht so sehr für das Gute, was sie uns angetan haben, sondern für das Gute was wir ihnen angetan haben.
- Coverstory: Wissensquiz: Möglichkeit zum Geld-Gewinn
- VP wird gebeten das Geld zurückzugeben:
- an VL aus persönlichen Gründen
- an Sekretärin aus unpersönlichen Gründen (Forschungsfond)
- keine Rückgabe (Kontrollgruppe)
- Einschätzung der Persönlichkeit des VL
- Ergebnisse:
- Die VPs, die dem VL selbst (wegen persönlicher Gründe) das Geld zurückgegeben haben, haben den VL am positivsten bewertet.
- Interpretation:
- Kann mit kognitiver Dissonanz erklärt werden.
- Die Einstellung wird sich verändern, wenn man jemandem etwas Gutes tut.
- Hinterher wird man diesen positiver beurteilen, denn man muss sich hinterher für dafür rechtfertigen, dass man dieser Person eine Gefälligkeit erwiesen hat.
- Das Herabwerten der Opfer
- Coverstory: VPs sollen einen Mann (Konföderierter) bei einem Interview beobachten
- Aufgabe: dem Beobachteten Feedback über Mängel geben (er sei eine oberflächliche, unzuverlässige und langweilige Person)
- Einschätzung des Mannes vor bzw. nach Feedback
- Ergebnisse:
- Nach Äußerung ihrer Kritik beurteilten sie den Mann deutlich negativer als im Vorfeld ihrer Aussagen.
- Interpretation:
- Im Anschluss an ihre Aussage gelang es den VPs sich einzureden, dass sie das Opfer ihrer Kritik ohnehin nicht mochten.
- Nachdem sie den Mann mit den verletzenden Aussagen konfrontiert hatten, beschwichtigten sie sich selbst damit, dass er es sicherlich auch verdient hatte.
- Menschen in Kriegen mit vielen zivilen Opfern tendieren dazu ihre Opfer zu verunglimpfen, um ihre Mitschuld zu rechtfertigen − sie sprechen ihnen z. B. die Menschenwürde ab.
- Dramatischerweise führt eine solche Entmenschlichung der Opfer fast zwangsläufig zu einer Fortsetzung oder gar Eskalation der Grausamkeiten, da es erheblich leichter fällt
Untermenschen
zu quälen und zu töten.
- Dissonanzreduktion = Selbstrechtfertigung der Gräueltaten → Entmenschlichung der Opfer.
- Negative Selbstüberzeugung
- Selbstverifizierung
- VPs sollen einem
Mitstudenten
Elektroschocks geben (Milgram-Paradigma)
- VPs bekommen zuvor ein Feedback, dass deren Selbstwert entweder erhöht oder erniedrigt
- VPs, deren Selbstwert erhöht wurde
- Hohe Dissonanz: Herabsetzung des Opfers
- VPs rechtfertigen ihr unmoralisches Verhalten durch Abwertung des Opfers (da Dissonanz entstanden ist)
- VPs, deren Selbstwert erniedrigt wurde:
- Niedrige Dissonanz: Keine Herabsetzung des Opfers
- VPs rechtfertigen ihr Verhalten nicht (da keine Dissonanz da, muss sie auch nicht reduziert werden)
- → Bei niedrigem Selbstwert hat das nicht funktioniert
- → Voraussetzung für das ganze Phänomen: mittlerer bis hoher Selbstwert
Das Bedürfnis, das Selbstkonzept zu bestätigen, unabhängig davon, ob dies positiv oder negativ ist.
- In engen Beziehungen
- Bei großer Sicherheit gegenüber der negativen Selbstsicht
- Bei leichter Veränderbarkeit der negativen Selbstsicht
- Überdauernde Bewertungen von Menschen, Objekten und Ideen.
- Bewertungen bestehen aus einer positiven oder negativen Reaktion auf etwas Bestimmtes.
- Affektive Komponente (Vorurteile: emotionale Reaktion auf das Einstellungsobjekt)
- Kognitive Komponente (Stereotype [Schemata]: Gedanken und Überzeugungen über das Einstellungsobjekt)
- Verhaltenskomponente (Diskriminierung: Handlungen od. beobachtbares Verhalten im Hinblick auf das Einstellungsobjekt)
Wesen und Ursprung
Kognitiv basierte Einstellungen
- Überzeugungen aufgrund objektiver Eigenschaften
Affektiv basierte Einstellungen
- Einstellungen, die sich auf Gefühle und Werte gründen
- Das innere Wertesystem betreffend (religiöse, moralische Überzeugungen)
- Sensorisch bedingte Einstellungen
- Ästhetisch bedingte Einstellungen
- Klassische Konditionierung
- Operante Konditionierung
- Lernvorgang, bei dem ein Stimulus, der eine bestimmte Reaktion auslöst, wiederholt mit einem neutralen Stimulus verbunden wird, der zunächst keine bestimmte Reaktion auslöst, bis er schließlich allein die Wirkung des ersten Stimulus übernimmt.
- Lernvorgang, bei dem ein Verhalten durch Verstärkung gefördert oder durch Bestrafung gehemmt wird.
- Klassische Konditionierung
- Stimulus 1 (Mottenkugeln) + Stimulus 2 (Besuche bei der Großmutter) → Angenehme Gefühle
- (nach wiederholter Kopplung von Stimulus 1 und 2)
- Stimulus 1 (Mottenkugeln) → Angenehme Gefühle
- Operante Konditionierung
- Verhalten ggü. Einstellungsobjekt (z. B. Spielen mit Kind anderer Hautfarbe) → Positive Verstärkung od. Bestrafung (Lob vs. Missbilligung durch Eltern) → Positive od. negative Einstellungen ggü. dem Einstellungsobjekt
Verhaltensbasierte Einstellungen
- Einstellungen, die auf Beobachtung des eigenen Verhaltens gegenüber dem Einstellungsobjekt basieren
- Selbstwahrnehmungstheorie
- Anfängliche Einstellung ist schwach oder mehrdeutig (also zuvor keine klare Einstellung zum Einstellungsobjekt)
- Andere plausible (externale) Erklärungen fehlen
- Man hört eine bestimmte Musikrichtung (zu der man eine schwache Einstellung hat) und befindet sich in positiver Stimmung → wird dann eher miteinander verbunden:
ich fühle mich gut und höre diese Musik, also gefällt sie mir
.
Stärke von Einstellungen
- Eigenschaften (dann starke Einstellung)
- Verankerung im Gedächtnis
- Resistenz gegen Veränderung
- Messung durch Zugänglichkeit
- Schnelligkeit der Verfügbarkeit
Einstellungsänderung
- Kognitive Dissonanz
- Persuasive Kommunikation
- Emotionen
- (Immunisierung gegen Einstellungsänderung)
Kognitive Dissonanz
- Einstellungsänderung durch
Einstellungskonträre Argumentation
- Öffentliches Statement einer einstellungskonträren Meinung
- Niedrige externe Rechtfertigung
- Schwierig anzuwenden auf Einstellungsänderungen größerer Gruppen
- Durch persuasive Kommunikation
Persuasive Kommunikation
- Eine Botschaft über eine bestimmte Sichtweise einer Angelegenheit, welche so konstruiert ist, dass Einstellungen anderer Menschen verändert werden können.
- Gemäß dem Yale-Ansatz zur Einstellungsänderung ist die Überzeugungskraft der Kommunikation abhängig von Aspekten des Kommunikators bzw. der Quelle der Kommunikation, Aspekten der Botschaft selbst (dem Inhalt) und Aspekten des Publikums.
- Kurz: wer sagt was zu wem?
- Wer: Quelle der Botschaft
- Glaubwürdige Sprecher
- Attraktive Sprecher
- Was: Merkmale der Botschaft
- Botschaften, die nicht als Beeinflussungsversuch erscheinen
- Zweiseitige Botschaften und dabei Gegenargumente widerlegen
- Zu wem: Die Merkmale der Zuhörerschaft
- Abgelenkte Zuhörerschaft
- Geringe Intelligenz
- Durchschnittlicher Selbstwert
- Alter zw. 18 und 25
- Problem: Welche Methode ist unter welchen Bedingungen effektiv?
Elaboration-Likelihood-Modell
- Zentraler Weg der Informationsverarbeitung
- Zuhörer sind motiviert und fähig, sich mit der Botschaft auseinanderzusetzen
- Beeinflussung durch starke Argumente
- Führt zu lang anhaltender und änderungsresistenter Einstellungsänderung
- Peripherer Weg der Informationsverarbeitung
- Keine Motivation zur Auseinandersetzung mit den Argumenten
- Beeinflussung durch periphere/oberflächliche Faktoren
- Länge der Kommunikation
- Attribute des Kommunizierenden
- Führt zu vorübergehender und weiteren Änderungen ggü. anfälliger Einstellungsänderung
- Vortrag über zusätzliche Prüfung
- UV1: Relevanz
- UV2: Qualität der Argumente
- Überzeugend vs. nicht überzeugend
- UV3: Prestige des Sprechers
- AV: Einstellungsänderung (Zustimmung vs. Ablehnung)
- Ergebnisse:
- War das Thema von persönlicher Relevanz, wurden die VPs stark von der Qualität der Argumente beeinflusst; Prestige/Sachkenntnis des Sprechers kaum relevant → Zentraler Weg der Informationsverarbeitung
- War das Thema wenig relevant, wurden die VPs eher von Prestige/Sachkenntnis des Sprechers überzeugt; kam weniger auf die Qualität der Argumente an → Peripherer Weg der Informationsverarbeitung
Emotionen
Furchterregende Botschaften
- Furchterregende Botschaften
- Ziel: mittleres Angstniveau zur Herstellung persönlicher Relevanz
- Hohes Angstniveau (zu starke Emotionen): Informations-Abwehr
- (Durch persönliche Relevanz) Zentraler Weg der Informationsverarbeitung
Studie: Raucherentwöhnung
- 3 Gruppen:
- Film über Lungenkrebs (Aktivierung von Emotionen)
- Broschüre über Entwöhnungstechniken (kognitive Bearbeitung)
- Film über Lungenkrebs + Broschüre über Entwöhnungstechniken (Aktivierung von Emotionen UND kognitive Bearbeitung)
- Ergebnisse:
- Diejenige, die Film + Broschüre sahen, verminderten die Anzahl der täglichen Zigaretten am meisten.
- Interpretation:
- Der Film machte den Menschen Angst und die Broschüre zeigte ihnen einen Weg diese Angst zu reduzieren (indem sie den Anweisungen folgten, wie man aufhört zu rauchen).
- Die Broschüre allein wirkte weniger erfolgreich, da ohne den Furcht auslösenden Reiz die Motivation zur Informationsverarbeitung geringer war.
- Der Film allein wirkte weniger erfolgreich, da eine furchterregende Botschaft eher verdrängt wird, wenn sie keinen Angst reduzierenden Ausweg aufzeigt.
Art der Einstellung
- Auf Kognitionen beruhende Einstellung
- Einstellungsänderung durch rationale Argumente
- Auf Emotionen beruhende Einstellung
- Einstellungsänderung durch emotionale Argumente
- UV1: Art der Einstellung
- Nutzartikel (kognitiv basierte Art der Einstellung): Klimaanlage, Kaffeemaschine
- Soziale Identitäts-Artikel (affektiv basierte Art der Einstellung): Parfum, Grußkarten
- UV2: Art des Werbematerials
- Bezogen auf den Nutzen des Produktes
- Bezogen auf Aspekte der sozialen Identität
- AV: Anzahl positiver Gedanken über das Produkt nach dem Lesen der Anzeigen
- Ergebnisse:
- Bei Menschen mit kognitiv basierten Einstellungen (z. B. ggü. Klimaanlagen u. Kaffeemaschinen) wirkten kognitiv basierte Anzeigen, in denen die Nützlichkeitsaspekte betont wurden, am besten.
- Hatte die Probanden eher affektiv basierte Einstellungen (z. B. ggü. Parfums u. Grußkarten) wirkte dagegen affektiv basierte Werbung, die Werte und soziale Identität betonte, am besten.
- Interpretation:
- Die VPs reagierten am positivsten auf diejenigen Anzeigen, die zu der Art von Einstellung passten, die sie selbst hatten.
Immunisierung gegen Einstellungsänderung
Einstellungsimpfung
- Es ist möglich, Menschen gegenüber Angriffen auf ihre Einstellungen resistent zu machen.
- Einstellungsimpfung ist eine Technik, bei der Menschen
kleinen Dosen
von Argumenten ausgesetzt werden, die ihrer eigenen Position entgegengesetzt sind. Dies wird es ihnen später, wenn sie diese Argumente hören, leichter machen, sie zu widerlegen.
- (Kleinere schwächere Argumente geben, um Menschen schon mal mit Problematik zu konfrontieren = zu impfen. Dadurch wird eigene Einstellung dauerhaft gefestigt.)
Einstellungsänderung gegenüber dem Zähneputzen
- Erstmal schwächere Argumente gegen das Zähneputzen (ist ja Zeitverschwendung, geht auch damit einen Apfel essen, usw.)
- Regt Menschen dazu an, sich damit auseinanderzusetzen.
- Bringt man anschließend stärkere Argumente dagegen (Zähneputzen ist abrasiv und macht die Zähne kaputt) → wirkt dann nicht mehr; da schon gefestigt.
Reaktanz-Theorie
- Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre Freiheit, so zu handeln oder so zu denken, wie sie wollen, bedroht oder eingeschränkt ist, wird ein aversiver Zustand der Reaktanz hervorgerufen. Reaktanz kann dadurch gemindert werden, indem die bedrohte Handlung ausgeführt wird.
Einstellung und Verhalten
Vorhersage von spontanem Verhalten
Vorhersage von spontanem Verhalten
- Einstellungen sind nur dann Prädiktoren für spontanes Verhalten, wenn sie gut zugänglich sind. Wenn Einstellungen nicht zugänglich sind, wird das Verhalten vermehrt durch situative und soziale Faktoren beeinflusst.
- Zugänglichkeit
- Schnelligkeit des Abrufes der Einstellung
- Liegt keine hohe Zugänglichkeit vor
- Z. B. räumliche Nähe zum Einstellungsobjekt; zufällige Randbedingungen beeinflussen eher spontanes Verhalten
Vorhersage von geplantem Verhalten
Theorie des geplanten Verhaltens
- Der beste Prädiktor für geplantes, überlegtes Verhalten eines Menschen ist seine Verhaltensabsicht.
- Die Verhaltensabsicht ihrerseits wird von den Einstellungen zum spezifischen Verhalten, der subjektiven Norm und der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle bestimmt.
Einstellung ggü. dem Verhalten: Die spezifische Einstellung der Menschen ggü. dem Verhalten, nicht ihre allgemeine Einstellung.
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Subjektive Normen: Annahmen der Menschen darüber, wie andere Menschen die ihnen etwas bedeuten (signifikante Andere), das fragliche Verhalten beurteilen.
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Verhaltensabsicht
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Verhalten
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Wahrgenommene Verhaltenskontrolle: Die Leichtigkeit, mit der Menschen glauben, das Verhalten ausführen zu können.
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- Frauen sollte ihre Einstellung zur Antibabypille, angefangen von der allgemeinen (Einstellung zur Geburtenkontrolle) bis zur spezifischen (ihre Einstellung zum Gebrauch der Antibabypille in den nächsten 2 Jahren) angeben.
- Nur die spezifischen Einstellungen korrelierten mit dem (2 Jahre später abgefragten) Verhalten.
Werbung
Allgemeine Aspekte
- Cola-Werbung
- Begeisterung, Jugendlichkeit, Energie, sexuelle Attraktivität (
diejenigen, die Coke trinken sind cool; Pepsitrinker sind uncool
; geht nicht kognitiv basiert: verdünnte Phosphorsäure...
)
- Kognitive Einstellungen, persönlich relevant
- Argumenten-basierte Werbung
- Mittel gegen Sodbrennen
- Leidet man unter Sodbrennen, liegt sehr wohl persönliche Relevanz vor → dann Einstellung am besten ändern durch logische Fakten
- Kognitive Einstellungen, persönlich nicht relevant
- Werbung über peripheren Weg der Informationsverarbeitung
- Problem: Keine dauerhafte Einstellungsänderung dabei
- Ziel: kognitive Einstellung, persönlich relevant
- Bildung persönlicher Relevanz
- Aktivierung von Ängsten, Schamgefühl
- Produkte aus Gesundheit, Hygiene
- Ziel: affektive Einstellung
- Assoziation von Produkt mit positiven Emotionen
- Ziel: kognitive Einstellung → persönlich relevant erscheinen lassen
- Produkt zur Halsdesinfektion als Mittel gegen Halitosis (Mundgeruch)
Halitosis
wurde von einem Hersteller eines Produktes zur Halsdesinfektion als Krankheit klassifiziert → Erzeugen von Ängsten und Schamgefühl → und damit persönlicher Relevanz
- Ziel: affektive Einstellung erzeugen
- Telefon- und Handygesellschaften zeigen emotionale Szenen: Wie sich ein Paar durch dieses Telefonat näher kommt
- Es geht eigentl. um Preis und Leistung (kognitiv) → affektive Einstellung erzeugen:
Wenn ich zu XY wechsle, dann habe ich viele peppige Freunde
= Assoziation mit positiven Emotionen
Unterschwellige Werbung
- UV1: Musikaufnahme, zur Steigerung von
- Selbstwertgefühl
- Gedächtnis
- UV2: Instruktion
- Instruktion: Gedächtnis
- Instruktion: Selbstwert
- AV: Selbstbeschreibung
- Ergebnisse:
- Haupteffekt der UV2 auf die Selbstbeschreibung
- VPs sahen sich chinesische Schriftzeichen an und sollten anschließend angeben, wie sehr ihnen diese gefielen
- Ohne Wissen der VPs gingen den Schriftzeichen kurze Einblendungen voraus (4 msek)
- Fröhliche Gesichter
- Unemotionale Vielecke
- Wütende Gesichter
- Ergebnis:
- Diese kurz aufblitzenden Bilder hatten Einfluss darauf, wie positiv die VPs die Schriftzeichen bewerteten, obwohl sie nicht bewusst wahrnehmbar waren.
- Fröhliche Gesichter: 3,4
- Unemotionale Vielecke: 3,1
- Wütende Gesichter: 2,7
- Es gibt keine Belege, dass subliminale Botschaften menschliches Verhalten beeinflussen können.
Kulturelle Stereotype
- Gender-Stereotype: Männer handeln, Frauen schauen zu.
- Untersuchung der Darstellung von Frauen und Männern in der Fernsehwerbung in verschiedenen Ländern
- Ergebnis: In allen Ländern werden Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit als machtlos und abhängig dargestellt als Männer.
- Die Befürchtung von Mitgliedern einer Gruppe, ihr Verhalten könne ein kulturelles Stereotyp erfüllen.
- UV: Werbespots
- Stereotypes Frauenbild
- Kontra-stereotypes Frauenbild
- AV: Messung der Leistung in Mathematik-Test
- Ergebnisse:
- Kontra-stereotypes Frauenbild: Männer und Frauen erreichen etwa gleich gute Ergebnisse
- Stereotypes Frauenbild: Frauen schnitten wesentlich schlechter als Männer ab
- Interpretation:
- Die Werbung mit dem stereotypen Frauenbild löste Bedrohung durch Stereotype bei Frauen aus
- Eine Gruppe besteht aus zwei oder mehr Menschen, die miteinander interagieren und interdependent in dem Sinne sind, dass ihre Bedürfnisse sowie ihre Ziele eine gegenseitige Beeinflussung bewirken.
Bedeutung von Gruppen
- Evolutionärer Vorteil für Gruppen [Gruppe bietet Schutz vor Gefahr/Risiko/Angreifer]
- besonders bei Säugetieren
- Informationsquelle
- Informativer sozialer Einfluss
- Selbstdefinition
- Soziale Normen
- Soziale Rollen
- Selbstakzeptanz
- Normativer sozialer Einfluss
Eigenschaften von Gruppen
- Homogenität
- Alter, Geschlecht, Überzeugungen
- Soziale Normen
- Implizite und explizite Regeln einer Gruppe für akzeptables Verhalten, Werte und Annahmen
- Normativer sozialer Einfluss
- Soziale Rollen
- Spezifisches Verhalten in einer bestimmten Gruppenposition
- Gruppenkohäsion
- Gruppenkohäsion: Aspekt der Gruppe, der für gegenseitige Bindung sorgt und die Zuneigung innerhalb der Gruppe fördert
- Steigt bei guten Gruppen-Leistungen
- Zu starke Kohäsion kann die Gruppenleistung reduzieren
- Vorteile
- Klar definierte Rollen
- Zufriedenheit, gute Leistungen
- [Letztlich wichtig sind Fortpflanzung und Macht; wenn es keine Rollen gäbe, will jeder mal die Führungsposition und bestimmte Partner; führt zu andauerndem Stress, Kampf und frühem Tod (aus Tiermodellen bekannt)]
- Klar definierte Rollen sind gut, wenn sie von allen akzeptiert werden
- Nachteile
- Ausgrenzung bei Erwartungsverletzung
- Verlust von Persönlichkeit und Identität
Klassisches Experiment: Stanford Prison Experiment (Haney, Banks, & Zimbardo, 1973)
- Rekrutierung über Zeitungsannonce
- Anforderungen an die VPs:
- Gesetzestreu, Emotional stabil, Körperlich gesund
- Zufallsgruppierung:
- Phase 1: Festnahme
- Die VPs, die die Gefangenenlose gezogen haben, wurden (von den späteren Wärtern) zu Hause abgeholt
- Phase 2: Ankunft
- Gefangene wurden ausgezogen, desinfiziert, bekamen Kleidung mit Nummern
- Wärter bekamen Uniform
- Phase 3: Ausübung von Autorität und Macht
- Erst kleine Strafmaßnahmen; wurden dann mit der Zeit immer stärker
- Phase 4: Folgen der Rebellion
- Abbruch des Experiments nach 6 Tagen (ursprünglich waren 14 Tage geplant!)
- 5 von 9 Gefangenen:
- Wutausbrüche, Depressionen, Körperliche Symptome
- Nachweis des Einflusses der Situation auf das Verhalten
- Entstehung von Deindividuation und Grausamkeit unter situativem Einfluss
- Situation
- Ungleiche Machtverteilung unter den Gruppenmitgliedern
- Neuartigkeit der Situation
- Unscharfe Macht-Grenzen
- Prozesse
- Abruf von Schemata und Skripten [Gefangene und Wärter haben sich immer mehr mit der Rolle identifiziert]
- Informativer sozialer Einfluss
- Normativer sozialer Einfluss
- Kognitive Dissonanz
- Unzureichende externe Rechtfertigung
Verhaltensbeeinflussung durch Gruppen
Soziale Erleichterung
- Verbesserung der Leistung durch Anwesenheit anderer
Laufgeschwindigkeit von Küchenschaben (Zajonc et al. [1969])
- Küchenschabe flieht vor aversivem Flutlicht durch ein einfaches Labyrinth
- Bei Anwesenheit anderer Schaben (Zuschauer) ist sie schneller
- Gültigkeit: Einfache, gut gelernte Aufgaben
- Leistungsabfall bei schwierigen Aufgaben
Laufgeschwindigkeit von Küchenschaben (Zajonc et al. [1969])
- Komplexes Labyrinth mit 3 möglichen Alternativen
- Dann ist die Küchenschabe schneller, wenn sie keine Zuschauer hat
- Leistungsabfall bei schwierigen Aufgaben
- Anwesenheit anderer führt zu Erregungssteigerung
- Verbesserung von Aufmerksamkeit und Wachsamkeit durch Erhöhung der potenziellen Reaktionsbereitschaft
- Erhöhte Selbstaufmerksamkeit (Bewertungsangst)
- Geteilte Aufmerksamkeit (Ablenkungskonflikt)
- Bei Routineaufgaben (Ausführung dominanter Reaktionen): Verbesserung der Leistung
- Bei schwierigen (komplexen, neuen) Aufgaben: Verschlechterung der Leistung
- Erklärung mit dem Yerkes-Dodson-Gesetz (1908): Zusammenhang von Erregung und Leistung
- Je einfacher die Aufgabe, umso größer sollte das Erregungsniveau für eine optimale Leistung sein
- Bei mittelschwerer Aufgabe bringt ein mittleres Erregungsniveau eine optimale Leistung
- Je schwieriger die Aufgabe, umso geringer sollte das Erregungsniveau für eine optimale Leistung sein
Soziales Faulenzen
- Individuelle Anstrengungen können nicht beurteilt werden
- Gesang im Chor
- Instrument in großem Orchester
- Leistungssteigerung bei komplexen Aufgaben
- Eingeschränkte Leistung bei einfachen Aufgaben
Gegenwart anderer
- Individuelle Anstrengungen können beurteilt werden
- Wachsamkeit; Bewertungsangst; Ablenkungskonflikt
- Erregung
- (+) Leistungssteigerung bei einfachen Aufgaben
- (−) Eingeschränkte Leistung bei komplexen Aufgaben
- Individuelle Anstrengungen können nicht beurteilt werden
- Keine Bewertungsangst
- Entspannung
- (−) Eingeschränkte Leistung bei einfachen Aufgaben
- (+) Leistungssteigerung bei komplexen Aufgaben
- Beim Einstieg in neue Themen
- Mehr Gruppenarbeiten vergeben (möglichst gute Leistung zeigen und weniger hohes Erregungsniveau)
- Z. B. wenn ein paar Studis zusammen etwas präsentieren sollen (z. B. ein Poster)
- Wenn mit der Zeit das Thema/Wissen mehr klar wird (also die Aufgaben einfacher werden)
- Dann eher auf Einzelleistungen gehen
Gruppenentscheidungen
Prozessverluste
- Gruppen gelangen zu besseren Entscheidungen als der Einzelne, wenn es ihnen gelingt, Ideen zu sammeln und den Experten in der Gruppe Gehör zu schenken.
- Es kommt zu einem Prozessverlust, wenn es dem am meisten Sachkundigen in der Gruppe nicht gelingt, die anderen mitzuziehen bzw. umzustimmen.
Versäumnis, neue Informationen zu teilen
- Gruppenaufgabe: Bester Kandidat für Präsidentschaft von Studentenverbindung
- Diskussion in Vierergruppen
- Kandidat A: 8 positive, 4 negative Eigenschaften
- Bedingung:
gemeinsame Information
- Alle Diskutanten haben die gleichen Informationen (über positive und negative Eigenschaften)
- Bedingung:
nicht gemeinsame Information
- Alle Diskutanten haben die gleichen Informationen über negative Eigenschaften
- Jeder Diskutant hat 2 Informationen der positiven Eigenschaften
- Ergebnisse:
- Bedingung
gemeinsame Information: Gruppenentscheid = 83% bevorzugten Kandidat A
- Bedingung
nicht gemeinsame Information: Gruppenentscheid = 24% bevorzugten Kandidat A
- Versäumnis, neue Informationen zu teilen
- Normativer sozialer Einfluss
- Soziale Dominanz/soziale Schüchternheit
- Diskussionsverzerrung zugunsten der geteilten Information
- Bewertungsverzerrung: Geteilte Information wird als glaubwürdiger beurteilt
- Versäumnis, neue Informationen zu teilen
- Gleiche Diskussionszeiten für alle Teilnehmer (soziale Dominanz/Schüchternheit ausgleichen)
- Vorab Experten für Teilbereiche definieren
Gruppenpolarisierungen
- Gruppenpolarisierung bewirkt, dass Gruppen Entscheidungen treffen, die in der Richtung extremer (risikoreicher oder vorsichtiger) werden als diejenigen, welche von den einzelnen Mitgliedern anfänglich bevorzugt wurden (Risikoschub-Phänomen).
- Modell der überzeugenden Argumente
- Polarisierung nimmt mit Neuartigkeit und Stichhaltigkeit der Argumente zu
- Modell der sozialen Vergleichsprozesse
- Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz [wenn man weiß, dass die Gruppe ohnehin hinter einem steht, ist man der Held, wenn man auf einmal die Veränderung vorschlägt]
Führung
Persönlichkeitsfaktoren
- Persönlichkeitsfaktoren
- Intelligenz
- Extraversion
- Machtmotivation
- Soziale Kompetenz
- Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Erfahrungen
- Körpergröße
- Ergebnisse:
- Geringe positive Korrelationen
- Persönlichkeitsfaktoren haben bei Führung keinen Vorhersagewert
Situative Faktoren
Kontingenzmodell (Fiedler, 1967, 1978)
- Aufgabenorientierte Führung
- Bezeichnet einen Führungsstil, zu dem die Planung und Einteilung der Arbeit, der Aufbau von Kommunikationsnetzwerken, die Bereitstellung der notwendigen Arbeitsmittel, der Ausstattung und technischer Unterstützung sowie die Bewertung der Arbeitsleistung gehört.
- Beziehungsorientierte Führung
- Bezeichnet einen Führungsstil, zu dem Verhaltensweisen gehören wie Sorge um die Mitarbeiter zu zeigen, auf freundliche unterstützende Art zu handeln, Wertschätzung für Beiträge von Mitarbeitern zum Ausdruck zu bringen und ihre Leistungen anzuerkennen.
- High-control work situations (hohe situative Kontrolle)
- Gruppenhierarchie und Arbeitsbedingungen sind gut strukturiert und klar definiert
- Low-control work situations (niedrige situative Kontrolle)
- Gruppenhierarchie und Arbeitsbedingungen sind unklar definiert
- Beziehung zwischen Führungskraft und Mitgliedern. Dies bezieht sich auf das Maß des Vertrauens und des Respekts, das die Mitglieder der Führungskraft entgegenbringen.
- Aufgabenstruktur. Eine strukturierte Aufgabe hat ein klares, genau festgelegtes Ziel und kann leicht bewertet werden, während eine unstrukturierte Aufgabe komplex ist und nicht nur eine richtige Lösung hat.
- Niedrige situative Kontrolle
- Aufgabenorientierte Führung
- Gemäßigte situative Kontrolle
- Beziehungsorientierte Führung
- Hohe situative Kontrolle
- Aufgabenorientierte Führung
Konflikt und Kooperation
Soziale Dilemmata
- Eine besondere Art von Konflikt ist das soziale Dilemma, bei dem die vorteilhafteste Lösung für den Einzelnen, wenn sie von den meisten anderen auch verfolgt werden würde, eine schädliche Auswirkung auf alle hätte.
- Für den Einzelnen ist es praktisch morgens 500 Meter zum Bäcker mit dem Auto zu fahren; wenn alle dies machen wollen, kommt es zu unsäglichen Staus und gesteigerter Umweltverschmutzung.
- Wenn einer in der WG kein Geschirr spült, ist es gut für ihn; wenn keiner mehr Geschirr spült, gibt es bald keines mehr und außerdem wird es irgendwann ekelig.
- Verhaftung zwei Verdächtiger
- Unabhängige Verhöre
- Zwei Optionen
- Kooperative Option: Geständnis
- Kompetitive Option: Abweisung der Schuld auf anderen Verdächtigen
- Beginn häufig mit kompetitiver Strategie, da Vertrauensniveau nicht bekannt
- Kooperative Strategie
- mit Freunden
- Tit-for-Tat-Strategy
- Eher bei Einzelpersonen als bei Gruppen
Drohungen
Lastwagen-Spiel: Deutsch & Krauss (1960)
- Aufgabe
- Lastwagen müssen schnell ans Ziel gelangen
- Geldgewinn, wenn Lastwagen zügig im Ziel
- Geldverlust, wenn Fahrt zu lange dauert
- Konflikt
- Schneller Weg = Einbahnstraße
- UV1: Bedrohung
- Bedingung 1: keine Bedrohung → Gewinn für beide Seiten
- Bedingung 2: einseitige Bedrohung → Mittlerer Verlust für beide Seiten
- Bedingung 3: bilaterale Bedrohung → Starker Verlust für beide Seiten
- UV2: Kommunikation
- Bedingung 1: keine Kommunikation
- Bedingung 2: freiwillige Kommunikation
- Bedingung 3: erzwungene Kommunikation
- Ergebnisse:
- In allen 3 Kommunikationsbedingungen wird ein Gewinn erzielt, wenn keine Bedrohung möglich ist
- In allen 3 Kommunikationsbedingungen resultiert ein Verlust bei Bedrohung (egal ob ein- od. zweiseitig)
- Interpretation:
- Kommunikation, egal ob freiwillig od. erzwungen, verbessert die Konflikte nicht bzw. nicht sonderlich (da sie von den meisten eher für Drohungen genutzt wird)
- Kommunikation löst Konflikte nur dann, wenn sie Vertrauen fördert
Entstehung von Zuneigung
Bedingungen von Zuneigung
- Räumliche Nähe
- Ähnlichkeit
- Reziproke (wechselseitige) Zuneigung
- Körperliche Attraktivität
- Physikalische Wärme
Räumliche Nähe
- Mere-Exposure-Effekt: Wenn man etwas wiederholt/häufiger sieht, mag man es mit der Zeit mehr (Voraussetzung: man hat zuvor eine neutrale Einstellung dazu).
- Wohnkomplex für Studenten mit 17 Gebäuden
- Die Bewohner werden den Wohnungen zufällig zugeordnet
- AV: Erhebung der Freundschaften in Abhängigkeit der räumlichen Nähe
- Ergebnisse:
- 65% der Freunde im gleichen Gebäude
- Enge Freundschaften bei
- 41% der Tür-an-Tür-Nachbarn
- 22% zwei Türen entfernt
- 10% an entgegengesetzten Enden des Flures
- Interpretation:
- Klarer Beweis dafür, dass die räumliche Nähe die Freundschaften bedingt, da zuvor zufällig zugeteilt.
- Die Menschen, denen man − zufällig − am häufigsten begegnet und mit denen man am häufigsten interagiert, werden am wahrscheinlichsten zu unseren Freunden und Partnern.
- Konföderierte Studentinnen wurden in Seminare eingeschleust
- Hatten keinerlei Kontakt mit Prof od. anderen Studis
- Nahmen an 0 (KG), 5, 10 od. 15 Kursen teil
- AV: Beurteilung der Attraktivität am Ende des Semesters durch die anderen Studis
- Ergebnisse:
- Je häufiger die Teilnahme, umso attraktiver wurde die Persönlichkeit beurteilt
- Und dies, obwohl keinerlei Interaktion stattfand
- Interpretation:
- Das bloße Zusammensein (mere exposure) im Seminar wirkt sich auf die Attraktion aus.
Ähnlichkeit
- Meinung und Charakter
- Einstellungen und Werte
- Persönlichkeitseigenschaften
- Demographische Faktoren
- Sozialer Hintergrund
- Interessen und Erfahrungen
- Kommunikations-/interpersoneller Stil
- Personen mit besonders guten kommunikativen Fähigkeiten
- betrachten soziale Interaktionen als kompliziert und vielschichtig
- konzentrieren sich auf die psychologischen Aspekte der Interaktion
- Personen mit geringen kommunikativen Fähigkeiten
- bewerten soziale Interaktionen als geradlinig und einfach
- konzentrieren sich auf die instrumentellen Aspekte der Interaktion (z. B. was sich erreichen lässt od. tatsächlich passiert ist)
- sind weniger an der Persönlichkeit od. Motivation der Gesprächspartner interessiert
- → Freundespaare weisen ein jeweils ähnliches Niveau der kommunikativen Fähigkeiten auf
- Erhöhung des Selbstwertes
- Personen, die uns ähnlich sind, mögen uns auch eher
- Bestätigung das Selbstkonzeptes
- Personen, die uns ähnlich sind, geben uns eine (soziale) Bestätigung für unsere Einstellungen und Werte
- → Selbstwert und -konzept sind sehr wichtig für die Menschen.
- → Allein sind diese nicht bzw. kaum aufzubauen.
Reziproke (wechselseitige) Zuneigung
- Erwartung gegenseitiger Zuneigung
- Möglicherweise entscheidend dafür, ob wir Person A mögen, ist unsere Annahme, wie sehr Person A uns mag.
- Aufgrund einer selbsterfüllenden Prophezeiung (self-fulfilling prophecy).
- Coverstory: Diskussion unter (zufällig zugeteilten) Studentenpaaren
- AV: (zufällige) Vorabinformation über den anderen Gesprächspartner
- Zielperson wird vom Partner gemocht
- Zielperson wird vom Partner nicht gemocht
- UV: Nachbefragung
- Einschätzung, wie sehr der Gesprächspartner gemocht wurde
- Ergebnisse:
- Sowohl Zielperson als auch Diskussionspartner, in der Bedingung, wo die Zielperson die Vorabinformation
Mein Gesprächspartner mag mich
bekam, mochten ihren jeweiligen Partner mehr als die andere Gruppe
- Sowohl Zielperson als auch Diskussionspartner, in der Bedingung, wo die Zielperson die Vorabinformation
Mein Gesprächspartner mag mich nicht
bekam, mochten ihren jeweiligen Partner weniger als die andere Gruppe
- Interpretation:
- Die Partner neigten dazu das Verhalten des jeweiligen Gegenübers zu spiegeln
- Typisches Ergebnis für self-fulfilling prophecy: Die Erwartung ist ein wichtiger Prädiktor
Körperliche Attraktivität
- 752 Erstsemester werden zu einem Blind Date bei einer Tanzveranstaltung zusammengebracht
- Anschließend
- Bewertung des Tanzpartners anhand zahlreicher Persönlichkeitsmerkmale
- Angabe, wie sehr die Person wieder zu treffen gewünscht wurde
- Bester Prädiktor für den Wunsch einer erneuten Verabredung:
- Körperliche Attraktivität
- Frauen:
- Große Augen
- Kleine Nase
- Kleines Kinn
- Hohe Wangenknochen
- Hohe Augenbrauen
- Große Pupillen
- Männer:
- Große Augen
- Hohe Wangenknochen
- Kräftiges Kinn
- Männer und Frauen bewundern große Augen beim anderen Geschlecht
- Große Augen gelten als Bestandteil des
Kindchenschemas
, da neugeborene Säugetiere sehr große Augen in Relation zu ihrem Gesicht haben.
- Beide Geschlechter bewundern hohe Wangenknochen
- Ein typisches erwachsenes Merkmal
- Das als schön bewertete weibliche Gesicht weist mehr Merkmale des Kindchenschemas auf
- Kleine Nase
- Kleines Kinn
- → Weibliche Schönheit wird offensichtlich mehr mit kindlichen Attributen assoziiert
- Über die Kulturen hinweg herrscht (überraschenderweise) Einigkeit, was bei einem Gesicht als attraktiv gilt.
- Durchschnittsgesichter werden als attraktiver wahrgenommen als Einzelgesichter
- Menschen bewerten andere als attraktiver, die ihrem eigenen Gesicht ähnlich sehen
- Erklärung:
- Je mehr gemischt, desto wahrscheinlicher, dass Anteile davon bekannt/vertraut sind
- Möglicherweise Ausdruck unserer unterschwelligen Präferenz für das Vertraute und Sichere ggü. dem Unbekannten und potenziell Gefährlichen.
- Vertrautheit erklärt auch Effekte der
- Nähe (Mere-Exposure-Effekt)
- Ähnlichkeit
Was schön ist, ist gut
-Stereotyp
- Die körperliche Attraktivität hat einen Einfluss darauf, welche Eigenschaften den Schönen zugeschrieben werden
- Soziale Orientierung
- Extraversion
- Entscheidungskraft
- Fähigkeit glücklich zu sein
- Self-fulfilling prophecy
- Gegengeschlechtliche Telefongespräche
- Informationspaket und (manipuliertes) Foto für die Männer
- Foto einer attraktiven Frau
- Foto einer unattraktiven Frau
- Männer waren bei
attraktiven
Frauen wärmer, freundlicher und sozialer
Attraktive
Frauen verhielten sich vertrauensvoller, lebhafter, wärmer (unabhängige Beobachtung)
Physikalische Wärme
- Zur Kategorisierung der internalen, mentalen Welt wird auf Analogien zur physikalischen Welt zurückgegriffen.
- Informationen über Wärme werden assoziativ im Gedächtnis gespeichert und in den gleichen Gehirngebieten (Inselrinde) verarbeitet, unabhängig davon ob die Wärme mentaler oder physikalischer Natur ist.
- Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Vertrauenswürdigkeit
- Experiment zur Personenbewertung/Fremdwahrnehmung
- Fahrstuhl: Heißer Kaffee / Eis-Kaffee (ca. 15 Sekunden)
- Informationspaket über Person A
- Intelligent, praktisch, fleißig, zielstrebig, vorsichtig
- Bewertung von Person A
- Ergebnis:
- Person A wird in
Heißer Kaffee
-Bedingung als wärmer
beschrieben, andere Persönlichkeitsattribute unterscheiden sich nicht.
- Interpretation:
- Wärme wurde geprimet.
- Da sowohl physikalische als auch interpersonale Wärme in den gleichen Gehirngebieten verarbeitet wird, werden andere Menschen bei äußerer Wärme eher als warm beurteilt.
- Experiment zur Selbstwahrnehmung
- Instruktion (Coverstory): Bewertung einer medizinisch-physikalischen Anwendung
- UV: Heiße / Kalte Pads (die die VPs kurz halten sollten)
- AV: Wahl der Belohnung für die Teilnahme
Geschenk für Freunde
Zum Eigengebrauch
- Ergebnis:
- Bei
Heißes Pad
wählten die VPs geringfügig mehr das Geschenk für Freunde
als Eigengebrauch
.
- Bei
Kaltes Pad
wählten die VPs deutlich häufiger den Eigengebrauch
als das Geschenk für Freunde
.
- Interpretation:
- Priming von interpersonaler Wärme (Selbst- und Fremdwahrnehmung) durch physikalische Wärme.
Theorien für die Entstehung von Zuneigung
Theorie des sozialen Austausches
- Die Zufriedenheit von Menschen bezüglich ihrer Beziehungen hängen von der Einschätzung ab, welchen Nutzen sie von der Beziehung haben und welche Kosten sie auf sich nehmen.
- Außerdem ist das Vergleichsniveau wichtig und das Vergleichsniveau für Alternativen.
- Charakteristika und Verhaltensweisen der Beziehungspartner
- Zugang zu Geld, Status, sozialen Kontakten
- Erwartungen hinsichtlich des Verhältnisses von Nutzen und Kosten in einer Beziehung.
- Bildung aufgrund persönlicher Erfahrungen.
- Erwartungen hinsichtlich des Verhältnisses von Nutzen und Kosten in einer alternativen Beziehung.
Equity- bzw. Ausgewogenheitstheorie
- Menschen sind in den Beziehungen am glücklichsten, in welchen die Nutzen und Kosten, die eine Person erfährt, und der Beitrag, den sie oder er für die Beziehung leistet, ungefähr den Nutzen und Kosten und dem Beitrag der anderen Person entsprechen.
- Kurz: Ausgewogenheit von Nutzen und Kosten ist entscheidend für die Zufriedenheit der Beziehung.
- Laut Ausgewogenheitstheorie fühlen sich sowohl begünstigte als auch benachteiligte Partner mit einem unausgewogenen Nutzen-Kosten-Verhältnis unwohl.
- Unausgewogenheit ist jedoch für den benachteiligten Partner problematischer.
Fragen
- In der Nähe der Person aufhalten → Vertrautheit herstellen.
- So verhalten, dass die andere Person sich bestätigt fühlt.
- Die Ähnlichkeit mit der Person betonen.
- Der Person wissen lassen, dass ihre Gesellschaft als angenehm empfunden wird.
Enge Beziehungen
Definition
- Kameradschaftliche Liebe
- Gefühle von Intimität und Zuneigung, die wir spüren, wenn wir eine Person sehr mögen, aber in ihrer Gegenwart keine Leidenschaft oder Erregung verspüren.
- Leidenschaftliche Liebe
- Gefühle von intensiver Sehnsucht, begleitet von physiologischer Erregung, die wir für einen Menschen empfinden; bei Erwiderung erleben wir Erfüllung und Ekstase, bei Nichterwiderung Traurigkeit und Verzweiflung.
- Leidenschaftliche Liebe geht mit physiologischer Erregung einher.
- Mit dem Fragebogen für leidenschaftliche Liebe (nach Hatfield & Sprecher [1986]).
- Umfasst 15 Fragen
- Ratingskala von 1 (überhaupt nicht richtig) bis 9 (total richtig)
Ursachen enger Beziehungen
- Evolutionäre Erklärungen
- Bindungsstile
- Sozialer Austausch
- Ausgewogenheit
Evolutionäre Erklärungen
- Das Ziel ist der reproduktive Erfolg (Fitness).
- Männer und Frauen haben dabei unterschiedliche Wahlstrategien:
- Männer:
- Paarung mit vielen Frauen → Maximierung der (überlebenden) Nachkommenschaft
- Frauen:
- Sorgfältige Auswahl des Partners (wesentlich selteneres Paaren) → da (aufwendige) Aufzucht der Nachkommenschaft
- Männer:
- Körperliche Attraktivität
- Alter (jüngere Frauen als sie selbst)
- Gesundheit
- → Kennzeichen für eine gute Fortpflanzungsfähigkeit
- Frauen:
- Wirtschaftlich gut gestellt (guter Verdienst)
- Ehrgeiz
- Fleiß
- → Potenzielle Ressourcen für die (aufwendige) Aufzucht
- Erhebung an 9.000 Erwachsenen aus 37 Ländern (Buss et al.)
- Ungleichverteilung materieller Ressourcen
- Auf der ganzen Welt haben Frauen weniger Macht, Status, Reichtum und sonstige Ressourcen zur Verfügung als Männer
- Ggf. würden sich die Präferenzen verschieben, wenn die materiellen Ressourcen gleich verteilt wären
Bindungsstile
- Unser Beziehungsverhalten als Erwachsene wird von den Erfahrungen bestimmt, die wir in unserer frühen Kindheit mit Eltern oder Betreuungspersonen gemacht haben.
- Sichere Bindung
- Bezugspersonen gehen auf die Bedürfnisse der Kinder ein
- Zeigen im Umgang miteinander positive Emotionen
- Kinder vertrauen den Bezugspersonen
- Haben keine Angst verlassen zu werden
- Fühlen sich angenommen und geliebt
- Vermeidende Bindung (distanziert)
- Reservierte und distanzierte Bezugspersonen
- Reagieren auf die Annäherungsversuche des Kindes abweisend
- Kinder wollen ihrer Bezugsperson nahe sein, lernen dieses Bedürfnis jedoch zu unterdrücken
- Ängstlich/ambivalente Bindung (unbeständig)
- Unberechenbare und bevormundende Bezugspersonen
- Kinder sind meist unsicher, weil sie nie vorhersehen können, wann und wie die Bezugspersonen auf ihre Bedürfnisse reagieren
- Sicherer Bindungstyp
- Reife, beständige Beziehungen
- Vermeidender Bindungstyp
- Schwierigkeiten, enge, intime Bindungen einzugehen
- Können anderen nicht ohne weiteres vertrauen
- Selten in Liebesbeziehungen
- Unsicherer Bindungstyp
- Möchten dem Partner gern nahe sein, fürchten jedoch, dass ihre Zuneigung nicht erwidert wird
- Viele kurzlebige Beziehungen
- Sicherer Bindungstyp ~ 56%
- Vermeidender Bindungstyp ~ 25%
- Unsicherer Bindungstyp ~ 19%
- Beide Partner → sicherer Bindungstyp
- Unsichere Frau ~ vermeidender Mann
- Die Beziehungsmuster ergänzen sich gut (das gegenseitige Beziehungsschema wird bestätigt):
- Unsichere Menschen sind bereit, sich stärker in die Beziehung einzubringen als ihre Partner
- Vermeidende Typen wollen weniger in Beziehungen investieren als ihre Partner
- Zudem werden damit die Geschlechtsstereotype bestätigt
- (Unsichere) Frauen: Viele Investitionen in die Beziehung; Besorgtheit über den Zustand der Beziehung/des Partners
- (Vermeidende) Männer: Weniger Investitionen in die Beziehung; wenig Emotionen; meiden von Diskussionen über die Beziehung
- Es ist möglich, dass Menschen im Lauf der Zeit infolge ihrer unterschiedlichen Erfahrungen in engen Beziehungen mehr als einen Bindungstyp entwickeln.
- Nach verschiedenen Studien etwa 25% − 30% intraindividueller Wechsel.
- Die in bisherigen Beziehungen gesammelten Erfahrungen können helfen, andere Wege des Miteinanders zu erlernen, als es in der Kindheit erlebt wurde.
Sozialer Austausch
- Die innere Verpflichtung für eine Beziehung hängt von 3 Variablen ab:
- Zufriedenheit mit der Beziehung; diese hängt wiederum ab von:
- Nutzen (Beginn der Beziehung)
- Kosten (über die Zeit zunehmende Bedeutung)
- Vergleichsniveau
- Maß der Investitionen in die Beziehung
- Vergleichsniveau für Alternativen
- Fragebögen über 7 Monate hinweg:
- Studierende in heterosexuellen Beziehungen
- Alle 3 Monate Fragen zu allen Aspekten des Investitionsmodells
- Zudem jeweils Frage, ob Beziehung noch bestand od. beendet wurde
- Ergebnisse:
- Innere Verpflichtung für die Beziehung bei:
- Hoher Zufriedenheit
- Geringem Vergleichsniveau für Alternativen
- Hohem Maß an Investitionen
- Trennungsentschluss bei:
- Geringerer Zufriedenheit
- Hohem Vergleichsniveau für Alternativen
- Geringerem Maß an Investitionen
Ausgewogenheit in Langzeitbeziehungen
- Austauschbeziehungen
- Beziehungen, die von dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit/Ausgewogenheit (equity) beherrscht werden
- Häufig bei neuen Bekanntschaften
- Gemeinschaftsbeziehungen (sozial motivierte Beziehungen)
- Beziehungen, in denen es den Partnern vorrangig darum geht, auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen
- Häufig bei Langzeitbeziehungen
- Austauschbeziehungen → streben nach Ausgewogenheit
- Wir möchten, dass uns ein Gefallen sofort zurückgezahlt wird.
- Wir fühlen uns ausgebeutet, wenn uns der Gefallen nicht sofort zurückerstattet wird.
- Wir führen Buch darüber, wer was zur Beziehung beiträgt.
- Dem Anderen helfen zu können, wirkt sich nicht auf unsere Stimmung aus.
- Gemeinschaftsbeziehungen → Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse des anderen
- Wir möchten es nicht, dass sofort für unseren Gefallen bezahlt wird.
- Wir finden uns nicht ausgebeutet, wenn wir fur einen Gefallen nichts wiederbekommen.
- Wir führen nicht Buch darüber, wer was zur Beziehung beiträgt.
- Wenn wir dem Anderen helfen können, wirkt sich das positiv auf unsere Stimmung aus.
Trennung
- Intraindividuelles Stadium
- Die Person denkt viel über seine Unzufriedenheit mit der Beziehung nach
- Dyadisches Stadium
- Die Person diskutiert die Trennung mit dem Partner
- Soziales Stadium
- Andere Personen werden über die Trennung informiert
- Intraindividuelles Stadium
- Die Person erholt sich von der Trennung und zieht seine persönliche Bilanz, wie und warum sie stattgefunden hat
- Aktiv destruktiv
- Aktive Verletzungen
- Beschimpfen des Partners
- Drohen mit Trennung
- Tatsächliches Verlassen
- Aktiv konstruktiv
- Aktive Besserungsversuche
- Problemdiskussionen
- Aufsuchen professioneller Hilfe
- Passiv konstruktiv
- Passiv hoffend, dass sich die Situation verbessert
- Lieber Halt geben als streiten
- Optimismus wahren
- Passiv destruktiv
- Ablehnung sich mit den Problemen zu befassen
- Ignoranz des Partners und der Probleme
- Reduktion gemeinsamer Zeit
- Verhängnisvolle Anziehung (
Fatal attractions
)
- Genau die Eigenschaften, die anfänglich besonders attraktiv erschienen, sind letztlich die Ursache für die Trennung.
- Ungleichheit
- Z. B. unterschiedliches Alter: Anfänglich findet man jemanden attraktiv, weil er viel älterist und so reif wirkt; später ist es die störendste Eigenschaft des Partners, dass er so viel älter ist und man nichts gemeinsam hat.
- Einzigartigkeit
- Z. B. findet man jemanden attraktiv, weil er so
irgendwie rätselhaft
ist; später ist diese Eigenschaft, die nunmehr seltsam
oder sogar gestört
wirkt.
- Extreme Eigenschaften
- Z. B. findet man jemanden attraktiv, weil er so ein intensives Interesse an einem zeigt; später nimmt man ihn als
eifersüchtig und besitzergreifend
wahr.
- Brecher (Verlassende): haben eine starke Verantwortung für die Trennung
- Beziehungsende am wenigsten stressreich/bedrückend/schmerzhaft
- Am wenigsten negative körperliche Symptome
- Gebrochene (Verlassene): haben eine geringe Verantwortung für die Trennung
- Einsamkeit, Depression, Trauer, Wut
- Viele körperliche Beschwerden
- Gegenseitige (Einvernehmliche): gemeinsame Trennungsentscheidung
- Weniger unglücklich oder verletzt als die Gebrochenen, jedoch etwas stärker betroffen als die Brecher
- Von der Rolle, die jemand bei der Trennung gespielt hat
- Vom Geschlecht
- Männer als Brecher oder Gebrochene haben kaum Interesse an einer Freundschaft mit der Ex-Partnerin
- Frauen als Brecher oder Gebrochene haben hingegen sehr wohl Interesse an einer Freundschaft mit der Ex-Partner; insbesondere wenn sie verlassen wurden
- Frauen haben insgesamt ein viel größeres Interesse mit dem Ex-Partner verbunden zu bleiben
- In der einvernehmlichen Rolle haben Frauen und Männer die größte Übereinstimmung beim Wunsch nach einer zukünftigen Freundschaft
- Jede Handlung mit dem Ziel, einem anderen Menschen Vorteile zu erschaffen = Handlungen, die zugunsten anderer Personen ausgeführt werden.
Erklärungsansätze
- Evolutionspsychologie: Anderen zu helfen ist eine instinktive Reaktion, um diejenigen Menschen zu fördern, die uns genetisch ähnlich sind.
- Theorie des sozialen Austausches: Die Belohnungen für geleistete Hilfe übersteigen oft die Kosten, so dass es in unserem eigenen Interesse liegt zu helfen.
- Empathie-Altruismus-Hypothese: Unter bestimmten Bedingungen rufen starke Gefühle von Empathie und Mitleid mit dem Opfer selbstlose Hilfe hervor.
Evolutionäre Ansätze
Prosoziales Verhalten hat genetische Wurzeln, da es auf drei verschiedene Arten die natürliche Selektion überdauert hat:
- Verwandtenselektion
- Befolgen der Reziprozitätsnorm
- Befolgen sozialer Normen aller Art, Altruismus mit eingeschlossen.
- Der Mensch sorgt dafür, dass seine Gene überleben, indem er Blutsverwandten hilft
- Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass Blutsverwandte überleben
- Wächterbienen im Bienenstock
- Wächterbienen lassen am ehesten die herein, die (nah) verwandt sind
- Brand in Ferienhaussiedlung
- Die Überlebenden berichteten, dass sie eher nach Familienmitgliedern als nach Freunden suchten
- Hilfeverhalten wird gezeigt, wenn
Kosten < Verwandtschaftsgrad x Nutzen
- Kann man zeigen bei: Vögel, Murmeltiere, Hunde, ...
- Verwandtschaftsgrad zu hoch gewichtet
- Dem Handelnden entsteht ein Überlebensvorteil, wenn der Reziprozitätsnorm entsprochen wird
- Der Mensch hilft einem Fremden, in der Hoffnung/Erwartung, dass ihm selbst auch geholfen wird, sollte er einmal Hilfe benötigen
- Kooperierende Gruppen haben gegenüber egozentrischen Gruppen einen Überlebensvorteil
- Es ergibt sich ein Überlebensvorteil (natürliche Selektion) aus dem Befolgen sozialer Normen aller Art, Altruismus mit eingeschlossen.
- Folglich ist die Fähigkeit, soziale Normen zu lernen, zur genetischen Ausstattung geworden.
- Eine solche Norm ist z. B.: Es ist wertvoll, anderen zu helfen = Altruismus
Sozialer Austausch
- Hilfeverhalten wird als ein Abwägen des Lohnes gegenüber den Kosten betrachtet: Hilfeleistung geschieht aus Eigeninteresse – d. h. in Situationen, in denen die Belohnung für dieses Verhalten größer ist als die Kosten.
- Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von Gegenhilfe
- Abbau persönlicher Anspannung (Menschen reagieren erregt und verstört, wenn sie andere Menschen leiden sehen. Insofern könnte Hilfe teilweise deshalb erfolgen, um eigenen Stress zu mindern.)
- Soziale Belohnungen (Anerkennung; Selbstwert erhöhen)
- Ggf. Selbstgefährdung
- Ggf. Verursachung von Schmerzen oder Peinlichkeit
- Zeitinvestition
Empathie und Altruismus
- Der Drang, einem anderen Menschen zu helfen, selbst wenn es dem Helfenden einen Nachteil bringt.
- Empathie: Fähigkeit, sich in die Lage eines anderen zu versetzen und die Emotionen so zu fühlen, wie der andere sie erlebt.
- Bei der Empfindung von Empathie wird aus altruistischen Gründen geholfen; ohne Empathie aus Gründen des sozialen Austausches.
- Man beobachtet jemanden, der Hilfe benötigt.
- Wird Empathie empfunden?
- Nein
- Sind Belohnungen in Aussicht (die die Kosten übersteigen)?
- Ja: Hilfe erfolgt (aufgrund sozialen Austausches).
- Nein: Es erfolgt keinerlei Hilfe.
- Ja: Hilfe erfolgt (ohne Rücksicht auf Eigeninteresse; also rein altruistisch).
- Coverstory: VPs sollen ein Radioprogramm bewerten
- Es stehen verschiedene Tonbandaufnahmen mit Lebensschicksalen zur Verfügung (tatsächlich nur ein und dasselbe)
- Person (Carol) mit Autounfall, die an der Vorlesung nicht mehr teilnehmen kann
- AV: Hilfeverhalten
- Schriftliche Aufforderung zur Hilfe durch Seminarleiter
- UV1: Empathie
- Hoch: Instruktion zur Nachempfindung
- Niedrig: Instruktion objektiv zu bleiben
- UV2: Kosten
- Hoch: Unfallopfer besucht Vorlesung (man wird Carol also begegnen)
- Niedrig: Unfallopfer bleibt zu Hause (man wird Carol nicht begegnen)
- Ergebnisse:
- Bei starker Empathie wollten etwa genauso viele Carol helfen, wenn sie ihr im Unterricht begegnen würden, wie wenn sie dachten, sie würden sie nicht treffen.
- Bei geringer Empathie wollten viel mehr Carol helfen, wenn sie dachten, sie würden ihr im Unterricht begegnen und entsprechend weniger, wenn sie sie nicht sehen würden.
- Interpretation:
- Bei starker Empathie hatten die VPs Carols Interessen im Auge und nicht ihre eigenen.
- Bei geringer Empathie spielten Fragen des sozialen Austausches eine Rolle, indem die Entscheidung zu helfen auf den Kosten und den Nutzen für die Helfenden basierte.
Persönliche Determinanten
Die altruistische Persönlichkeit
- Die Eigenschaften, die einen Menschen in vielfältigen Situationen zur Hilfe für andere veranlassen.
- Klassische Studie von Hartshorne & May (1929)
- 10.000 Grundschulkinder und Highschool-Studenten
- Beobachtung des Hilfeverhaltens in unterschiedlichen Situationen
- Bereitwilligkeit kranken Kindern zu helfen
- Geld für einen guten Zweck spenden
- Schenkungen an Notleidende
- Ergebnis:
- Korrelationen von Hilfeverhalten über verschiedene Situationen: r = 0.23
- Interpretation:
- Korrelation recht gering
- Es gibt einen Persönlichkeitsanteil
- Dieser kann aber das Hilfeverhalten nicht (vollständig) erklären
- Man konnte aus der Hilfsbereitschaft eines Kindes in einer Situation nicht mit Sicherheit auf seine Hilfsbereitschaft in einer anderen schließen.
Geschlechtsunterschiede
- Das typischerweise gezeigte Hilfeverhalten entspricht einer Erfüllung geschlechtstypischer Rollenerwartungen
- Männer: heroisch, ritterlich
- Riskante Lebensrettung
- Einsatz für Fremde
- Frauen: nährend und liebevoll
- Andauernde Pflege
- Einsatz für Freunde
Stimmung
- UV: Auffinden eines Geldstückes
- EG: Findet ein Geldstück
- KG: Findet kein Geldstück
- Mann verliert Mappe
- AV: Hilfeverhalten
- Ergebnisse:
- Positive Stimmung: 84% Hilfeverhalten
- Neutrale Stimmung: 4% Hilfeverhalten
- Interpretation:
Fühl-dich-gut-und-du-tust-Gutes
-Effekt
- Selektive Wahrnehmung positiver Eigenschaften anderer unter positiver Stimmung
- Z. B. aus dem Versuch zuvor:
- In positiver Stimmung:
Armer Mensch hat so viel zu tragen
- In negativer Stimmung:
Was für ein (...), was trägt er auch so viel
- Stabilisierung der eigenen positiven Stimmung
- Den guten Samariter zu spielen erzeugt eine bessere Stimmung
- Jemandem nicht zu helfen, obwohl man weiß, dass man es tun sollte und dennoch nicht tut, verdirbt hingegen die gute Laune
- Verhalten gemäß Ideal-Selbst unter erhöhter Selbstaufmerksamkeit
- Selbstaufmerksamkeit wird ja allgemein vermieden (weil Soll- nicht Ideal-Selbst entspricht)
- Unter positiver Stimmung Selbstaufmerksamkeit erhöht → und bei Hilfeverhalten entspricht Soll- dem Ideal-Selbst
- Weil Altruismus allg. wertgeschätzt wird und weil eine gute Stimmung die Aufmerksamkeit für diesen Wert erhöht → verstärkt gute Stimmung die Hilfsbereitschaft
- Schuldgefühle → führen zu verstärkter Hilfsbereitschaft
- Theorie der gerechten Welt
- Mit guten Taten schlechte Taten wieder ausgleichen
- Fühlt man sich schuldig → hat man implizit das Gefühl dies mit einer guten Tat (Hilfeverhalten) wieder gut zu machen, was dann die Schuldgefühle reduziert
- Traurigkeit
- Theorie des sozialen Austausches
- Ziel: Bessere Stimmung durch sozialen Lohn
Negative-State-Relief
-Hypothese
- Menschen helfen jemand anderem, um sich selbst zu helfen → um die eigene Traurigkeit und das eigene Leid zu lindern
- (Traurigkeit als kurzfristige Stimmung; nicht als chronische Depression)
Situationale Determinanten
- Das Umfeld
- Die Anzahl der Zuschauer
- Die Art der Beziehung
Das Umfeld
- Größere Hilfsbereitschaft in kleinen Städten als in größeren Städten.
- Mann mit bandagiertem Schienbein fällt unter Schmerzen auf der Straße um
- Großstadt: Hilfe von 15%
- Kleinstadt: Hilfe von 50%
- Urban overload-Hypothese
- Sozialer Rückzug aus Gründen der Reizüberflutung (Milgram [1970])
Die Anzahl der Zuschauer
- Bystander- oder Zuschauer-Effekt: Klassische Studie von Darley & Latané (1968)
- Gruppendiskussion über Alltag im College (über Fernsprechanlage)
- (Vorgetäuschter) epileptischer Anfall eines Studenten
- UV: Anzahl weiterer Personen (bis auf eine echte VP alles Konfidenten des VL)
- Keine weitere Person
- Eine weitere Person
- Vier weitere Personen
- Ergebnisse:
- VP + Opfer
- 85% Hilfe (nach 60 Sekunden)
- Nach 2 ½ Minuten 100% Hilfe
- VP + Opfer + Eine weitere Person
- 62% Hilfe (nach 60 Sekunden)
- Nach 6 Minuten (Ende des Experimentes) keine 100% Hilfe, sondern 83%
- VP + Opfer + Vier weitere Personen
- 31% Hilfe (nach 60 Sekunden)
- Nach 6 Minuten (Ende des Experimentes) keine 100% Hilfe, sondern 62%
- Interpretation:
- Je größer die Anzahl der Zuschauer bei einem Notfall, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen dem Opfer hilft.
- Ereignis bemerken
- Ereignis als Notfall interpretieren
- Verantwortung übernehmen
- Angemessene Hilfeleistung anwenden können
- Entscheidung umsetzen
- Nur für Notfälle und ob Bystander oder nicht
- 5 Faktoren, ob jemand Hilfeverhalten zeigt oder nicht
- Alle 5 Schritte müssen positiv beantwortet werden, um Hilfeverhalten zu zeigen
- Nur wenn der jeweilige (aktuelle) Punkt erfüllt wird/erfüllt werden kann → dann ist es erst möglich, nachfolgende Punkte zu erfüllen
- Studenten werden zu Termin gebeten
- UV: Zeitdruck
- Mit Zeitdruck
- Ohne Zeitdruck
- Hilfebedürftiger Mann hustet und stöhnt
- AV: Angebot zur Hilfe an hilfebedürftigen Mann
- Ergebnisse:
- Eile-Bedingung: 10%
- Ruhe-Bedingung: 63%
- Interpretation:
- So etwas scheinbar Triviales wie die Eile, in der man gerade ist, entscheidet, ob eine Notsituation als solche erkannt wird.
- Informativer sozialer Einfluss → man sieht sich als Erstes nach der Reaktion der anderen Anwesenden um.
- Coverstory: Fragebogenstudie
- Weißer Rauch entspringt der Zimmerwand
- UV: Anzahl der VPs
- AV: Verlassen des Raumes
- Ergebnisse:
- Einzelbedingung: Verlassen des Raumes
- Nach 2 Minuten: 50%
- Nach 6 Minuten: 75%
- Drei Probanden
- Nach 2 Minuten: 12%
- Nach 6 Minuten: 38%
- Interpretation:
- Jedes Gruppenmitglied fühlt sich beruhigt, weil alle annehmen, dass die jeweils anderen mehr darüber wissen, was vor sich geht.
- Und wenn das Ereignis uneindeutig ist, überzeugen sich die Angehörigen von Gruppen gegenseitig, dass alles in Ordnung ist.
- Pluralistische Ignoranz
- Bystander gehen im Notfall davon aus, dass alles in Ordnung ist, weil sich keiner der Umstehenden besorgt zeigt
- Verantwortungsdiffusion
- Verantwortlichkeit für die Hilfeleistung nimmt ab, je mehr Anwesende vorhanden sind (und die Verantwortung nicht definiert ist)
- Vermeidung der (potenziellen) Kosten/Nachteile
- Möglicherweise Gefahr für einen selbst
- Man könnte sich blamieren, wenn man überreagiert oder falsch handelt
- (Potenzielle) Kosten/Nachteile vermeiden → da ja noch andere da sind, die helfen können
- Da wahrscheinlich jeder so denkt, sinkt die Hilfsbereitschaft aller Zuschauer → umso mehr, je mehr Zuschauer anwesend sind
- Epilepsie-Experiment: Wenn nur ein (weiterer) Teilnehmer vorhanden war, dieser also die alleinige Verantwortung hatte, halfen die meisten sofort und alle innerhalb weniger Minuten
- Welche Art Hilfe ist angemessen?
- Ist die passende Art der Hilfeleistung bekannt?
- Man sieht an einem heißen Sommertag eine Person zusammenbrechen.
- Herzanfall?
- Hitzeschlag?
- Notarzt rufen?
- Erste-Hilfe-Maßnahmen anwenden?
- Die Person aus der Sonne ziehen?
- Oder auch Epilepsie-Experiment
- Genügt schon zu wissen, wo der VL ist.
- Ist die eigene Qualifikation ausreichend?
- Angst vor Blamage/sozialer Ablehnung
- Befürchtung von Selbstgefährdung
- Innerhalb von nur (Milli) Sekunden (können implizite, aber auch explizite Prozesse sein).
- Hängt wesentlich von der Zeit ab, bis es als Notfall erkannt wird. Beim Epilepsie-Experiment denkt man evtl. zuerst z. B. er hustet nur.
Die Art der Beziehung
- Freund oder Fremder
- Fremder: Austauschbeziehung
- Freund: sozial motivierte Gemeinschaftsbeziehung → mit größerer Wahrscheinlichkeit wird hierbei geholfen, auch wenn kein Vorteil für einen selbst heraus springt.
- Arbeitsaufgabe (gemeinsam mit einem Partner im Nebenzimmer; Aufg. wird gemeinsam bewertet)
- UV1: Bedeutung der Lampe
- Partner braucht Hilfe bei Einzelaufgabe
- Partner bekommt Belohnung bei gemeinsamer Aufgabe
- UV2: Grad der Bekanntschaft
- Freund (Gemeinschaftsbeziehung)
- Fremder (Austauschbeziehung)
- AV: Wie oft wird nach der Lampe gesehen
- Ergebnisse:
- In der Gemeinschaftsbeziehung ist man besorgter um den Partner, wenn er Hilfe braucht, als wenn er erfolgreich ist; auch insgesamt häufiger Hilfeverhalten gezeigt
- Umgekehrt in Austauschbeziehung: man ist besorgter um den Partner, wenn er gut zurecht kommt, als wenn er Hilfe braucht
Theorie der Selbstwerterhaltung
- Das Selbstkonzept kann durch das Verhalten eines anderen Individuums bedroht werden. Das Ausmaß der Bedrohung wird durch die Nähe zum anderen Individuum als auch durch die persönliche Relevanz des Verhaltens bestimmt.
- Dies stellt eine Ausnahme dar, wann eher Fremden geholfen wird, als Freunden.
- Man steht jemandem nahe, der auf einem Gebiet besser ist als man selbst, das für die eigene Selbstdefinition nicht relevant ist.
- Man freut sich über die gute Leistung des Freundes.
- Man steht jemandem nahe, der auf einem Gebiet besser ist als man selbst, das für die eigene Selbstdefinition von Relevanz ist.
- Man erlebt kognitive Dissonanz und hat 3 Möglichkeiten diese zu reduzieren.
- Man kann sich von der Person distanzieren.
- Man kann die Relevanz dieses Bereiches für sich reduzieren.
- Man kann versuchen die eigene Leistung zu steigern.
- Distanzierung von der Dissonanz-auslösenden Person
- Neubewertung der Aufgabenrelevanz (z. B. eine alternative Tätigkeit ausüben)
- Leistungsveränderung im Verhältnis zur Dissonanz-auslösenden Person (üben = besser werden)
Wort-Rate-Spiel
- Paarweise: mit Freund oder Fremden
- Selbstrelevanz hoch vs. niedrig
- Hoch: Leistung korreliert mit Intelligenz und Führungsqualität
- Vorgetäuschte schlechte Leistung der Ziel-VP zu Beginn
- AV: Ausmaß des Hilfeverhaltens
- Ergebnisse:
- Hat die Aufgabe eine niedrige Selbstrelevanz, desto mehr wurde dem Freund geholfen als dem Fremden
- Hat die Aufgabe eine hohe Selbstrelevanz, wurde weit weniger häufig dem Freund geholfen als dem Fremden
- Interpretation:
- Bei hoher Selbstrelevanz der Aufgabe wird Hilfeverhalten eher solchen Personen gegenüber gezeigt, zu denen keine große persönliche Nähe besteht.
Förderung von Hilfeverhalten
Helfen in Notfällen
- Forschung hat gezeigt, dass man Menschen die Determinanten prosozialen Verhaltens lehren kann und dass sie sich dadurch bewusster darüber werden, warum sie manchmal nicht helfen, mit dem positiven Resultat, dass sie zukünftig eher Hilfe leisten werden.
- Aufklärung über den Bystander-Effekt
- Aufklärung über Wirkungen des informativen sozialen Einflusses
Freiwillige prosoziale Aktivitäten
- Empathie erzeugen
- Intrinsische Motivation fördern (geringe Belohnungen)
- Programme, die freiwillige Arbeit in der Gemeinde fordern, können das Interesse an freiwilligen prosozialen Aktivitäten erheblich herabsetzen.
- Wenn Menschen jedoch auf der einen Seite ermutigt werden, pro-sozialen Aktivitäten nachzugehen, man ihnen auf der anderen Seite aber auch das Gefühl gibt, sie tun dies freiwillig, wird dies ihre Bereitschaft fördern, auch in Zukunft diese Art von Hilfe zu leisten.
- Überrechtfertigungseffekt
- Bei der Ursachenzuschreibung für eigenes Verhalten werden extrinsische Gründe überbewertet und intrinsische Gründe unterschätzt.
Definition
- Aggression ist eine intentionale Handlung, mit dem Ziel, anderen Menschen körperliche oder psychische Schmerzen zuzufügen.
- Die Intention der Handlung.
- Feindselige Aggression
- Emotional bedingte aggressive Handlung, mit dem Ziel Schmerz zuzufügen (aufgrund von Ärger, Zorn oder Wut)
- Instrumentelle Aggression
- Aggression als Mittel, um ein anderes Ziel zu erreichen als (nur) Schmerz zuzufügen
- Feindselige Aggression
- Ich mag einen Kommilitonen nicht und enthalte ihm deshalb bestimmte Informationen vor.
- Instrumentelle Aggression
- Ich mache einen Kommilitonen schlecht, um selbst besser dazustehen (z. B. um mehr Zuneigung/Bestätigung zu bekommen). Der Kommilitone selbst ist mir egal bzw. es hat nichts mit ihm zu tun. Schlecht machen = Mittel zum Zweck.
- Thomas Hobbes (Empirist)
- Menschen sind von Natur aus eigennützige Wesen
- Natürlicher Instinkt zur Aggression
- Unterwerfung unter Staatsvertrag
- Basierend auf Furcht und Hoffnung
- Der Mensch ist von Natur aus schlecht → es braucht Regelungen um Menschen zu zähmen
- Jean-Jacques Rousseau
- Alle Leidenschaften entwickeln sich aus der Selbstliebe. Aus der Selbstliebe entwickelt sich dann die Nächstenliebe.
- Gefühl = natürlicher Zustand, Grundlage zur Erkenntnis alles ethisch oder metaphysisch Wahren
- Aggression = Resultat einer restriktiven Gesellschaftsordnung (Staatsverträge = zu viel/zu streng)
- Sigmund Freud
- Zwei grundlegende (angeborene) Triebe
- Eros (Sexualtrieb; zu lieben und Liebe zu zeigen)
- Thanatos (Todestrieb; sich selbst und andere umbringen)
- Ziel jeglichen menschlichen Verhaltens ist die Reduktion von Triebspannung, die sich mit der Zeit immer mehr aufbaut und zunehmend unangenehm wird (Hydraulik-Modell).
(1) Untersuchungen zur Bereitschaft zu aggressivem Verhalten
- Bereitschaft zu aggressivem Verhalten angeboren
- Beisp.: Sozial isoliert aufgewachsene Ratten zeigen aggressives Verhalten, wenn ihr Territorium bedroht wird. Sie zeigt das gleiche Verhalten, was andere auch erlernt haben = typisches aggressives Verhalten.
- Bereitschaft zu aggressivem Verhalten kann durch frühe Erfahrung gehemmt werden
- Beisp.: gemeinsam aufgezogene Ratten und Katzen. Diese Katze wird später auch weniger/keine Ratten angreifen = Hemmung des Verhaltens.
- → Umweltfaktoren (besonders in frühen Lebensphasen) scheinen einen prägenden Einfluss zu haben
(2) Vergleich mit Schimpansen und Bonobos (dem Menschen sehr ähnliche Affen; beide gleich ähnlich)
- Schimpansen
- Hohe innerartliche Aggression
- Bonobos
- Niedrige innerartliche Aggression
- → Es ist nicht zu sagen, welche Art dem Menschen ähnlicher ist. Also weiterhin offen, ob angeboren vs. erlernt.
- → Ein Teil ist angeboren um uns zu schützen = Gegenaggression. Weltkriege etc. sind hingegen nicht angeboren.
- → Die Sozialpsych. konzentriert sich mehr auf Umweltfaktoren.
Biologische Determinanten
- Amygdala
- Medialer Frontalkortex
- Serotonin
- Testosteron
- Alkohol
Amygdala, medialer Frontalkortex
- Amygdala-Ektomie (Entfernung) bei Rhesusaffen
- Verlust der sozialen Dominanz
- Beisp.: Amygdala-Ektomie bei den Rhesusaffen Dave, Zeke und Riva
- Vor der Ektomie: Anführer Dave wurde geachtet ohne Aggression zu zeigen
- Nach der Ektomie: Dave ist der letzte in der Hierarchie; Neuer Anführer Riva ist aggressiv
- Amygdala-Stimulation
- Anstieg aggressiven Verhaltens (kann jedoch durch soziale Faktoren modifiziert werden)
- Aktivierung beim Erleben von Schuldgefühlen
- Reduzierte Aktivierung bei Personen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung (Psychopathie)
Serotonin, Testosteron
- Serotonin scheint einen hemmenden Einfluss auf impulsive Aggression auszuüben.
- Zerstörung serotonerger Axone im Frontalhirn
- Erleichterung aggressiver Verhaltensweisen
- Rhesusaffen in freier Wildbahn: Junge Affen mit dem niedrigsten Serotoninspiegel
- Größtes Potenzial an Risikoverhaltensweisen
- Wagemutige und bedrohliche Aktionen
- Ähnliche Ergebnisse bei Mäusen:
- Verringerter Serotoninspiegel geht mit einer Zunahme an Risikobereitschaft und Aggression einher.
- Auch beim Menschen scheint Serotonin risiko- und aggressionshemmend zu wirken:
- Verminderter Serotoninspiegel bei risikobereiten und testpsychologisch als eher aggressiv und antisozial charakterisierten Personen.
- Ähnliche Befunde bei Gefängnisinsassen, die wegen aggressiver Delikte (Gewaltverbrechen) einsaßen.
- Tiere im Laborversuch wurden nach einer Testosteron-Injektion aggressiver.
- Höhere Testosteron-Spiegel
- Bei inhaftierten Gewaltverbrechern
- Bei jugendlichen Straftätern
- Spielverhalten bei Kindern (interkulturell)
- Jungen: Prügeleien ohne Spielcharakter
- Männer unter normalen Umständen weitaus aggressiver als Frauen; jedoch nur noch geringer Unterschied, bei direkter Provokation
- Männer neigen mehr dazu mehrdeutige Situationen als Provokation auszulegen → reagieren dann mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressiv in Situationen, die man als Alltagssituationen ansehen würde.
- Häusliche Gewalt
- 32% der Morde an Frauen durch Partner/Expartner
- 4% der Morde an Männern durch Partnerin/Expartnerin
Alkohol
- Lockerung der sozialen Hemmung
- Damit einhergehend, Enthemmung aggressiver Potenziale
- Störung der Informationsverarbeitung
- Situationale Randbedingungen werden eher als mehrdeutig interpretiert (z. B. die Person hat etwas persönlich gegen mich)
Situationale Determinanten
- Schmerz und Unwohlsein
- Soziale Situationen
- Aggressive Hinweisreize
- Medien
- Pornographie
Schmerz und Unwohlsein
- Kälte: Hand in eiskaltes Wasser
- Erhöhte Wahrscheinlichkeit aggressiver Handlungen ggü. anderen
- Hitze: 32°C Raumtemperatur
- Vermehrte Gefühle von Aggression
- Feindselige Beurteilung von Fremden
- Anstieg von Gewaltverbrechen an heißen Sommertagen (79 Städte, 1967 − 1971)
- Hohe Temperaturen steigern die Wahrscheinlichkeit, dass es zu gewalttätigen Tumulten und anderen aggressiven Handlungen kommt.
Soziale Situationen
- Frustration
- Direkte Provokation
- Frustration
- Frustration entsteht, wenn ein erwartetes Ziel nicht erreicht werden kann.
- Die Frustrations-Aggressions-Hypothese besagt, dass beim Erleben von Frustration die Wahrscheinlichkeit einer aggressiven Reaktion steigt.
- Klassische Studie (Barker, Dembo, Lewin, 1941): Frustration von Kindern
- KG: Sofortige Erlaubnis mit Spielsachen zu spielen
- EG: Lange Wartezeit, Spielzeug durch Gitter getrennt
- Frustrierte Gruppe (EG) war anschließend, als sie mit dem Spielzeug spielen durften, äußerst destruktiv (aggressiv) im Umgang mit diesem.
- Je näher die Zielerreichung
- Feldexperiment: Warteschlange
- Lange Schlange an z. B. einer Kasse: Einmal weit vorne in die Schlange drängeln vs. weit hinten in der Schlange. Hinten: weniger aggressiv; vorn: sehr viel aggressiver = kurz vor Erreichung des Zieles frustriert → werden noch aggressiver.
- Je unerwarteter die Frustration
- Spendensammlung bei unterschiedlicher Erfolgserwartung
- Hohe vs. geringe Erfolgserwartung (Eigenanteil aus den Spenden). Mit geringer Erfolgserwartung weniger frustriert; mit hoher Erfolgserwartung = stark frustriert (weil nicht erwartet) = deutlich aggressiver.
- Größe und Körperkraft der frustrierenden Person
- Nichtintentionalität der Frustration (
aus Versehen
)
- Wichtig ist, Frustration von Deprivation zu unterscheiden
- Auslösung von Aggression durch relative Deprivation, und nicht durch Deprivation
- Relative Deprivation: Die Wahrnehmung, dass man selbst (oder die Gruppe, zu der man gehört)
- weniger hat, als einem zusteht,
- weniger hat, als das, was man eigentlich erwartet,
- oder weniger hat, als andere Menschen in ähnlicher Situation haben.
- Aufgabe: Werbung für ein neues Produkt entwerfen
- Kritik: beleidigend vs. freundlich
- Ergebnis:
- Wenn sie Gelegenheit zur Vergeltung bekamen, neigten diejenigen, die eine beleidigende Kritik erhielten, sehr viel stärker dazu, sie zu nutzen, als die in der
freundlichen
Bedingung.
- Gegenaggression ist reduziert, wenn Bedingungen für aggressives Verhalten bekannt und nachvollziehbar sind
- Studierende wurden von einem Forschungsassistenten beleidigt
- Eine Hälfte erfuhr, dass der Assistent wütend war, weil er in einer Prüfung ungerecht bewertet worden war
- Andere Hälfte erhielt diese Information erst, nachdem sie bereits beleidigt worden waren
- Alle Probanden erhielten später Gelegenheit zur Vergeltung
- Wurde von der Gruppe mehr genutzt, die erst nach der Beleidigung von der Information erfuhren
Aggressive Hinweisreize
- Ein Gegenstand, der mit aggressiven Reaktionen assoziiert wird (etwa eine Waffe) und dessen bloße Anwesenheit die Wahrscheinlichkeit von Aggression erhöht
- Vorhandensein von Schusswaffen
- Vorabbedingung: Frustration
- UV: Schusswaffe
- Vorhandensein von Gewehr
- Vorhandensein von Badmintonschläger
- AV: (vermeintliche) Verabreichung von
E-Schocks
- Ergebnisse:
- Weitaus größere Dauer der von den wütenden Teilnehmern beigebrachten
Elektroschocks
, wenn zuvor eine Waffe im Raum war.
- Interpretation:
- Allein das Vorhandensein von Waffen (aggressiven Hinweisreizen) erhöht die Bereitschaft von aggressivem Verhalten = Priming und Verfügbarkeit
- Aggressionsbereitschaft (nur!) erhöht, wenn vorher frustriert wurde
- Die Gegenwart anderer Menschen, die sich aggressiv verhalten
- Gilt besonders für Kinder, bei denen das am häufigsten untersucht wurde
- Gilt aber genauso für Erwachsene
- Erlernen von Sozialverhalten durch Beobachtung und Imitation anderer
- Stellvertretendes operantes Konditionieren
- Modell wird für Verhalten belohnt
- Modell hat hohen sozialen Status
- Modell ist ein wichtiger Mensch ist (signifikanter Anderer)
- EG: Kinder sahen ein erwachsene Person (Modell), die eine Puppe schlug und mit aggressiven Worten anschrie
- KG: Kinder sahen nichts derartiges
- Anschließend durften die Kinder mit der Puppe spielen
- KG: Ließen sich praktisch nie aggressiv an der Puppe aus
- EG: Kinder imitierten die aggressiven Vorbilder und misshandelten die Puppe ebenso; identische Handlungen, identische aggressive Worte; griffen darüber hinaus sogar zu neuen Formen aggressiven Verhaltens
Medien
- Positive Korrelation von Fernsehkonsum(*) und aggressivem Verhalten
- (*) gewalthaltigem Material → 58% aller Fernsehsendungen enthalten Gewalt; bei zufälliger Auswahl = Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Gewalt dabei ist
- Korrelation sagt nicht so viel aus: Richtung unklar; es könnte eine Drittvariable mit Einfluss auf beide Variablen geben
- Um einen Kausalzusammenhang zu untersuchen, ist ein (kontrolliertes) Experiment erforderlich
- Manche Experimente sind ethisch nicht umzusetzen
- Wenn man bereits zuvor die Hypothese hat, dass Fernsehkonsum aggressiv macht → wäre heutzutage ethisch nicht umsetzbar
- Korrelationsstudie (gerade im Feld) = ethisch unbedenklich
- UV: Gewalt
- Gewalttätiges Polizeidrama
- Spannendes gewaltfreies Sportereignis
- AV: Dauer aggressiver Handlungen bei anschließendem Spiel
- Ergebnisse:
- Diejenigen Kinder, die zuvor gewalttätiges Material sahen, zeigten längere aggressive Reaktionen (Jungen noch mehr als Mädchen)
- (Nicht irgendwie eine Korrelation; tatsächliche Ursache-Wirkungs-Beziehung → durch ein Experiment)
- Bei hoher Trait-Aggression (Kinder weisen schon von Grund auf in gewisser Weise zu Gewalt)
- Bei dauerhafter Konfrontation mit Mediengewalt
- Signifikante Korrelation des Fernsehkonsum mit aggressivem Verhalten Jugendlichen.
- Effekt ist unabhängig von
- Elterliches Erziehungsverhalten
- Familieneinkommen
- Gewalt in der Nachbarschaft
- Korrelation der Mordrate in USA mit (Publicity von) Schwergewichts-Boxkämpfen
- Korrelation der Mordrate zudem mit der Hautfarbe des Verlierers (weiß vs. schwarz)
- Regelmäßiger Konsum von Mediengewalt
- Reduzierte körperliche Erregung bei brutalem Boxkampf-Film (Menschen, die im Alltag seltener fernsehen, zeigen verstärkte Erregung; häufiges fernsehen = kaum Erregung)
- Verabreichung stärkerer Schocks
- Schwächung (erlernter) Aggressions-Hemmung
- Nachahmung aggressiven Verhaltens
- Fehlinterpretation eigener Gefühle als Aggression
- Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion
- Priming
- Abstumpfung gegenüber Gewalt
- Wahrnehmung der Welt als gefährlichen Ort
Pornographie
- Soziale Verhaltensweisen, die wir in unserer Kultur implizit erlernen.
- Weiblich: männlichen Annäherungsversuchen widerstehen
- Männlich: Beharrlichkeit
- Wahrscheinlichkeit von
scheinbarem
Widerstand bei Frauen
- Frauen in Bezug auf eigenes Verhalten: 5%
- Männer in Bezug auf Erfahrung mit Frauen: 60%
- UV: Darbietung von Filmen
- Aggressiv-erotisch
- Erotisch
- Ergebnisse:
- Aggressiv-erotisch: Steigerung von
- Verabreichung von stärkeren E-Schocks an Frauen (
Lernexperiment
)
- Gewalttätigere sexuelle Phantasien
- Interpretation:
- Aggressiv-erotische Filme haben die gleichen Effekte wie aggressive (nicht erotische) Filme → Verstärkung von Aggressionsbereitschaft
Gewalt-Prävention
Bestrafung
- Milde Bestrafung effektiver als harte
- Theorie der kognitiven Dissonanz (wenn keine externe Rechtfertigung [keine harte Bestrafung], dann eigene Einstellung ändern)
- Bestrafung von Gewalttätern
- Unmittelbare vs. verzögerte Bestrafung
- Abschreckende Wirkung der Bestrafung nur bei unmittelbarer Bestrafung
- In unserer Justiz eher verzögerte Bestrafung (wenn es überhaupt zur Bestrafung kommt)
- Wirkt nur, wenn Einstellung zur Aggressivität schwach/kaum ausgeprägt. Nicht, wenn feste Einstellung zu der Aggression vorhanden.
- Außerdem mittlerer bis hoher Selbstwert; bei geringem Selbstwert funktioniert es nicht.
Katharsis
- Auf Freud (
Dampfkesselmodell
)
- Katharsis: Triebentladung durch aggressionsnahe Handlungen oder Beobachtung derer
- Feindseligkeit von Football-Spielern steigt nach der Saison
- Feindseligkeit von Zuschauern steigt nach Besuch eines gewalttätigen Eishockeyspieles
- Stärke von E-Schocks steigt, wenn diese bereits vorher verabreicht werden mussten (Lehrer-Schüler-Exp.)
- Herabwürdigung des Opfers
- Theorie der kognitiven Dissonanz
- → Die Datenlage kann die Katharsis-Hypothese nicht stützen
- Studie über 110 Länder (1900 − 1970)
- Zunahme der Mordrate in der Nachkriegszeit
- Enthemmung der Aggression
- Imitation
- Akzeptanz aggressiven Verhaltens
- Abstumpfung gegenüber Gewalt
Umgang mit Ärger und Gewaltprävention
- Gewaltlose Kommunikation des Ärgers und der Gründe
- Ärger durch Entschuldigungen entschärfen
- Vorbilder nicht-aggressiven Verhaltens (Modell-Lernen)
- Training von sozialen Fertigkeiten
- Förderung von Empathie
- Vorderwagen fährt bei Grün nicht los
- UV: Fußgänger in vorausgehender Rotphase:
- Kein Fußgänger
- Fußgänger
- Person mit Krücken
- AV: Prozentsatz hupender Autofahrer
- Ergebnisse:
- Humpelt vor der Ampelschaltung eine Person mit Krücken zwischen den Autos über die Straße, ist der Prozentsatz hupender Autos deutlich geringer gegenüber den anderen Bedingungen (die in etwa gleich sind).
- Interpretation:
- Priming von Empathie/Altruismus durch den Anblick → verändert dann das Verhalten.
Definition
- Sind bezogen auf Aspekte unserer Identität
- Nationalität
- Ethnie
- Geschlecht
- Sexuelle Orientierung
- Religion
- Aussehen
- (Abeichender) körperlicher Zustand
- Reduzieren das Selbstwertgefühl der Betroffenen
- Afroamerikanische Kinder bevorzugen zum Spielen weiße Puppen
- Weibliche Studierende beurteilen einen wissenschaftlichen Artikel als besser, wenn der Autor männlich ist
- Ausdruck einer bestimmten Einstellung
- Vorurteile = Affektive Komponente
- Stereotype = Kognitive Komponente
- Diskriminierung = Verhaltenskomponente
- Vorurteile (affektive Komponente) werden definiert als eine feindselige oder negative Einstellung gegenüber einer erkennbaren Gruppe von Menschen, und zwar allein aufgrund deren Zugehörigkeit zu dieser Gruppe.
- Ein Stereotyp (kognitive Komponente einer voreingenommenen Einstellung) ist definiert als eine verallgemeinernde Annahme über eine Gruppe von Menschen, wobei nahezu allen Mitgliedern identische Merkmale zugeschrieben werden, unabhängig von tatsächlichen Unterschieden zwischen ihnen.
- Stereotype = Schemata
- Schemabildung ggü. Gruppen von Menschen
- Sinnvoll, um zu wissen, wie man sich verhalten soll. Um schnell und automatisch handeln zu können = Vereinfachung unserer Sicht der Welt.
- Sonst ist man schnell reizüberflutet und handlungsunfähig, da unsere Informationsverarbeitung begrenzt ist.
- Problem nur, wenn es zum Vorurteil wird.
- Metaanalyse zur Leistungsattribution von Beobachtern
- Erfolgreiche Leistung
- Von Männern: Fähigkeit (internal stabil)
- Von Frauen: Anstrengung (internal variabel)
- Misserfolg
- Von Männern: Pech (external variabel) oder wenig Anstrengung (internal variabel)
- Von Frauen: geringe Fähigkeit (internal stabil)
- Selbstattribution
- Misserfolgsattribution bei Viertklässlern
- Jungs: external
- Mädchen: internal
- Effekte besonders deutlich bei Matheaufgaben
- Diskriminierung, die Verhaltenskomponente der voreingenommenen Einstellung, wird definiert als ungerechtfertigt negative oder schädliche Handlung gegenüber Mitgliedern einer Gruppe, die auf ihrer Mitgliedschaft in dieser Gruppe beruht.
- Anwendung extremer Maßnahmen (Zwangsjacken oder Beruhigungsmittel) bei Psychiatriepatienten
- Ergebnisse:
- Während der ersten 30 Tage sehr viel häufiger bei Schwarzen angewandt.
- Interpretation:
- In der ersten Zeit scheint das Personal von der Annahme auszugehen, dass Schwarze gewalttätiger wären als Weiße.
- Gutes Bsp. für Verhaltenskomponente.
Entstehung von Vorurteilen
Soziale Kognition
Soziale Kategorisierung
- Bedürfnis nach Kategorisierung der physischen und der sozialen Welt
- Systematik der Tiere und Pflanzen: Einordnung von Tieren und Pflanzen in biologische Systeme auf Basis ihrer physischen Merkmale.
- Soziale Gruppen: Erklärung der sozialen Welt → Menschen entsprechend anderer Merkmale in Gruppen einteilen:
- Geschlecht, Nationalität, ethnische Zugehörigkeit (...)
- Eigengruppe vs. Fremdgruppe
Eigengruppenbevorzugung
- Selbstwertgefühl als wichtigstes Motiv der Eigengruppenbevorzugung
- Der Mensch versucht sein Selbstwertgefühl zu stärken, indem er sich mit bestimmten sozialen Gruppen identifiziert.
- Das funktioniert jedoch nur, wenn diese Gruppen seiner Ansicht nach anderen Gruppen überlegen sind.
- Minimalgruppen: Einteilung nach trivialen Kriterien
- Münzwurf oder Meinung zu unbekannten
Künstlern
- Ergebnisse:
- Positivere Beurteilung der Eigengruppe
- Finanzielle Belohnung der Eigengruppe, finanzielle Bestrafung der Fremdgruppe
Fremdgruppenhomogenität
- Die Wahrnehmung, dass Mitglieder der Fremdgruppe einander ähnlicher (homogener) sind, als dies tatsächlich der Fall ist, und auch untereinander eine größere Ähnlichkeit aufweisen, als die Mitglieder der Eigengruppe dies tun.
- Video über Entscheidungsverhalten eines Studenten
- Klassische Musik vs. Rockmusik
- UV: Coverstory: Student aus eigenem oder fremdem College
- AV: Wie viele Studierende des College treffen die gleiche Entscheidung?
- Ergebnisse:
- War die Zielperson Mitglied der Fremdgruppe, so glaubten die Probanden, dass ihre Entscheidung eher wie die ihrer Gruppenmitglieder ausfallen würde.
- Die Entscheidungen von Zielpersonen aus der Eigengruppe hielten sie für weniger vorhersehbar.
- Interpretation:
- Wenn man etwas über ein Mitglied einer Fremdgruppe weiß, hat man leicht das Gefühl, etwas über alle Mitglieder dieser Gruppe zu wissen.
Dauerhaftigkeit von Stereotypen
- Vorurteile sind resistent gegen Veränderungen
- Emotionale Komponente der Einstellung
- Resistent gegen logische Argumente
- Schemageleitete Informationsverarbeitung
- Aufmerksamkeit, Speicherung, Erinnerung
- Weißer und Afroamerikaner führen Diskussion über Atomenergie
- Balancierung der besseren Argumente
- UV: Bemerkung eines (konföderierten) Teilnehmers
- Keine Bemerkung
- Nicht rassistische Bemerkung über afroamerikanischen Teilnehmer
- Rassistische Bemerkung über afroamerikanischen Teilnehmer
- AV: Beurteilung des rhetorischen Geschicks
- Ergebnisse:
- In den Bedingungen
Keine Bemerkung
und Nicht rassistische Bemerkung
wurden die Fähigkeiten der schwarzen und weißen Teilnehmer gleich beurteilt.
- In der Bedingung
Rassistische Bemerkung
wurden die schwarzen Teilnehmer signifikant schlechter beurteilt als die weißen.
- Interpretation:
- Die abfällige Bemerkung über den schwarzen Diskussionsteilnehmer aktivierte das bei den Teilnehmern latent vorhandene Stereotyp, was zur schlechter bewerteten Leistung führte.
Automatische und kontrollierte Verarbeitung
Zweistufenmodell der kognitiven Verarbeitung von Stereotypen
- Automatische Verarbeitung:
- Aktiviert die Stereotype → durch Anwesenheit eines geeigneten Stimulus
- Findet unbewusst statt = keine bewusste Kontrolle
- Kontrollierte/bewusste Verarbeitung:
- Bewusster Prozess, z. B. die stereotypen Informationen zu ignorieren/unterdrücken
- Balancierung
- Teilnehmer mit vielen bzw. wenig Vorurteilen ggü. Afroamerikanern (Einteilung über Testwerte)
- Kontrollierte Verarbeitung
- Möglichst viele Begriffe nennen, die zur Beschreibung von Afroamerikanern dienen
- Ergebnis: Nur voreingenommene Teilnehmer listen mehr Vorurteile auf
- Automatische Verarbeitung
- Subliminale Präsentation von stereotypen Begriffen (Vorurteile gegenüber Afroamerikaner) und neutralen Wörtern
- Uneindeutige Geschichte über Donald
- Bewertung von Donald
- Ergebnis: Donald wird bei beiden Gruppen nach Schema-Aktivierung negativer beschrieben
- Interpretation:
- Automatische Verarbeitung: Diejenigen weißen Studierenden, die kaum Vorurteile hatten, zeigten sich von den kulturellen Stereotypen genauso beeinflusst, wie die voreingenommenen Studierenden → da diese Stereotype außerhalb ihrer bewussten kognitiven Kontrolle wirksam wurden.
- Kontrollierte Verarbeitung: Die weniger voreingenommenen Teilnehmer blendeten das negative Stereotyp mittels bewusster Verarbeitung aus.
- Wenn die Ereignisse für einen selbst bedeutsam/subjektiv relevant sind.
Die illusorische Korrelation
- Die Neigung, Beziehungen oder Korrelationen zwischen Ereignissen zu sehen, die in Wirklichkeit nichts miteinander zu tun haben.
- Illusorische Korrelationen entstehen am ehesten, wenn wir es mit besonderen oder auffälligen Menschen oder Ereignissen zu tun haben − das heißt, wenn diese von dem, was wir normalerweise gewöhnt sind, abweichen.
- Berichte über Frauen, Afroamerikaner, Mitglieder von Minoritäten in den Medien.
- Wenn man Minoritäten nicht kennt, orientiert man sich an Einzelfällen aus den Medien. Z. B. wenn Schwarze Macht haben, verhalten sich alle so wie Obama.
Korrigierbarkeit von Stereotypen
- Wenige Gegen-Argumente
- Stereotype werden gefestigt
- Kognitive Dissonanz: Zusätzliche Gründe, die für das Vorurteil sprechen, werden herangezogen
- Viele Gegenargumente bzw. neue, stereotyp-inkonsistente Tatsachen
- Vorurteile können verändert werden
Attributionsverzerrung
- Ultimativer Attributionsfehler
- Bedrohung durch Stereotype
- Erwartungen und Verzerrungen
- Dem Opfer die Schuld zuweisen
- Selbsterfüllende Prophezeiung
Ultimativer Attributionsfehler
- Die Neigung, dispositionale Attributionen bezüglich einer gesamten (Fremd-)Gruppe von Menschen vorzunehmen und die situativen Randbedingungen außer Acht zu lassen.
- Das Verhalten eigener Gruppe: Randbedingungen/soziale Faktoren. Die anderen, weil sie einfach so sind.
- Entspricht eine Straftat eines Verurteilten einem Stereotyp, tendieren Probanden dazu dem Verurteilten härtere Strafen zu geben.
- Weil sie denken, die Tat entspricht dem Stereotyp; Er ist so, also muss er eine härtere Strafe bekommen.
- Z. B. Gewalttat: Arbeitsloser vs. Jurist; Arbeitsloser: härtere Strafe; Jurist: mildere Strafe; Weil eine Gewalttat dem Stereotyp Arbeitsloser entspricht.
Bedrohung durch Stereotype
- Die Angst von Mitgliedern einer Gruppe, ihr Verhalten könne ein (kulturelles) Stereotyp bestätigen.
- Afroamerikaner schneiden in kognitivem Test schlechter ab, wenn sie erwarten er würde Intelligenz messen, als wenn sie erwarten, dass es ein in der Entwicklung befindlicher Test sei.
- Der Betroffene hat Angst das Vorurteil zu bestätigen; es entsteht ein Erregungsniveau/Angst; durch Angst Fähigkeiten vermindert/schlechtere Leistung → Vorurteil bestätigt.
- Die Leistung der weißen Studierenden wird nicht durch die Instruktion beeinflusst.
- Frauen schneiden in Mathematik-Test schlechter ab, wenn sie vermuten, dass er geschlechtsspezifische mathematische Begabung messen würde.
- Auf bisherige Erfolge aufmerksam machen
- Erfolgreiche Modelle der Gruppe
- Situationsabhängigkeit von Leistung verdeutlichen
- Erläuterung der Mechanismen des Effektes
Erwartungen und Verzerrungen
- Verhält sich eine Person auf nicht stereotype Weise
- Attribution des Verhaltens auf situationale externe Faktoren
Beurteilung von Diskussionspartner
- UV: Vorabinformation: Freundlich vs. Unfreundlich
- Verhalten des Diskussionspartners (Konföderierter) in beiden Fällen: extrem freundlich
- Beurteilung durch Untersuchungsteilnehmer
Freundlicher
(als unfreundlich deklarierter) Diskussionspartner → zeigt vorgetäuschtes Verhalten
- Interpretation:
- Wenn
unfreundlich
geprimet und das Verhalten entgegen dem Prime/Vorurteil → dann als vorgetäuscht attribuiert.
Dem Opfer die Schuld zuweisen
- Die Neigung dem Opfer die Schuld für ihre Misere zuzuweisen = ihr Dilemma auf mangelnde Fähigkeiten und Charakterdefizite zurückzuführen (dispositionale Attributionen vorzunehmen).
- Glaube an eine gerechte Welt: Aufgrund des Wunsches, die Welt als einen gerechten Ort wahrnehmen zu können → an dem Menschen das bekommen, was sie verdienen und das verdienen, was sie bekommen.
- Wenn einem Menschen etwas schlechtes widerfährt, erzeugt das in uns Angst, dass uns ähnliches ebenfalls einmal geschehen kann.
- Wir schützen uns vor der Angst, indem wir uns einreden, dass der Betreffende für die Tragödie verantwortlich ist → und da wir anders gehandelt hätten, würde uns so etwas nicht passieren.
- → aus Gründen des Selbstschutzes: Ein solches Denken lässt uns die Welt sicherer erscheinen.
- Beschreibung des Verhaltens einer Frau gegenüber einem Mann
- UV: Keine Information vs. Information, dass Begegnung mit Vergewaltigung endet
- AV: Bewertung des Verhaltens der Frau
- Ergebnis:
- Bei der Vergewaltigungs-Information wird das Verhalten der Frau als unangemessen beurteilt:
Sie trage die Schuld für die Vergewaltigung.
- Interpretation:
- Durch die dispositionale Attribution kann der Glaube an eine gerechte Welt aufrechterhalten werden = Selbstschutz.
Selbsterfüllende Prophezeiung
- Kreislauf (1) − (4)
- (1) Man hat eine Erwartung oder eine soziale Theorie bezüglich seines Gegenübers.
- (2) Das Verhalten dem anderen gegenüber ist konform mit der eigenen Theorie od. der Erwartung.
- (3) Der Gegenüber reagiert mit ähnlichem Verhalten auf das eigene.
- (4) Man wertet das Verhalten des Gegenübers als Beweis dafür, dass die eigene Erwartung richtig war. Man ermisst nicht, welche Rolle man selbst bei der Auslösung seiner Reaktion gespielt hat.
- Weiße Studierende sollten Vorstellungsgespräche mit (schwarzen und weißen) Bewerbern durchführen
- Die Studierenden zeigten bei afroamerikanischen Bewerbern (unbewusst) Unbehagen und mangelndes Interesse
- Saßen weiter von den Bewerbern entfernt
- Führten kürzeres Gespräch
- Anders den weißen Bewerbern gegenüber
- Saßen näher an den Bewerbern
- Führten längeres Gespräch
- Ergebnisse:
- Afroamerikanische Bewerber werden als nervös, ineffektiv und weniger kompetent eingestuft
- Weiße Bewerber werden als gelassen, effektiv und kompetent eingestuft
- Interpretation:
- Die unterschiedliche Behandlung des Interviewers wirkte sich auf die Leistung aus
Theorie des realistischen Gruppenkonflikts
- Die Theorie des realistischen Gruppenkonfliktes besagt, dass Vorurteile das unvermeidliche Nebenprodukt wahrer Konflikte wegen begrenzter Ressourcen zwischen Gruppen sind – ob sie nun Wirtschaft, Macht oder Status umfassen. Konkurrenz um Ressourcen führt zur Herabsetzung und Diskriminierung der konkurrierenden Fremd-Gruppe.
- Zufällige Gruppenzuweisung von 12-jährigen Jungen in Pfadfinderlager
- Adler versus Klapperschlangen
- Einführung von Wettbewerben mit Preisen
- Ressourcen-Limitierung
- Ergebnis:
- Eskalation von Gruppenkonflikten
- Die Neigung des Menschen, wenn er frustriert oder unglücklich ist, seine Aggression gegen Gruppen zu richten, die unbeliebt, leicht identifizierbar und relativ machtlos sind.
Lernexperiment
mit Elektroschocks
- UV1: Schüler (Konföderierter)
- UV2: Beleidigung (Frustration)
- Keine Beleidigung
- Beleidigung
- Ergebnis:
- Keine Beleidigung: dem Schwarzen etwas weniger starke Elektroschocks gegeben als dem Weißen
- Beleidigung: dem Schwarzen werden deutlich mehr starke Elektroschocks gegeben als dem Weißen
Normative Regeln
- Stereotype und Diskriminierung entsprechen der gesellschaftlichen Norm
- Entstehung und Aufrechterhaltung von Vorurteilen über normative Konformität = allein die Tatsache in einer Gesellschaft zu leben, führt dazu, die dort herrschenden (negativen) Ansichten zu entwickeln
- Institutionelle Diskriminierung:
- Institutionalisierter Rassismus
- Rassistische Einstellungen, die von der großen Mehrheit der Mitglieder einer Gesellschaft geteilt werden, in der Stereotype und Diskriminierung die Norm sind.
- Institutionalisierter Sexismus
- Sexistische Einstellungen, die von der großen Mehrheit der Mitglieder einer Gesellschaft geteilt werden, in der Stereotype und Diskriminierung die Norm sind.
- Änderung der Norm: Fremdgruppen mehr Toleranz entgegenzubringen
- Menschen werden vorsichtiger
- Nach außen die Vorurteile verbergen
- Jedoch innerlich weiter an den vorurteilsbehafteten negativen Einstellungen festhalten
- Moderner Rassismus
- Moderner Sexismus
- Subtile oder unauffällige Messinstrumente
- Mittels Priming über automatische Reizverarbeitung
Lügendetektor
Bogus-Pipeline
- Coverstory: Experiment zum interaktiven Spielverhalten
- Weiße Probanden (echte VPs)
- UV1: Einer von zwei potenziellen Partnern (Konföderierte)
- UV2: Weißer Konföderierter über schwarzen Konföderierten
- Keine Bemerkung
- Leichte rassistische Bemerkung
- Extrem rassistische Bemerkung
- Wahl des Spielpartners
- Aufteilung der Untersuchungsteilnehmer in
- Vorherseher (sollen angeben, welchen Partner sie eher wählen würden)
- Erlebende (sollen einen Partner wählen)
- Ergebnis:
- Der Vorstellung nach würden die VPs nicht denjenigen Partner wählen, der eine rassistische Bemerkung gemacht hat.
- Tatsächlich hatte die rassistische Bemerkung keinen Einfluss gehabt; haben eher den Weißen (der die Bemerkung gemacht hat) gewählt.
- VPs gaben an, dass sie sich in der Situation unwohl fühlen würden.
- Tatsächlich je nach Bemerkung jedoch keine Unterschiede im negativen emotionalen Distress
- Interpretation:
- Tendenz zur Aufrechterhaltung der positiven Stimmung (man denkt, man habe keine Vorurteile)
- Überschätzung der eigenen Fähigkeit schwierige soziale Situationen in den Griff zu bekommen (positive Illusion)
- Ambivalente Vorurteile beeinflussen Verhalten in
real-life
Situationen stärker als die kognitiven Einstellungen
- In der Situation kommt es eher zu automatischer Verarbeitung; eher weniger kontrollierte kognitive Prozesse
Evolutionäre Theorien
- Klassische Konditionierung (KK)
- Preparedness-Theorie
- In der Evolution bedeutsame Angstreize werden schneller und effektiver mit Angst assoziiert als Reize, die während der Evolution unbedeutend waren.
- Experiment 1
- CS: Schlangen & Spinnen vs. Vögel & Schmetterlinge
- Experiment 2
- CS: Gesichter von schwarzen vs. weißen Amerikanern
- US: leichter elektrischer Schock
- AV: Hautleitfähigkeitsreaktion
- Ergebnisse:
- Experiment 1
- Angst konnte vor Schlangen & Spinnen sowie auch vor Vögel & Schmetterlingen aufgebaut werden.
- In beiden Fällen konnte die Angst abgebaut werden; Angst vor Vögel & Schmetterlingen wurde schnell wieder verlernt.
- Experiment 2
- Weiße Teilnehmer: bei Weißen Angst schnell wieder gelöscht
- Schwarze Teilnehmer: bei Schwarzen Angst schnell gelöscht
- Interpretation:
- Angst vor Out-Group-Membern wird schneller aufgebaut, als für welche, die zur In-Group gehören = evolutionär so angelegt.
- Angelegte Angst vor Fremden, die nicht zur In-Group gehören. Mit der Angst, dass sie potenziell gefährlich sein könnten.
- In der Evolution haben sich Gruppenkohäsion, aber auch Angst vor Nicht-Gruppenmitgliedern durchgesetzt, da diese eine potenzielle Gefahr darstellen.
- Von der Häufigkeit von Inter-Rassenkontakten.
Abbau von Vorurteilen
Kontakthypothese
- Die wichtigste Art ist durch Kontakt, das Zusammenbringen von Eigen- und Fremd-Gruppen-Mitgliedern.
- Jedoch ist bloßer Kontakt nicht genug und kann sogar zur Ausweitung existierender negativer Einstellungen führen, wie es geschah, als öffentliche Schulen in den USA erstmals von der Rassentrennung befreit wurden.
- Voraussetzungen:
- Wechselseitige Abhängigkeit
- Gemeinsame Ziele
- Pfadfinderlager: Adler vs. Klapperschlangen
- Einführung gemeinschaftlicher Aktivitäten (Kontakt + gemeinsames Ziel)
- Ergebnis: Größerer Prozentsatz an Jungen, die einen besten Freund in der Fremdgruppe haben
- Eine Situation, in der Gruppen einander brauchen und sich aufeinander verlassen müssen, um ein Ziel zu erreichen, das für jede dieser Gruppen wichtig ist.
- Wechselseitige Abhängigkeit
- Gemeinsame Ziele
- Gleicher Status
- Freundliche zwanglose Umgebung, die Interaktion fördert
- Interaktion mit mehreren Mitgliedern der Fremdgruppe
- Gleichheit als soziale Norm
Kooperation und Interdependenz (Jigsaw-Methode)
- Eine Klassensituation, die dem Zweck dient, Vorurteile abzubauen und das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken, indem man sie in kleine integrierte Gruppen einteilt, deren Mitglieder nur in Abhängigkeit voneinander den Lehrstoff lernen und erfolgreich sein können.
- Verstärkung von Sympathie gegenüber Menschen, denen wir einen Gefallen getan haben.
- Kooperation fördert die Entwicklung von Empathie.
Umweltbewusstes Verhalten
Soziale Dilemmata
- Ein Konflikt, in dem die Handlung, die einem Einzelnen am meisten Nutzen bringt, allen schaden wird, wenn sie von den meisten Personen gewählt wird.
- Eine Situation, in der jeder aus einem gemeinsamen Vorrat an Gütern schöpft, der sich wieder auffüllt, wenn man ihn maßvoll nutzt, der aber verschwindet, wenn man ihn übermäßig ausbeutet.
- 7 Teilnehmer: Jeder erhält 6 Dollar
- Option A: Geld behalten
- Option B: Geld an Gruppenmitglieder spenden, dann wird der Betrag unter den anderen verdoppelt
- (Das Verhalten ist nur dann effektiv, wenn es von mehreren ausgeführt wird.)
- Ergebnis:
- Möglichkeit zur Kommunikation: 79% Spender
- Wirkung:
- Öffentliches Commitment (anschließend ist es schwieriger, einen Rückzieher zu machen)
- Gruppenkohäsion (Gemeinschaftsgefühl und Solidarität)
Vermittlung und Veränderung sozialer Normen
Abfall reduzieren
- Injunktive Normen
- Sozial gebilligte Verhaltensweisen (z. B. Abfall vermeiden, keine Plastiktüten kaufen, usw.)
- Deskriptive Normen
- Tatsächliches Verhalten in bestimmten Randbedingung
- UV: Konföderierter hebt fremden Müll auf vs. geht vorbei
- AV: Prozentsatz derer, die den Handzettel am Scheibenwischer wegwerfen
- Ergebnis:
- Ohne Modell: 37%
- Mit Modell: 7%
- Interpretation:
- Hier wirkt eine andere deskriptive Norm (injunktive Norm bleibt gleich = wirkt ja unabhängig auf die Situation)
- Deskriptive Norm hat einen starken Einfluss auf das Verhalten
- Ausnahme: ein distinktes Stück Abfall in sauberer Umgebung
- Ergebnis:
- Sauberer Boden: 11% warfen Abfall weg
- Ein Stück Abfall: 4% warfen Abfall weg = am wenigsten!
- Überall Abfall: 27% warfen Abfall weg
- Interpretation:
- Erhöhte Aufmerksamkeit auf deskriptive Norm
- Deskriptive Normen wirken nur, wenn alle kooperieren.
- Z. B. indem man einen Bereich abfallfrei hält.
- Jedoch, wenn sich Müll ansammelt → ändert sich die deskriptive Norm:
Jeder lässt hier seinen Abfall einfach herumliegen!
- Und es wird noch mehr Abfall weggeworfen.
- Injunktive Normen wirken unabhängig vom einzelnen Verhalten
- Etablierung von injunktiven Normen durch:
- Modelle mit hohem Status innerhalb der Gruppe
- Gruppen von Personen (Verbündete)
- Einfluss von Minoritäten
- Konsistente, unerschütterliche Meinung
- Informativer sozialer Einfluss
- Neue Sichtweise, neue Ideen
Energie/Ressourcen sparen
- Energieverbrauch messbar machen
- Wasser, Strom, Kraftstoff
- Energieverlust begreifbar/deutlich machen
- Wärmeschutz bei Wohnhäusern
- Sparen als Wettbewerb
- Energieverbrauch in Fabrikabteilungen
- Mit Rückmeldung über Verhalten
- Energiesparende Maßnahmen um 27% gestiegen
- Mit Rückmeldung und Feedback über andere Abteilungen
- Energiesparende Maßnahmen um 61% gestiegen
- Wasserverbrauch in Duschräumen
- Großes Hinweisschild
- Kognitive Dissonanz, durch
- Öffentliches Statement zum Wassersparen
- Gleichzeitige Bewusstmachung des eigenen Verhaltens
Recycling
- Ziel: Einstellungsänderung (injunktive Normen verändern)
- Hohe Wirksamkeit, wenn wenig Recyclingbehälter zur Verfügung stehen
- Sind genügend Recyclingbehälter vorhanden, ist die Einstellung zweitrangig
Glück
- Befriedigende Beziehungen
- Glückliche Menschen verbringen mehr Zeit mit anderen Menschen und sind mit ihren Beziehungen zufriedener
- Flow (Premack-Prinzip = nur machen, weil es Spaß macht)
- Sich in einer herausfordernden aber machbaren Aufgabe verlieren
- Erleben von Selbstwirksamkeit
- Voraussetzung: Ziel-Personen-Passung
- Anderen Menschen eine Aufmerksamkeit erweisen
- Vermeidung von hedonischer Adaptation (Konsum macht kurzfristig glücklich; lässt jedoch schnell nach)
- Anderen Menschen eine Aufmerksamkeit erweisen
- UV: 3 Gruppen:
- Kontrollgruppe
- 5 gute Taten an einem Tag
- 5 gute Taten in einer Woche
- Versuchsdauer: 6 Wochen
- AV: Änderung im Wohlbefinden
- Ergebnisse:
- Kontrollgruppe: negative Änderung im Wohlbefinden
- 5 gute Taten an einem Tag: starke positive Änderung im Wohlbefinden
- 5 gute Taten in einer Woche: kaum (leicht negative) Änderung im Wohlbefinden
- Förderung sozialer Beziehungen
- Aufwertung des Selbstkonzeptes (
ich bin ein hilfsbereiter Mensch
)
- Voraussetzung: hohe Salienz der Taten (ist bei 5 guten Taten an einem Tag der Fall)
- Kein Zusammenhang zw. Ansteigen von materiellen Gütern und Glück
- Jedoch müssen die Grundbedürfnisse erfüllt sein (Obdach, genug Nahrung)
- Wenn Grundbedürfnisse erfüllt, steigert mehr Materielles nicht das Glück
- Materialisten (Werte: Geld und Besitz)
- geringeres Glückserleben
- weniger zufriedenstellende soziale Beziehungen
- Begründung für die Aufnahme des Studiums
- Möglichkeit viel Geld zu verdienen
- Anzahl enger Freundschaften
Stress-Erleben
Negative Lebensereignisse
- Stress als physische Reaktion des Menschen auf chronische, bedrohliche Lebensereignisse
- Reaktionen auf chronischen Stress → 3 Stufen
- Stufe I: Alarmreaktion
- Stufe II: Widerstand
- Stufe III: Erschöpfung
- Stress stellt das Ausmaß dar, wie stark Menschen als Reaktion auf ein äußeres Ereignis ihr Leben verändern und neu ausrichten müssen
- Social Readjustment Rating Scale
- 1. Tod des Ehegatten = 100
- 2. Scheidung = 73
- 7. Hochzeit = 50
- Leichte, vorübergehende Reaktionen auf stressreiche Ereignisse, gefolgt von einer schnellen Rückkehr zum normalen, gesunden Zustand
- (Menschen gehen unterschiedlich mit solchen Situationen um; manche haben längere Probleme, manche kommen schnell wieder zum Normalzustand zurück)
Wahrnehmung von Stress
- Stress = negative Gefühle und Überzeugungen, die entstehen, wenn Menschen sich außerstande sehen, den Anforderungen ihrer Umwelt gerecht zu werden. Stress hängt mit der Art und Weise zusammen, wie der Mensch die objektive Welt subjektiv wahrnimmt.
- (Es geht nicht um die Stressoren [Ereignisse, die Stress auslösen], es geht darum, wie objektive Ereignisse subjektiv wahrgenommen/bewertet werden)
- Copingprozess in 3 Phasen
- Abschätzung der Situation (primary appraisal)
- Abschätzung der eigenen Problemlösemöglichkeiten (secondary appraisal)
- Erneute Abschätzung (falls erforderlich; tertiary appraisal)
- Die subjektive Bewertung der Ereignisse
- Problemorientiertes Coping
- Verändere den Stressor oder den Bezug dazu mithilfe direkter Handlungen und/oder problemlösender Aktivitäten (z. B. Kampf od. Flucht).
- Emotionsorientiertes Coping
- Verändere dich selbst mithilfe von Aktivitäten, durch die man sich besser fühlt, ohne jedoch den Stressor zu verändern.
- Liste subjektiv bedeutsamer Stressoren durch VPs
- Experimentalgruppe
- Kontrollgruppe
- AV: Rate an Infektionen
- Ergebnis:
- Bei denjenigen, die viel Stress erlebt hatten, war die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie sich mit der Erkältung infizierten.
- Interpretation:
- Ein stärkeres Stresserleben ist mit einer niedrigeren Immunität ggü. Krankheiten verbunden.
Kontrollüberzeugung
- Kontrollüberzeugung = Locus of Control
- Die Tendenz, entweder anzunehmen, dass etwas geschieht, weil wir es kontrollieren bzw. steuern, oder aber davon auszugehen, dass es außerhalb unserer Kontrolle liegt, ob etwas gut oder schlecht läuft.
- Einfluss auf Gesundung bei schweren Erkrankungen → bei internalem LoC
Pflegeheim-Studie (Rodin und Langer [1977])
- Experimentalgruppe
- Eigenkontrolle: Filmabende, Grünpflanzen etc.
- Vergleichsgruppe
- Ebenso Filmabende, Grünpflanzen → jedoch ohne eigene Kontrolle
- Ergebnisse: Todesrate nach 18 Monaten
- 15% der Experimentalgruppe
- 30% der Kontrollgruppe
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Pflegeheim-Studie (Schulz und Hanusa [1978])
- Besuch von Studierenden über 2 Monate
- Experimentalgruppe: Kontrolle über die Treffen
- Vergleichsgruppe: Keine Kontrolle über die Treffen
- Ergebnisse:
- Positive Effekte der EG nach 2 Monaten
- Negative Effekte der EG nach dem Ende der Studie
- Todesrate in EG: 20%; in VG: 0%
- Interpretation:
- Kontrolle ist extrem wichtig!
- Jedoch ist es nicht gut, wenn diese gleich wieder entzogen wird; dadurch mehr Fokus darauf, dass sonst keine Kontrolle.
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- US-amerikanische Studierende gaben in einem Zeitraum von 1960 − 2002 eine zunehmend externale Kontrollüberzeugung an.
Selbstwirksamkeit
- Überzeugung, dass es im Bereich der eigenen Fähigkeiten liegt, bestimmte Handlungen auszuführen, die ein gewünschtes Ergebnis erzielen. Die Überzeugung kann über Situationen oder Fähigkeiten hinweg variieren.
- Ausdauer, Anstrengung
- Reduzierte Angst, guter Gesundheitszustand
- Raucherentwöhnungsprogramm (zufällige Zuteilung)
- Experimentalgruppe 1: Raucherentwöhnungsprogramm + Suggestion von Selbstwirksamkeit
- Experimentalgruppe 2: nur Raucherentwöhnungsprogramm
- Kontrollgruppe: ohne Behandlung
- Ergebnisse:
- In EG 1 hat mit Abstand der höchste Prozentsatz von Personen das Rauchen aufgegeben.
- Interpretation:
- Der Glaube, etwas auch wirklich tun zu können, hat einen starken Einfluss auf den Erfolg des Vorhabens.
Erlernte Hilflosigkeit
- Wahrgenommener Kontrollverlust/Misserfolg (negative Lebensereignisse)
- Attribution des Misserfolges als
- stabil → dauerhaft
- internal → durch die eigene Person bedingt
- global → unabhängig von der Situation
- Hilflosigkeit (Depression)
College-Studie mit Erstsemestern
- Experimentalgruppe
- Studienleistung verbessert sich im Laufe des Studiums
- Erfahrungsberichte von älteren Studierenden
- Statistiken
- Möglichkeit, Anpassungsschwierigkeiten external zu attribuieren
- Ergebnisse:
- Höhere durchschnittliche Punktzahl der EG
- Größerer Prozentsatz von Studis, die am College blieben in der EG
- Interpretation:
- Die Botschaft half, erlernte Hilflosigkeit zu vermeiden, die Lernmotivation der Studis zu steigern und unnötige Besorgnis um ihre Fähigkeiten zu entkräften.
Mathematik-Test bei Männern und Frauen
- Experimentalgruppe
- Test misst geschlechtsspezifische Leistungen
- Kontrollgruppe
- Im Test gibt es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede
- Ergebnisse:
- Misst der Test
geschlechtsspezifische Leistungen
, schneiden die Frauen weitaus schlechter ab.
- Interpretation:
- Die Frauen schneiden schlechter ab, wenn die denken, dass die Leistung internal bedingt ist (dass sie eine Frau sind), dauerhaft so ist (stabil) und auch in allen Tests (global).
Stress-Bewältigung
Geschlechtsspezifische Unterschiede
- Kampf-oder-Flucht-Reaktion (Fight-or-flight reaction)
- Macht vorwiegend für männliche Individuen Sinn
- Kümmern-und-Bindung (Tend-and-befriend reaction)
- Macht vorwiegend für weibliche Individuen Sinn (besonders Mütter und Schwangere)
Soziale Unterstützung
- Soziale Unterstützung = die Wahrnehmung, dass andere Menschen auf die eigenen Bedürfnisse reagieren und eingehen
- Erhöhung der Lebenserwartung
- bei Patientinnen mit Brustkrebs
- Längsschnittstudie über 12 Jahre
- Männer: Faktor 2 − 3
- Frauen: Faktor: 1 − 1,5
- Gemäß der Pufferhypothese ist soziale Unterstützung besonders in stressreichen Zeiten ausgesprochen hilfreich, da soziale Unterstützung dem Einzelnen hilft,
- das betreffende Ereignis als wenig oder gar nicht mit Stress verbunden zu interpretieren und
- die stressreichen Ereignisse weniger intensiv zu erleben und Coping-Stile zu entwickeln.
Persönlichkeit und Coping-Stile
- Unrealistischer Optimismus
- Die Mehrheit der Menschen glaubt, mehr positive und weniger negative Erlebnisse zu haben als der Durchschnitt.
Persönlichkeitstypen A und B
- Typ A
- Konkurrenzorientiert, ungeduldig, feindselig, aggressiv, herrschsüchtig
- Typ B
- Feindseligkeit; also Typ A
Verarbeitung traumatischer Ereignisse
- Niederschriften über traumatische Ereignisse, 4 Abende, jeweils 15 Minuten
- Kurzfristige Effekte
- Schlechtere Stimmung, Blutdruckerhöhung
- Langfristige Effekte
- Nach 6 Monaten: seltener körperlich erkrankt
- Mechanismus
- Strukturierung und Erklärung der Ereignisse → dadurch weniger nachdenken und auch kein Bedürfnis Gedanken zu unterdrücken
Stress-Prävention
- Erhöhung von Selbstwirksamkeit
- AIDS Prävention: Kondomgebrauch
Framing von Botschaften
- Verlust-Framing: Betonung des potenziellen Problems (
wenn Du weiter rauchst, kannst Du Lungenkrebs bekommen
)
- Anwendung: Bereits vorhandene Krankheit entdecken
- Gewinn-Framing: Betonung der Bedeutung von Gesundheit (
erhalte Deine Gesundheit
)
- Anwendung: Prävention von Krankheiten
Untersuchung zum Sonnenschutz
- Verlust-Framing: Haut untersuchen
- Fokus auf negative Konsequenz von Hautkrebs
- Gewinn-Framing: Sonnenschutzmittel benutzen
- Fokus auf die Erhaltung der Gesundheit
- Ergebnisse:
- Verlust-Framing: wirkt besser für Entdeckung von Hautkrebs (Leute suchen bei sich danach)
- Gewinn-Framing: wirkt besser für Prävention (Leute benutzen Sonnencreme)